Das 1935 von Friedrich Schleich in Schwäbisch Gmünd gegründete Unternehmen ist einer der größten Spielwarenhersteller Deutschlands und international führender Anbieter von realistischen Tierfiguren: ein Global Player für die Global Player.

Die Unternehmensgründung durch Friedrich Schleich datiert zwar auf 1935, aber Schleich begann erst 1946 mit Puppen aus Draht und Holz, die mit weichem Samt überzogen waren. In den folgenden Jahren bekam die Schleich-Familie immer mehr Zuwachs. Deshalb gab es Mitte der 1950er bereits fast 70 verschiedene Figuren; mittlerweile sind es 600. Einen Wachstumsschub brachten ­Lizenzen von Walt Disney, als Bambi und Pluto ins Sortiment aufgenommen wurden. Später kamen die Schlümpfe hinzu, schließlich eine ganze Range an Dinosau­riern. Zu Beginn der 2000er-Jahre ließ die Wachstumsdynamik nach und die drei ­beteiligten Familienstämme einigten sich auf den Verkauf des Unternehmens.

Die britische Investmentfirma HG Capital kam zum Zug. Seinerzeit hat Schleich 80 Mio. EUR Umsatz erzielt und rund 250 Mitarbeiter beschäftigt. 2012 stellte HG Capital das einstige Familienunternehmen zum Verkauf. Zwar blieb Schleich immer hochprofitabel mit EBIT-Margen oberhalb von 20% – der Umsatz stagnierte allerdings und schaffte es nur knapp in die Dreistelligkeit. 2014 übernahm das französische Private-Equity-(PE-)Haus Ardian das Schwäbisch-Gmünder Unternehmen von HG Capital. 2019 erfolgte der Verkauf an die Partners Group mit Sitz in der Schweiz. In jenem Jahr setzte Schleich mit 400 Mitarbeitern 183 Mio. EUR um – ­Ardian hatte innerhalb von fünf Jahren Umsatzwachstum in Höhe von 70% erreicht.

Global Player für die Global Player

Partners Group übernimmt als dritter PE-Investor

„Die bekannten Spielfiguren und Spielsets des Unternehmens zeichnen sich durch hohe Qualität, Liebe zum Detail und ein realistisches Design aus. Im Mittelpunkt der Marke Schleich steht die Förderung von Kreativität und Fantasie, um das ­spielerische Erleben der Kinder zu ­bereichern und dabei gleichzeitig ihre ­motorischen Fähigkeiten zu trainieren“, benannte Partners Group die Beweg­gründe des Einstiegs. Der neue Eigner kündigte an, Schleich in eine neue Phase des internationalen Wachstums zu führen und die Marke für ein globales Publikum weiterzuentwickeln. Dabei werde weiterhin auf Partnerschaften mit Online­händlern und Vertriebspartnern gesetzt. Partners Group werde zudem in die Entwicklung des Onlinevertriebs und in die Produktinnovation des Unternehmens ­investieren, um die Marktposition der Kernprodukte zu stärken.

2021 – Rekordjahr in der­Firmengeschichte

Das hat zuletzt ausgezeichnet funktioniert, denn Schleich vermeldete 2021 als das ­erfolgreichste Geschäftsjahr der Firmen­geschichte: „Mit einem Plus von mehr als 20% kann die Schleich GmbH einen ­Rekordumsatz von rund 255 Mio. EUR verbuchen (Vorjahr: 210 Mio. EUR). Damit hat das Unternehmen sowohl seine Position als einer der größten Spielwarenhersteller Deutschlands als auch seine Anteile in den internationalen Märkten weiter ausgebaut.“ Neben dem größten Umsatzplus der Firmengeschichte freut sich CEO Dirk ­Engehausen über einen zweiten Erfolg: „Erstmals konnten wir mit unseren Produkten im internationalen Markt stärker wachsen als im Kernmarkt Deutschland.“ In den USA und Frankreich wuchs der ­Umsatz 2021 jeweils um 39%, in Groß­britannien um 21%. Im Heimatmarkt Deutschland verzeichnete Schleich ein Plus von 17%. Engehausen: „Wir haben in den letzten Jahren viel in die Internatio­nalisierung der Marke Schleich investiert und freuen uns, dass wir auch in den ­größten Spielwarenmärkten der Welt ­erfolgreich wachsen und an Bekanntheit gewinnen.“

