VW testet den Soladiesel bereits erfolgreich. Foto: Solazyme
VW testet den Soladiesel bereits erfolgreich. Foto: Solazyme

Seine Entdeckung hat unsere Welt verändert und die schwindenden Ressourcen stellen uns schon heute vor immense Herausforderungen. Intelligente Alternativen zum Erdöl sind deshalb gleichermaßen gefragt bei Investoren und Industriepartnern. Solazyme hat eine intelligente Alternative perfektioniert.

Erfolgsrezept – Algen unter Stress
Wenn es nach Harrison Dillon, einem Mitbegründer von Solazyme geht, sind Algen der künftige Erdölersatz. Seit rund drei Milliarden Jahren decken die zu den Pflanzen zählenden Algen ihren Energiebedarf durch Photosynthese, eine Form der Energiegewinnung die lange Zeit das größte Hemmnis ihrer großtechnischen Produktion darstellte. Mit einem gentechnischen Trick ist es Solazyme gelungen, Algen nun im Dunkeln wachsen zu lassen. Anstelle von Licht nutzen die Algen Zucker aus billiger Biomasse wie Holzabfällen zum Wachstum. Für das „Up-Scaling“ setzen die Kalifornier auf riesige Fermenter, wie man sie auch aus der Bakterienkultivierung kennt. Seither können sie Algen in großer Zahl züchten. Doch die Algenmenge ist nicht alles, wichtig ist vor allem der Fettgehalt, der in Algen in der Regel nicht über 10 Prozent liegt. Doch auch hier fanden die Forscher aus Menlo Park eine Lösung. Durch Nährstoffmangel setzen sie die Algen unter Stress und schrauben so deren Fettsynthese auf 80 Prozent, das ist rund 30 Mal mehr als bei herkömmlichen Energiepflanzen, wie beispielsweise Raps. Bei seiner Suche nach der für Biodiesel optimalsten Algenart hat Solazyme tausende der über 30.000 Arten untersucht. Dabei ist man auch auf Algen gestoßen, die ein Öl ähnlich dem Olivenöl synthetisieren und nun in Lebensmitteln weniger gesunde Fette ersetzen soll. Auch eine chemische Verbindung mit positiven Eigenschaften gegen Hautalterung fand Solazyme bei der Suche nach der Superalge und nutzt diese nun in einer eigenen Kosmetiklinie. Dennoch liegt der Fokus laut Dillon weiterhin auf Ausbau und Optimierung der Biodiesel Produktion. Da sich der Algendiesel chemisch nicht von herkömmlichem Diesel unterscheidet, gleichzeitig aber deutlich umweltfreundlicher ist, hat auch die Autoindustrie schon ihr Interesse bekundet. So kooperiert beispielsweise der deutsche Autobauer VW mit dem kalifornischen Unternehmen und Chevron ist als strategischer Investor engagiert. Algendiesel ist aber nicht nur umweltfreundlich, er lässt sich auch ohne finanzielle Aufwendungen über die gleiche Infrastruktur vertreiben. Negative Auswirkungen wie im Falle des Bioethanols hat der Konsument laut Solazyme ebenso wenig zu befürchten wie eine verringerte Motorleistung. Letzteres bestätigte auch Christoph Maume von VW in einem Interview im deutschen Fernsehen. Ob sich Algenöl im globalen Konkurrenzkampf um Erdölsubstitute durchsetzen kann bleibt abzuwarten. Die Chancen stehen aber nicht schlecht. Nicht nur der schnellen Produktion und der effizienten Ausbeute wegen, sondern auch weil der Preis von unter 1000 US-Dollar pro Tonne bereits jetzt sehr günstig ist.

