Dr. Martin Steinbach
Dr. Martin Steinbach

Weltweit haben Anzahl und Volumen der Börsengänge im zweiten Jahr in Folge zugelegt. Insgesamt wurden 1.206 Börsengänge (+35%) mit einem Volumen von über 257 Mrd. USD (+50%) gezählt. Der mit weitem Abstand größte Börsengang war Alibaba aus China mit über 25 Mrd. USD IPO-Volumen, gefolgt von der National Commercial Bank aus Saudi-Arabien (rund 6 Mrd. USD). Regional führt der Primärmarkt „Asia Pacific“ mit 546 IPOs, gefolgt von „EMEIA“ (Europe, Middle East, India, Afrika) und „Americas“. Bezogen auf das IPO-Volumen führt dagegen die Region „Americas“ mit rund 100 Mrd. USD IPO-Volumen vor „EMEIA“ und „Asia Pacific“.

Europa mit stärkstem Wachstum

Das stärkste Wachstum im Primärmarkt konnte Europa verzeichnen: Das IPO-Volumen verdoppelte sich auf über 62 Mrd. USD, die Zahl der IPOs stieg im Jahr 2014 um 62% auf 259. Besonders aktiv waren Private-Equity- und Venture-Capital-Investoren, die zahlreiche Portfoliounternehmen an die Börse führten. Auf dem europäischen Gesamtmarkt entfielen 21% der IPOs und sogar 47% des Emissionsvolumens auf solche Transaktionen. Ursache ist die gestiegene Attraktivität der Exitoption IPO im Vergleich zum Trade Sale oder dem Verkauf an strategische Investoren. Mit einem Anteil von 20% des Transaktionsvolumens aller umgesetzten Exitoptionen erreicht der Börsengang 2014 als Exitweg ein Rekordhoch. Unter den größten zehn IPOs stammen sogar sechs aus dem Portfolio von Private-Equity- oder Venture-Capital-Investoren.
Getragen ist diese Entwicklung unter anderem von hohen Indexständen und Bewertungsniveaus, von geringer Volatilität und Bond Yields auf historisch niedrigem Niveau. Zudem lässt der gesunkene Eurokurs im Vergleich zum US-Dollar das Investoreninteresse am Euroraum steigen.

Optimistischer Ausblick auf 2015

Der IPO-Markt hat 2014 ein Drei-Jahres-Hoch erreicht. Europa hat aufgeholt und aufgeschlossen in der Liga der weltweiten Börsenplätze und spielt nach Anzahl der IPOs und Volumen im Mittelfeld zwischen Asien und Amerika. Bei einem weiterhin positiven Sentiment und bei voraussichtlich guten Unternehmenszahlen ist das ein gutes Signal für die kommende IPO Saison. Sofern sich die geopolitischen Risiken nicht verschärfen, bleibt das IPO-Fenster in Europa und Deutschland aus heutiger Sicht für gut vorbereitete Börsenkandidaten weit offen.

Von den europäischen Börsenplätzen sind gemessen am IPO-Volumen drei (LSE, Euronext und Bolsa de Madrid) wieder unter den TOP 10 weltweit vertreten. Unter den zehn größten IPOs in Europa befanden sich die NN Group an der Euronext, AA plc in London und Rocket Internet als größter Neuzugang im Technologiesektor an der Deutschen Börse.
Besonderen Appetit hatten Investoren bei IPOs aus den Sektoren Healthcare, Technology und Industrials. Dabei spielte die Größe der Transaktion eine große Rolle, denn im Gegensatz zu den USA ist das durchschnittliche IPO-Volumen in der Region „EMEIA“im dritten Jahr in Folge gestiegen und beträgt nun rund 100 Mio. EUR.

Deutsche Primärmarktaktivität auf Vorkrisenniveau gestiegen

Auf dem hiesigen Primärmarkt war ein Anstieg der IPO-Aktivität gegenüber dem Vorjahr und auf das Vorkrisenniveau von 2007 zu verzeichnen. Deutlich zugenommen haben zudem Börsengänge deutscher Unternehmen an ausländischen Börsen.
Mit den Neuemissionen von Braas Monier, Stabilus, SLM Solutions, Zalando, Rocket Internet, TLG und Hella haben insgesamt sieben deutsche Unternehmen in Frankfurt ihr Börsendebüt gefeiert. Die überwiegende Mehrheit ist Private-Equity- bzw. Venture-Capital-finanziert. Aus dem Ausland ergänzten weiterhin das Dual Listing der österreichischen Buwog und drei chinesische Unternehmen den Kurszettel im Rahmen einer Neuemission an der Frankfurter Wertpapierbörse.

Zudem hat sich mit Voxeljet, Orion, Affimed, Probiodrug und Innocoll in diesem Jahr eine größere Anzahl deutscher Unternehmen, primär aus dem Technologiesektor, für einen ausländischen Marktplatz bei ihrem Börsengang entschieden. Weltweit lag der Anteil solcher „Cross Border-IPOs“ bei gerade einmal bei 11%. Vor diesem Hintergrund sind die jüngsten IPO-Aktivitäten deutscher Unternehmen im Ausland eine bemerkenswerte Entwicklung für den hiesigen Primärmarkt.

Optimistischer Ausblick auf 2015

Der IPO-Markt hat 2014 ein Drei-Jahres-Hoch erreicht. Europa hat aufgeholt und aufgeschlossen in der Liga der weltweiten Börsenplätze und spielt nach Anzahl der IPOs und Volumen im Mittelfeld zwischen Asien und Amerika. Bei einem weiterhin positiven Sentiment und bei voraussichtlich guten Unternehmenszahlen ist das ein gutes Signal für die kommende IPO Saison. Sofern sich die geopolitischen Risiken nicht verschärfen, bleibt das IPO-Fenster in Europa und Deutschland aus heutiger Sicht für gut vorbereitete Börsenkandidaten weit offen.

Zum Autor:

Dr. Martin Steinbach ist Executive Director bei EY und verantwortet seit April 2011 den Bereich IPO und Listing Services in Deutschland, Schweiz und Österreich. Darüber hinaus leitet er das IPO Leader Netzwerk in Europe, Middle East, India und Afrika.

Der Beitrag erschien zuerst im GoingPublic Magazin 1/2 Ende Dezember.

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