Aufgrund der globalen logistischen Engpässe überstieg die Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte die Kapazitäten von Schleich. „Die Lieferschwierigkeiten ­gerade vor Weihnachten haben ein noch größeres Wachstum verhindert. Die Nachfrage nach unseren Produkten lag weit über unseren Möglichkeiten – trotz ­umfangreicher Sondertransporte und ­zusätzlicher Anstrengungen unserer ­Zulieferer“, sagt Engehausen. Bei den ­beliebtesten Figuren und Spielsets ist neben der bisher erfolgreichsten Produkt­linie – HORSE CLUB – mittlerweile die ­Produktlinie DINOSAURS 2021 zu einem weiteren Standbein geworden. Neben zahlreichen Neuheiten in allen sechs ­Themenbereichen bekommt die stärkste Produktlinie im zweiten ­Halbjahr 2022 eine Erweiterung um ­Pferde, deren ­Mähnen und Schweife sich frisieren und austauschen lassen. Mit dieser Produktneuheit kommt Schleich dem Wunsch der Kinder nach Schmuck- und Dekorationsmöglichkeiten nach. Um das Wachstum auf den internationalen Märkten als auch im Kernmarkt Deutschland langfristig und nachhaltig zu unter­stützen, bereitet Schleich für das zweite Halbjahr 2022 ­einen grundlegenden Marken­relaunch vor.

Nachhaltigkeit zunehmend im Fokus

Grundsätzlich sei man mit der Entwicklung der Beteiligung sehr zufrieden, teilte ein Sprecher der Partners Group auf ­Anfrage mit: „Die Zusammenarbeit mit Schleich verläuft sehr positiv. Trotz ­COVID-19-Pandemie haben wir es gemeinsam geschafft, weiter zu wachsen und das Unternehmen weiter zu entwickeln. Dies ist nicht zuletzt der hervorragenden ­Zusammenarbeit zwischen dem Team von Schleich, dem Beirat und den Mitarbeitern der Partners Group zu verdanken.“ Man wolle weiterhin stark wachsen. Fort­schritte sieht die Partners Group in ­vielerlei Bereichen: „Hierzu zählt unter ­anderem starker Umsatzzuwachs im ­In- und Ausland – besonders in den USA –, die Erarbeitung einer neuen Markenstrategie, die Eröffnung eines neuen Büros in ­München, die Einführung eines Mitar­beiterbeteiligungsprogramms sowie die ­Entwicklung nachhaltiger Materialien und Verpackungen.“

Als mittlerweile global aufgestelltes Unternehmen, das weltweit auf mehr als 60 Märkten vertreten ist und derzeit ­jährlich 50 Millionen Spielzeuge produziert, hat Schleich Börsenreife erlangt. Welche Pläne bestehen für den Exit? „Wir verfolgen bei unseren Portfoliounternehmen eine langfristige Strategie und setzen auf nachhaltige Unternehmensentwicklung. Wir arbeiten eng mit dem Management und Beirat zusammen, um eine Transformationsstrategie über mehrere Jahre zu entwickeln. Daher ist es zum ­jetzigen Zeitpunkt noch zu früh, um in ­irgendeiner Art ein Kommentar zu einer Exitstrategie zu geben“, so der Sprecher.

Fazit

Schleich ist ein gelungenes Beispiel dafür, dass Privatinvestoren mit entsprechendem Netzwerk ein seitheriges Familien­unternehmen hervorragend weiterent­wickeln können. Man darf gespannt sein, ob mittelfristig ein strategischer ­Investor oder tatsächlich ein IPO angedacht wird.

Autor/Autorin

Stefan Preuss

Stefan Preuß ist Mitglied der GoingPublic Redaktion.