Ausgegeben werden 3,25 Mio. Aktien. Weiterhin steht eine Mehrzuteilungsoption in Höhe von 487.500 Anteilen zur Verfügung. Das gesamte Emissionsvolumen stammt aus einer Kapitalerhöhung. Begleitet wird der Börsengang von den beiden Konsortialführern West/LB Panmure und UBS Warburg. Als erster Handelstag am Neuen Markt ist der 24. November vorgesehen. Nach Ausübung des Greenshoes wird der Free Float bei 25,3 % liegen.

Die Royalty Pharma AG aus Schaffhausen ging im März 2000 aus der Verschmelzung der 1996 gegründeten Gesellschaften Pharmaceutical Royalties LLC und Pharmaceutical Royalty Investments Ltd. hervor. Royalty Pharma kauft Lizenzrechte an Medikamenten, die sich entweder bereits am Markt befinden oder kurz vor der Zulassung stehen. Als Verkäufer treten sowohl Forschungsinstitute als auch Biotech- und Pharmaunternehmen auf. So partizipiert Royalty Pharma durch Lizenzgebühren an den Umsätzen der Wirkstoffe. Aber auch für die Verkäufer der Rechte bietet das Geschäftsmodell Vorteile. So fließt ihnen einmalig ein hoher Betrag zu, den sie z.B. für Forschungsprojekte verwenden können, anstatt auf unsichere, über viele Jahre verteilte Lizenzgebühren zu warten.

Royalty Pharma kann bereits auf ein mit acht zugelassenen Produkten diversifiziertes Portfolio verweisen. Ein weiterer Arzneistoff befindet sich in späten klinischen Studien. Die Schaffhausener halten beispielsweise Lizenzen an dem von IDEC Pharmaceuticals entwickelten Medikament zur Krebsbehandlung Rituxan und an Amgen´s Neupogen, einem Wirkstoff gegen Infektionskrankheiten. Für den Zukauf weiterer Lizenzen will Royalty Pharma rund die Hälfte des Emissionserlöses, der bis zu 145,8 Mio. Euro ausmachen kann, verwenden. Der Rest soll zur Schuldentilgung genutzt werden.

Die mit der in Kanada börsennotierten Drug Royalty noch geringe Konkurrenz auf dem Gebiet des Lizenzhandels und der mit einem 1999er Volumen von 330 Mrd. US-$ riesige Pharmamarkt zeigen die Chancen, denen sich Royalty Pharma gegenübersieht. Eine Umsatzwachstumsrate von 78 % im letzten Jahr und eine Nettomarge von fast 50 % belegen dies. Aber es existieren auch nicht zu übersehende Risiken. So wird der Kaufpreis der Lizenzen über die Restlaufzeit des Patentschutzes abgeschrieben. Taucht während dieser Zeit ein Konkurrenz-Produkt am Markt auf, so könnten die Lizenzzahlungen aufgrund rückläufiger Medikamentenverkäufe sinken. Zusammen mit dem hohen Fixkostenanteil, der aus den Abschreibungen resultiert, würde dies schnell den Gewinn schmelzen lassen. Außerdem gibt es so gut wie keine Eintrittsbarrieren für Wettbewerber. Zusätzlich besteht das Unternehmen aus nur sechs Personen, denen somit Schlüsselfunktionen im Netzwerkaufbau zukommen. Das Personenrisiko ist daher nicht unerheblich.

Royalty Pharma gehört zu den ersten Unternehmen, die mit dem Lizenzhandel für Medikamente eine neuartige Finanzdienstleistung für die Pharma- und Biotechbranche anbieten. Man möchte diesen Vorteil nutzen, um schnell an die Börse zu gehen. Bisher war das Unternehmen recht erfolgreich mit seiner Strategie. Allerdings könnte zunehmender Konkurrenzdruck die Zukunft schwieriger gestalten. GoingPublic-Research erwartet für 2001 einen Gewinn je Aktie von 1,40 Euro bei einem Umsatz von 44,1 Mio. Euro. Am oberen Ende der Bookbuilding-Spanne errechnet sich daraus ein 2001er Emissions-KGV von etwa 28. Bei Gewinnwachstumsraten von 30 % in den nächsten beiden Jahren ist dies auf den ersten Blick nicht teuer. Jedoch finden die genannten Risiken in der Bewertung keinerlei Berücksichtigung. Ein echter Anreiz zur Zeichnung ist somit nicht gegeben. Ungeachtet des neuartigen Geschäftsmodells von Royalty Pharma und der bisherigen hohen Profitabilität in der Unternehmensgeschichte empfiehlt GoingPublic daher, die Aktien der Royalty Pharma AG nicht zu zeichnen.

Ausführliche Informationen zum Unternehmen finden Sie auch im GoingPublic Magazin 12/00, das am kommenden Samstag erscheint.

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