Die Emission

1,5 Mio. MIFA-Aktien sollen vom 10. bis 14. Mai zum Festpreis von 9,25 Euro plaziert werden, als Datum der Erstnotiz gilt der 17. Mai. 1 Mio. Aktien stammen aus einer Kapitalerhöhung, die bereits im Handelsregister eingetragen ist. Offensichtlich hat Konsortialführer Merck Finck hierfür das Underwriting übernommen. An einem erfolgreichen Verlauf des IPO besteht daher – um es vorweg zu nehmen – kein Zweifel. Weitere 0,5 Mio. Aktien werden von den bisherigen Gesellschaftern abgegeben.

 

Das Unternehmen

Die Mitteldeutsche Fahrradwerke AG blickt zurück auf eine fast 100jährige Unternehmensgeschichte (Gründung 1907 in Sangerhausen). Ostdeutscher Sozialismus und spätere Mißwirtschaft führten die MIFA 1996 jedoch in den Konkurs. Das vorläufige Ende des Weges für die MIFA war jedoch zugleich der Anfang eines neuen, denn mit der Übernahme der Auffanggesellschaft SFG Sachsen-Anhalt Fahrradbau GmbH übernahmen die heutigen Gesellschafter Peter Wicht und Michael Lehmann die Unternehmensgeschicke. Ein Jahr später kehrte die Gesellschaft unter ihrem bisherigen Markennamen MIFA zurück, ein entsprechender Strategieschwenk in Richtung Handelsketten und Versandhäuser sorgte für die Basis des heutigen Erfolgs. 2004 schließlich folgte die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft mit dem konkreten Ziel, das Unternehmen auch an die Börse zu „steuern“.

Umfeld & Business

Im letzten Jahr war die MIFA noch die Nummer 2 der inländischen Anbieter mit 535.000 produzierten Fahrrädern, ein Plus von 34 % gegenüber 2002. Innerhalb der letzten drei Jahre stieg der Marktanteil von 7 auf nunmehr 17 % innerhalb Deutschlands und dürfte MIFA im laufenden Jahr erstmals die inländische Spitzenposition einbringen. Der gesamte Fahrradbestand Deutschlands belief sich dabei im letzten Jahr auf 66 Mio. oder knapp 0,8 pro Einwohner (Niederlande: 1,1). Wachstumspotential sieht MIFA daher vor allem im europäischen Ausland. Das Unternehmen möchte dabei mit großen Kunden wie Aldi, Metro, Kaufland, Neckermann, OBI, die über Dependancen in ganz Europa verfügen, expandieren. MIFA produziert erst auf feste Kontraktzusagen dieser Großkunden hin, eine Produktion „auf Halde“ existiert also nicht. Ein Remissionsrecht, wie oft bei Discountern üblich, sehen die Kaufverträge ebenfalls nicht vor, wie MIFA-Vorstand Peter Wicht im Gespräch mit GoingPublic erläuterte. Die notwendigen Vorfinanzierungen entsprechender Produktionslots stellten bis dato den größten limitierenden Faktor im Geschäft der MIFA dar. Mit dem Mittelzufluß aus dem IPO – 9,25 Mio. Euro abzüglich der üblichen Kosten – soll dementsprechend die Expansion und die Finanzierung größerer Projekte angeschoben werden. Projekten, wie dem geplanten Handel mit Ersatzteilen, kommt eine untergeordnete Bedeutung zu.

Unterjährig zyklischer Geschäftsverlauf

Bei MIFA verläuft das Geschäft unterjährig sehr zyklisch, denn im Winter werden nur wenige Fahrräder verkauft. In Q1 werden die Fahrräder weitgehend produziert, in Q2 erfolgt der Auftragseingang für das Folgejahr, Q3 wird vom Materialeinkauf bestimmt, und in Q4 läuft laut MIFA die Produktion auf vollen Touren. Dies hat zur Folge, daß der Finanzierungsbedarf in Q3 deutlich ansteigt und im Folgequartal am größten ist. Der weitaus größte Umsatz wird jedoch erst in Q2 des Folgejahres erzielt.

Finanzplanung

Speziell seit dem Jahr 2000 wächst MIFA dynamisch. Angesichts der zuvor angedeuteten neuen finanziellen Möglichkeiten könnte ab 2005 ein signifikanter Umsatzsprung möglich sein. Da die gesamte Produktion auch weiterhin in einem einzigen, effektiv betriebenen Werk über die Bühne geht, wird MIFA ihre ansehnliche operative Marge (2003: 7,3 %) weiter erhöhen können. Im übrigen sollen künftig jeweils 40 bis 50 % des Netto-Ergebnisses als Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet werden.

