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Das Berliner Start-up Merantix Healthcare hat mit Hilfe der Software Vara ein KI-basiertes Krebsscreening entwickelt, das einen entscheidenden Beitrag zur Früherkennung von Krebserkrankungen leistet. Durch eine Ausgründung aus dem Start-up-Studio Merantix, gemeinsam aufgebaut vom Schweizer Unternehmer Jonas Muff und Stefan Bunk, Absolvent des Hasso-Plattner-Instituts, ist das innovative Jungunternehmen entstanden. Seit 2018 agiert Vara als eigenständiges Unternehmen innerhalb des Merantix-Portfolios, jetzt auch unter dem Namen Vara und hatte bisher 9,5 Millionen Euro gesammelt.

Anfang des Jahres hat diese Software die Zulassung erhalten und ist somit die erste CE-zertifizierte KI-Software für die Krebsvorsorge in Deutschland. Dies ist ein Meilenstein für die Befundung in deutschen Kliniken, denn bislang gilt in Deutschland das Vier-Augen-Prinzip, die Begutachtung muss stets von zwei Radiologen vorgenommen werden. Da jedoch laut einer Statistik des deutschen Mammografie-Screening-Programms glücklicherweise neun von zehn Befunden unauffällig sind, können mit Hilfe von Vara Ressourcen geschont werden. CEO Jonas Muff stellt dazu fest: „Die repetitive Fließbandarbeit kostet Krankenkassen heutzutage Millionen, obwohl sie durch KI für einen Bruchteil der Kosten erledigt werden kann.“ Vara habe man auf einem der weltweit größten Brustkrebs-Datensätze mit mehr als zwei Millionen Aufnahmen trainiert. „So erhalten sie mehr Zeit, sich auf die kritischen Befunde zu konzentrieren, ermüden nicht so schnell und machen weniger Fehler.“ Die Software für maschinelles Lernen hilft Radiologen, Krebs in Mammographien zu erkennen, indem sie die gesunden Fälle aus ihrem Arbeitsvorrat herausfiltert, sodass sie sich auf die mehrdeutigen Fälle konzentrieren können, die dringend behandelt werden müssen. Neben einer Diagnosehilfe ist die Plattform ein End-to-End-Workflow- und Berichtssystem, das auf mehreren Workstations verwendet werden kann.

Die Serie-A-Finanzierung in Höhe von 6,5 Millionen Euro ist nun ein wichtiger Meilenstein. Die Kapitalerhöhung wurde vom kanadischen Risikokapitalgeber OMERS Ventures angeführt. Als weitere Investoren waren Think.Health, Soleria Capital und Plug and Play aus dem Silicon Valley dabei. Bryony Marshall von OMERS Ventures wird dem Vorstand von Vara beitreten.

Das Start-up hat sich mit Radiologiegruppen und Teleradiologieanbietern zusammengetan, um seine Screening-Programme in Deutschland, Spanien, Polen, Österreich und der Schweiz anzubieten, und befindet sich „in fortgeschrittenen Diskussionen, um Kooperationen in Großbritannien aufzubauen“. Die jüngste Investition wird in die weitere Expansion Europas fließen und einen Weg finden, um „riesige Datenpools zur Verbesserung der finanziellen und klinischen Ergebnisse“ zu nutzen. Im nächsten Schritt soll zudem der US-amerikanische Markt angepeilt werden. Aber zunächst liegt der operative Fokus in Europa.

KI gestützte Befundung scheint momentan im Trend zu liegen: Erst im April konnte Smart Reporting erfolgreich eine Serie B-Finanzierung abschließen.

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