Die Kooperation der zweitgrößten deutschen Biokette mit dem Betreiber der Lidl-Märkte wird weder von den Bio-Kunden noch den Bio-Erzeugern goutiert. Und während im sonstigen Wirtschaftsleben viele Lippenbekenntnisse abgegeben werden, die aber mit einem „sonst macht das Geschäft ja ein anderer“ nur sehr selten auch konsequente Umsetzung erfahren, ist in diesem Fall von großer Prinzipientreue zu berichten.

Großhändler Dennree (Töpen bei Hof), die bayrische Bio-Genossenschaft Tagwerk (Dorfen) und die Herrmannsdorfer Landwerkstätten (Glonn) verzichten lieber auf Umsatz, als eine als Lidl-Tochter daherkommende Basic AG zu beliefern. Aus Gründen der Glaubwürdigkeit für das Modell alternativer Lebensmittelerzeugung, aber auch aus der grundsätzlichen Ansicht, dass Wirtschaft nicht immer aggressiv wachsen muss – und vor allem die Beschäftigten dabei nicht auf der Strecke bleiben. Das ist um so bemerkenswerter, als zum Beispiel Dennree nicht irgendein abgedrehter Weltverbesserungsverein ist, sondern ein hocheffizienter Bio-Großhändler und -Logistiker mit 550 Mitarbeitern und neun Standorten in der Bundesrepublik und Österreich.

Der offenbar ins Auge gefasste Börsengang der Basic AG ist durch den Aufstand an der Basis in weite Ferne gerückt. Überhaupt scheint sich die Branche hierzulande, anders etwa als in den USA mit dem Flaggschiff Whole Foods, nach Kräften gegen den Kapitalmarkt und dessen Mechanismen zu wehren. Das ist auf der einen Seite sehr schade, denn Unternehmen wie Basic oder ein Anbauverband wie Bioland wären interessante Investments. Denn es kann kein Zweifel herrschen, dass Bioprodukte zunehmend Akzeptanz finden.

Auf der anderen Seite nötigt die Konsequenz der beteiligten Unternehmen aber auch höchsten Respekt ab. Mal einfach so auf erkleckliche Umsatzanteile zu verzichten fällt niemandem leicht. Moral und Gewissen über Umsatz und Gewinn – vielleicht kann der Kapitalmarkt ja mehr von der Biobranche lernen als man sich heute vorstellt.

Stefan Preuß

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