Geschäfte mit nahestehenden Personen – Managementqualität

Bislang alleiniger Vorstand der MIFA ist Peter Wicht. Mittelfristig soll ein weiterer Vorstand – zuständig für das Finanz-Ressort – hinzukommen. Wicht hält nach dem IPO knapp 36 % am Unternehmen. Er ist ferner mit 32,5 % an der Hyrican Informationssysteme AG beteiligt, die im Juli 2000 an die Börse ging. Der Hyrican-Kurs hat sich seit dem IPO, trotz negativem Branchenumfeld, etwa verdoppelt. Wichts Geschäftspartner Michael Lehmann hält Beteiligungen in gleicher Höhe an MIFA und Hyrican. Lehmann ist zudem Vorstandsvorsitzender von Hyrican. Beide genossen in Finanzkreisen bislang einen guten Ruf. Während der Emissions-Pressekonferenz wurde jedoch moniert, daß Hyrican in den letzten drei Jahren zur unterjährigen Finanzierung der Auftragsproduktion bei MIFA beigetragen hat, zeitweise mit einem Kredit von bis zu 20 Mio. Euro, was angesichts der geringen Größe sowohl der einen wie auch der anderen Gesellschaft als beachtlich bezeichnet werden muß. Bedenklich stimmt dabei insbesondere aus Sicht der Hyrican-Aktionäre, daß das Kreditvolumen zeitweise 2/3 der gesamten Bilanzsumme ausmachte und sie folglich ein erhebliches Kreditrisiko zu tragen hatten, von dem sie nichts wußten. Denn sowohl in den Hyrican-Geschäftsberichten als auch in den Quartalsberichten findet sich nichts zu diesem Thema. Anstatt offen zu kommunizieren wurden die Darlehen in die Bilanzposition „Sonstige Vermögensgegenstände“ verlagert. MIFA-Vorstand Peter Wicht hat zudem während der Emissions-Pressekonferenz betont, daß er und Lehmann seit dem Börsengang keine Hyrican-Aktien verkauft hätten. Beide hatten im letzten Jahr jedoch jeweils 100.000 Aktien (von je 1,4 Mio. Stücken) zum Preis von 14 Euro in einen Fonds umplaziert, wie Peter Wicht auf Anfrage von GoingPublic klarstellte.

MIFA in Zahlen

Jahr

2002

2003

2004e

2005e

Umsatz

62,5 Mio.

63,3 Mio.

72,5 Mio.

88,1 Mio.

EBIT

3,1 Mio.

5,6 Mio.

7,6 Mio.

10,9 Mio.

EPS

0,22

0,40

0,84

1,11

KGV

11

8

Dividende

0,22

0,43

Quelle: Merck Finck & Co

Fazit

 

Da Konsortialführer Merck Finck offensichtlich das Underwriting dieser Kleinstemission übernommen hat und die Kapitalerhöhung bereits ins Handelsregister eingetragen wurde, besteht an einem erfolgreichen Börsengang eigentlich kein Zweifel mehr.Ob die Rechnung für den Aktionär aufgeht, hängt ganz wesentlich davon ab, ob es MIFA in einem von deutlichem Preisdruck dominierten Marktumfeld gelingt, weitere Großkunden hinzuzugewinnen. Verläuft die Entwicklung positiv, ist zudem mit einer ordentlichen Dividendenrendite zu rechnen. Da das Unternehmen in den letzten Jahren stetig gewachsen ist, erscheint die Story plausibel. Als Schönheitsfehler bleibt noch die bislang sehr intransparente Kommunikationspolitik gegenüber den Hyrican-Aktionären haften, weshalb wir unsere Zeichnungsempfehlung aus der GoingPublic Printausgabe 5/2004 zwar aufrecht erhalten, für die Zukunft aber eine offenere Kommunikation mit dem Kapitalmarkt anmahnen.

 

MIFA Mitteldeutsche Fahrradwerke – Emissionsparameter

WKN/ISIN A0B95Y / DE000A0B95Y8
Zeichnungsfrist 10. bis 14. Mai
Erstnotiz 17. Mai
Emissionspreis 9,25 Euro (Festpreis)
Marktsegment Geregelter Markt (General Standard)
Emissionsvolumen 1,5 Mio. Aktien (davon 0,5 Mio. Umplazierung, 1 Mio. Kapitalerhöhung)
Konsortium Merck Finck & Co (Konsortialführer), Helaba Landesbank Hessen-Thüringen (Joint Lead)
Free Float 25 %
Internet www.mifa.de

 

Falko Bozicevic, Christian Schiffmacher

 

Autor/Autorin