Von Branson bis Unilever: Private Equity in Hülle und Fülle
Die Gründung und Finanzierung von Solazyme ist das, was gemeinhin als Erfolgsgeschichte bezeichnet wird. Gleichzeitig zeigt sie, nur mit ausreichend haftendem Eigenkapital sind Innovationen erfolgreich realisierbar. Die Liste der Investoren ist lang und reicht von Virgin Inhaber und Milliardär Richard Branson über Chevron Technology Ventures bis zum „Global Player“ Unilever. Der Börsengang ermöglichte dem kleinen Unternehmen aus Menlo Park eine Marktkapitalisierung von aktuell rund 600 Millionen US-Dollar. Blue Crest Capital Finance, L.P., das innovative Start-ups seit 1998 mit einem Gesamtvolumen von über 1,5 Milliarden US-Dollar finanziert hat, investierte 2007 5 Mio. US-Dollar in den Algenproduzenten und ließ die Wagniskapitalförderung auf 76 Mio. US-Dollar klettern. Eine Summe, von der europäische Unternehmen nur träumen können. Die Finanzierungsrunde in 2009, an der sich Braemar Energy Ventures, Lightspeed Venture Partners, The Roda Group, Harris & Harris Group LLC und VantagePoint Venture Partners beteiligten, spülte weitere 57 Mio. US-Dollar in die Kasse. Ein erster Schritt in Richtung Kommerzialisierung von Algendiesel war die Entwicklungskooperation mit Chevron Technology Ventures, die Solazyme 2008 unterzeichnete. Zuvor hatte der Soladiesel den vom Southwest Research Institute (SwRI) durchführten Tauglichkeitstest zur Verwendung als Düsentreibstoff mit Bravour bestanden. Auch die Prüfung auf Umweltverträglichkeit auf Basis des Argonne National Laboratories GREET Models verlief positiv, Algen-Biodiesel produziert zwischen 85 und 95 Prozent weniger Treibhausgase als Standarddiesel und Biokraftstoffe der ersten Generation. Messungen des National Renewable Energy Laboratory (NREL) zeigten zudem, durch SoladieselBDTM gelangen 30 Prozent weniger Partikel, 20 Prozent weniger Kohlenmonoxid und 10 Prozent weniger Kohlenstoffverbindungen in die Umwelt. Mit rund 22 Mio. US-Dollar Fördergeldern der US-Regierung nahm Solazyme in 2009 die erste integrierte Bioraffinerie im Bundesstaat Pennsylvania in Angriff. Eine erneute Finanzierungsrunde in 2010 spülte weitere 50 Mio. US-Dollar in die Kriegskasse. Die Einnahmen aus der ersten Kosmetiklinie Algenist® und dem Olivenöl-ähnlichen Algenöl fließen gleichfalls in die Weiterentwicklung der Biodiesel Produktion.

Fazit – Intakte Wachstumsstory
Mit seinem Business Modell trifft Solazyme den Nerv der Zeit. Beim aktuellen Kurs von etwa 11,50 US-Dollar notiert der Wert zwar deutlich unterhalb seinen 52-Wochenhochs von 16,31 US-Dollar dennoch ist die Wachstumssto

ry intakt. Soladiesel wurde für die kommerzielle Nutzung durch die Environmental Protection Agency (EPA) zugelassen. Daneben testeten die U.S. Navy und Boeing den algenbasierten Treibstoff. Kein Wunder also, dass es auch Auszeichnungen hagelt. In 2011 wurde Solazyme zu einem der am schnellsten wachsenden US-Unternehmen gekürt und durfte sich mit dem Titel „Hottest Company in Bioenergy“ schmücken. Der Umsatz wuchs in 2012 auf 44,1 Mio. USD im Vergleich zu 39 Mio. im Vorjahr. Der Nettoverlust stieg, auf Grund der Wachstumsstrategie, von 54 Mio. in 2011 auf 83,1 Mio. in 2012 (GAAP-basiert). Für 2013 liegt der Fokus auf Fertigstellung der Produktionsstätten zur Großproduktion von Soladiesel sowie der Umsetzung der Kommerzialisierungsstrategie für die verschiedenen Algenöle. Bereits 2014 erhofft sich Solazyme bedeutende Umsätze aus dem Verkauf des Algenöls. Mit 250 Millionen frischem Kapital konnte Solazyme seine finazielle Position in Q1/13 stärken. Tyler Painter, CFO bei Solazyme, sieht das Unternehmen in der Spur für weitere Erfolge. Der Weg zur Profitabilität ist zwar noch lang, auch die Anzahl der Aktien ist seit IPO von 43 auf 61 Millionen geklettert, was zu einer Verwässerung des Aktienwertes beigetragen hat. Wer Solazyme dennoch im Auge behalten möchte findet das an der Nasdaq gelistete Unternehmen unter dem Kürzel SZYM.

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