Hoch über den Dächern von Frankfurt, in der 49. Etage des Commerzbank Towers, nahmen die Gewinner des diesjährigen STEP Awards im Rahmen einer Galavorstellung ihre Preise entgegen. Der seit 2006 einmal jährlich ausgelobte STEP Award – was für Spirit to Expand steht – wird von der Infraserv Höchst und dem F.A.Z.-Institut initiiert. Die Preisträger, Unternehmen aus den Branchen Chemie, Pharma, Life Science, Bio-/Nanotechnologie, Medizintechnik und Greentech, mit einem hohen Wachstumspotenzial, sollen durch den Preis eine Impuls für weiteres Wachstum erhalten. So gelang beispielsweise dem ersten Preisträger, dem Biotechnologie-Unternehmen GENEART, eine Weltmarktführerschaft im Bereich der Gensynthese.

Etwa 800 Unternehmen haben sich seit Bestehen des mit 100.000 EUR dotierten STEP Awards um die begehrte Auszeichnung beworben. Auch in diesem Jahr musste die Jury wieder aus rund 80 Bewerbungen die innovativsten Unternehmen mit dem höchsten Wachstumspotenzial herausfischen. Hauptförderer des STEP Award 2013 sind die Commerzbank AG, Clariant SE, die Deutsche Börse AG, das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung, die Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, der TÜV Hessen, Boeters & Lieck, die Chemstations Europe GmbH, die NanoTemper Technologies GmbH, Pricewaterhouse Coopers und die Wirtschaftsförderung Frankfurt GmbH. Die Kofinanzierung übernimmt der Europäische Fonds für regionale Entwicklung.

Gesamtgewinn für die fiagon GmbH aus Berlin

Den mit 100.000 EUR dotierten Hauptpreis überreichten die Initiatoren des STEP Award, Dr. Roland Mohr, Geschäftsführer von Infraserv Höchst, und Markus Garn, Mitglied der Geschäftsleitung des F.A.Z.-Instituts im feierlichen Rahmen an Dr. Timo Krüger und Dr. Dirk Mucha von der fiagon GmbH, Berlin. Neben 50.000 EUR in Bar sieht der Preis Servicedienstleistungen für das Unternehmen in gleicher Höhe vor. Die fiagon GmbH kann mit einer gelungenen Wachstumsstory aufwarten. Das in 2007 gegründete Unternehmen hat ein innovatives Navigationssystem entwickelt, ohne das minimal-invasive chirurgische Eingriffe nicht möglich wären.

Dabei muss man wissen, im Inneren des Körpers zu navigieren ist weitaus komplizierter als ein Auto in der Rushhour durch den Verkehr einer Großstadt zu lenken. Vorbei an Blutgefäßen und Nerven muss der Operateur seine Instrumente, ohne letztere zu verletzen, in das Operationsgebiet navigieren. Ein „Verfahren“ des Chirurgen kann dabei sehr viel schlimmere Konsequenzen als im Straßenverkehr haben.

Die Navigationssysteme, die Chirurgen aus den Fachrichtungen HNO, Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie und der Neuro- und Wirbelsäulenchirurgie sicher und stressfrei in das jeweilige Operationsgebiet leiten, beruhen auf dreidimensionalen Daten aus dem Computer-Tomografen. An der Spitze des Operationsbestecks, das durch kleine Öffnungen in den Körper gebracht wird, befinden sich kleinste Sensoren, die durch ein in den Operationstisch integriertes Messsystem Position und Ausrichtung der Instrumente im Körperinneren exakt detektieren.

Im Jahr 2008, also bereits ein Jahr nach seiner Gründung, konnte fiagon den ersten Prototyp vorstellen. 2010 wurden dann die ersten „Körpernavis“ auf den Markt gebracht. Seit 2012 gilt das Geschäftsmodell der fiagon GmbH, auf Grund der hohen Nachfrage, als etabliert. Aktuell arbeiten 28 Mitarbeiter bei fiagon und neben Kunden in Europa beliefert das Unternehmen seit 2013 auch Kunden in den USA und China.

Kategorienpreise für AiCuris, DELACON Biotech, Neaspec und sunfire

Neben dem Hauptpreis wurden Auszeichnungen in folgende Kategorien vergeben: „Markt/Kunde“, „Produkt/Technologie“ und „Finanzen“ sowie ein Doppelsieg in „Prozesse“ & „Nachhaltigkeit“. In der Kategorie Finanzen trug die AiCuris GmbH den Sieg davon. Die 2006 von Bayer ausgegründete Infektionsforschung, entwickelt unter dem Namen AiCuris neuartige antivirale und antibakterielle Wirkstoffe gegen verschiedene Infektionskrankheiten und hat den zunehmenden Resistenzen der Mikroorganismen den Kampf angesagt.

Der Preis in der Kategorie „Markt/Kunde“ geht in diesem Jahr an die österreichische DELACON Biotechnik GmbH mit Sitz in Steyregg. Als Weltmarktführer pflanzlicher Futterzusatzstoffe erforscht, entwickelt und produziert das Familienunternehmen aus Österreich standardisierte Futtermittelzusätze aus ätherischen Ölen, Kräutern und Gewürzen. Mit seinen natürlichen Produkten trägt Delacon auch zur Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen und Ammoniak bei.

Preisträger in der Kategorie „Produkt/Technologie“ ist die Neaspec GmbH aus Martinsried, die mit NeaSNOM ein einfach zu bedienendes optisches Nahfeld-Mikroskop mit einer ganz neuen und patentierten optischen Hintergrundunterdrückung entwickelt hat. NeaSNOM kombiniert dabei die nanoskalige Auflösung der Rasterkraftmikroskopie (AFM) mit der analytischen Stärke der Infrarot- und sogar THz-Bildgebung & Spektroskopie. Eine Technik, die künftig moderne nanoanalytische Diagnosen ermöglicht, sich aber auch für Anwendungen in der Physik, der Chemie und der Halbleitertechnik eignet.

Der Doppelpreis „Prozesse“ & „Nachhaltigkeit“ des STEP Awards geht 2013 an die sunfire GmbH aus Dresden und damit an ein Unternehmen aus der Energiebranche. sunfire entwickelt seit 2008 eine Technologie, mit der sich Kohlendioxid und Wasser unter Nutzung erneuerbarer Energie zu Kohlenwasserstoffen wie Benzin, Diesel, Kerosin, Methangas und Wachs umwandeln lassen. Doch nicht nur das Problem der Speicherung könnte die Technologie lösen, auch ihre Zurückwandlung in Strom soll mit hohen Wirkungsgraden möglich sein. Dies gelingt wohl durch das Kernstück der Technologie, die Dampfelektrolyse, die im umgekehrten Brennstoffzellenmodus heute schon in dezentralen Kraft-Wärme- Kopplungsanlagen Anwendung findet. Die Technik könnte das Potenzial der erneuerbare Energien weiter ausbauen, so könnten sie beispielsweise auch in den Bereichen Mobilität und Chemie nutzbar gemacht werden.

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