Stehen an der Wall Street jetzt LKW-Anhänger mit heruntergeklappter Seitenwand, darauf Händler, die wie an einer Resterampe die Effekten feilbieten? „Für 100 Dollar nur heute nicht 20, nicht 30, nicht 50, nein 75 General Motors. Und weil Ihr es seid: Noch 20 AIG und 20 Citi obendrauf.“ Hamburger Fischmarkt goes Manhattan, oder was?

Wer auch immer gestern zum Handelsauftakt in New York auf der Käuferseite stand, Schnäppchenjäger waren es jedenfalls nicht. Vielleicht Anleger, die richtig lagen und ihre in der Vorwoche eingegangenen Short-Positionen nun deckten. Vielleicht ziemlich bemitleidenswerte Fondsmanager, die zum Beispiel aus langfristigen Pensionsverträgen Mittelzuflüsse in Aktien tauschen mussten. Vielleicht charttechnisch orientierte Anleger, die aus ihren Kerzen, Hämmern, Keilen und sonstigen Instrumentarien Aufwärtspotenzial ermittelt hatten.

Schnäppchen, das hört sich nach konkurrenzlos billigen Angeboten an, die wegen des endenden Winters, der nahenden Mindesthaltbarkeit oder des bevorstehenden Modellwechsels der geneigten Konsumentenschaft angeboten werden. Kann schon sein, dass bei der einen oder anderen Aktie das MHD wg. Insolvenz näher liegt als es derzeit den Anschein hat. Schnäppchen sind das dann freilich nicht. Schnäppchen – dem haftet so etwa Kaufreiz-auslösendes an: Da gibt es etwas billig, das will ich auch haben.

Kurzum: Auch wenn die Kurse immer wieder mal kräftig nach Süden rumpeln – von Schnäppchen zu sprechen ist in der aktuellen Situation hinreichend blauäugig, in jedem Fall wertend und damit mindestens unangebracht.

Stefan Preuß

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