Der Schweizer Pharmagigant Roche wolle künftig seinen Fokus auf eher kleine Unternehmen legen,  bekundete CEO Severin Schwan kürzlich in den Medien und befestigte damit seine Akquisitionspläne. Roche werde sich an der aktuellen Übernahmewelle mit Milliarden-Kaufsummen wohl nicht beteiligen, sondern seiner altbewährten Strategie folgen. Diese Strategie sähe eher kleine Übernahmen und Partnerschaften vor, so Severin Schwan laut den Berichten.

Seit der Übernahme der amerikanischen Biotechnologie-Firma Genentech für einen sagenhaften Preis von 46,8 Mrd. USD im Jahr 2009, hat Roche keinen ähnlich großen Deal eingefädelt. Außerdem ist Roche in der Branche als sehr disziplinierter Käufer bekannt. Über Wert würde Roche nicht auf Einkaufstour gehen, lieber würde man sich zurückziehen und auf eine andere Kaufgelegenheit warten, sagt der CEO.

Severin Schwan, CEO Roche
Severin Schwan, CEO Roche

Bewertungen aktuell zu hoch
In diesem Jahr hat Roche bereits einige kleinere Diagnostik-Unternehmen aufgekauft und erst Anfang des Monats eine Vereinbarung zur Übernahme des privaten US-Biotechnologie-Unternehmens Seragon Pharmaceuticals für eine Kaufsumme von 1,7 Mrd. USD unterzeichnet. Die Kriterien für eine Übernahme seien bei Roche klar, so Schwan. Der Konzern setzt auf Unternehmen die exzellent in die beiden Geschäftsbereiche Pharmazeutika und Diagnostika passen.

Darüber hinaus ist wichtig, dass das neue Produkt oder die Technologie eine Verbesserung zum aktuellen Standard darstellen. Nur dann zöge man bei Roche eine Übernahme überhaupt in Erwägung. Die aktuell hohen Bewertungen vieler Übernahmekandidaten kann der Roche-Chef nicht nachvollziehen, so dass auch der Appetit für Übernahmen drastisch zurückgegangen sei. Auch hätten interne Angelegenheiten bei Roche stets Vorrang vor überteuerten Akquisitionen, meint Schwan.

Inversion, ein eher bedenklicher Antrieb
Vergangene Woche hatte sich die amerikanische Abbvie durch den Kauf der britischen Shire den Zugang zu Medikamenten gegen seltene Erkrankungen gesichert und dafür umgerechnet 40,4 Mrd. EUR auf den Tisch gelegt. Im Vergleich zum ersten Angebot ist dies ein Aufschlag von 36%. Seit Beginn des Jahres folgt ein Megadeal dem anderen, wobei nicht nur neue Produkte, sondern vor allem auch Steuervorteile die Milliardenübernahmen befeuern. Unter dem Stichwort „Inversion“ wollen immer mehr Unternehmen ihren Firmensitz, durch die Übernahme einer ausländischen Firma, in ein anderes Land verlegen, um die Steuerlast im eigenen Land zu verringern. Ein eher bedenklicher Antrieb für eine Übernahme.

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