Tim Sichting, European China Desk, BDO International

Am 24. Juni 2013 ist in Frankfurt in den Räumen der Deutschen Börse die erste Sino-German China Outbound M&A Conference veranstaltet worden. War die Deutsche Börse in Frankfurt in den letzten Jahren noch eher aktiv im Themenfeld der Börsengänge aus China nach Deutschland, so war an diesem Tag das Thema M&A auf der Tagesordnung.

Neben der BDO veranstalteten diese Konferenz u.a. die Hamburger Privatbank M.M. Warburg sowie die chinesische Großbank ICBC, Deutschlands größte Anwaltskanzlei CMS Hasche Sigle, die Corporate-Finance-Beratung Plumbohm, aber auch die Deutsche Börse sowie die Deutsch-Chinesische Wirtschaftsvereinigung DCW.

Ziel der Konferenz war es, chinesischen Entscheidern eine Plattform zum Austausch über das Thema Akquisitionen in Deutschland zu bieten. Dieses spiegelte sich auch dadurch wieder, dass chinesische Redebeiträge nicht ins Englische übersetzt wurden.

Insgesamt haben rund 100 Teilnehmer die Konferenz besucht, so dass sogar die Sitzmöglichkeiten knapp wurden. Ein ganz besonderes Highlight war die Keynote von Zhang Min, dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats der Dürkopp Adler AG. Zhang verstand es, die chinesischen Gäste zum einen gut zu unterhalten, zum anderen konnte er bereits von drei Akquisitionen berichten und so die anderen Zuhörer an seinen Erfahrungen teilhaben lassen. 2005 erwarb die chinesische Muttergesellschaft SGSB (auch „ShangGong“) die Dürkopp Adler AG. Im März 2013 wurde die Pfaff Industriesysteme und Maschinen AG erworben. Eine dritte Transaktion steht Zhang zufolge kurz vor dem Closing.

Zunächst berichtete Herr Zhang darüber, warum ShangGong überhaupt in Deutschland investiert hat und davon, dass Anfang der Jahrtausendwende auch die chinesischen Behörden noch wenig Erfahrung mit den Genehmigungsprozessen zu einem Investment im Ausland hatten. Auch sei ShangGong über die Jahre viel erfahrener geworden. Die erste Transaktion in Deutschland habe rund sieben Monate gedauert, das Closing der dritten Transaktion wird vermutlich ein bis zwei Monate in Anspruch nehmen.

Besonders ausführlich berichtete Zhang von Faktoren, die den Erfolg einer Übernahme in Deutschland positiv beeinflussen können. Er betonte unter anderem, dass sich die chinesischen Investoren der deutschen Kultur und Mentalität anpassen und öffnen müssen. Regelmäßige Kommunikation ist wichtig, er selbst würde fünf Mal im Jahr von China nach Deutschland reisen und sich hier vor Ort hier mit dem deutschen Management besprechen. Überhaupt betonte Zhang, dass es ihm wichtig sei, das deutsche Management vor Ort zu erhalten und möglichst wenig Einfluss aus China zu nehmen. Er habe im Verlauf der Jahre nur zwei Manager aus China nach Deutschland entsandt, um die Kommunikation zwischen den chinesischen Gesellschaftern und dem deutschen Management zu verbessern.

Auch mit dem Thema Due Diligence beschäftigte sich der chinesische Unternehmenschef in seinem Vortrag intensiv. Zwar ist die Durchführung einer Due Diligence in Deutschland üblich – in China aber nicht unbedingt. So machte Zhang deutlich, dass eine gut durchgeführte Due Diligence bei einem Target im Ausland sehr wichtig ist.

Ganz pragmatisch zeigte sich Zhang im Umgang mit dem Betriebsrat in Deutschland. Chinesische Eigentümer müssten erst einmal verstehen, welch umfassende Rechte der deutsche Betriebsrat besitzt. Danach sei es wichtig, eine gute Kommunikation zwischen dem Betriebsrat und dem chinesischen Management zu etablieren, danach ergebe sich auch eine gute Zusammenarbeit.

Da die Konferenz und das anschließende Networking von allen Beteiligten als großer Erfolg betrachtet werden, ist zu erwarten, dass sich weitere Konferenzen in Deutschland und China anschließen werden.

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