Im Interview mit dem GoingPublic Magazin erläutert Mark Bügers, Mitglied der Geschäftsführung der Rhein Asset Management (RAM), Luxemburg und Düsseldorf, warum Outperformance und ethische, nachhaltige Geldanlage keinen Widerspruch bilden. Unternehmen, die den strengen Anlagekriterien des Deutschland Ethik30 Aktienindexfonds von RAM genügen, sind in der Regel auch im Bereich Cleantech engagiert.

Mark_Buegers
Mark Bügers

GoingPublic: Herr Bügers, RAM setzt mit dem Ethik30-Fonds ganz auf nachhaltige, ethisch korrekte Geldanlage. Nette Marketing-Idee oder gibt es da echte Nachfrage?
Bügers: Rhein Asset Management geht damit eindeutig auf den Wunsch zahlreicher Investoren ein, die ausschließlich in ethisch einwandfreien Investments allokiert sein möchten. Dabei handelt es sich um Family Offices, aber zum Beispiel auch zahlreiche Stiftungen und institutionelle Investoren wie Pensionskassen oder Versorgungswerke. Mit Unterstützung der Nachhaltigkeits-Ratingagentur oekom und begleitet durch einen unabhängigen Ethikrat um Pater Anselm Grün haben wir den neuen ethischen Aktienindex entwickelt: Er vereint in besonderer Weise die Ansprüche ethischer und nachhaltiger Anleger mit der Chance auf eine Outperformance gegenüber dem deutschen Aktienmarkt.

GoingPublic: Wer legt nach welchen Kriterien fest, worin investiert wird?
Bügers: Der Deutschland Ethik 30 Aktienindex umfasst 30 Unternehmen, die sich überwiegend aus Mitgliedern der großen Indizes – dem DAX, dem MDAX und dem TecDAX – der Deutschen Börse rekrutieren. Die für den
neuen Index ausgewählten Unternehmen müssen strengen ethischen Auswahlkriterien genügen. So werden Unternehmen ausgeschlossen, die ihr Geld beispielsweise mit der Produktion von Rüstungsgütern, Atomenergie, Glücksspiel oder grüner Gentechnik verdienen oder durch Kontroversen im Bereich der Arbeits- und Menschenrechte auffallen. Und natürlich können nur Unternehmen berücksichtigt werden, die die Ressourcen schonen und Cleantech groß schreiben. Die Einhaltung dieser und weiterer Ausschlusskriterien wird laufend durch oekom research überprüft. Unterstützt wird die
Auswahl geeigneter Unternehmen durch einen Ethikrat.

Ihm gehören ausgewiesene Experten für nachhaltige bzw. ethische Fragestellungen an. Der Ethikrat kann die genann ten Anlagekriterien punktuell verschärfen, jedoch in keinem Fall aufweichen.

GoingPublic:Wie definieren Sie Cleantech in diesem Zusammenhang?
Bügers: Cleantech bezeichnet für uns eine ressourcenschonende und damit nachhaltige Art des Wirtschaftens. Unter Cleantech werden diejenigen Technologien, Herstellverfahren und Dienstleistungen zusammengefasst, die zum Schutz und zur Erhaltung der natürlichen Ressourcen und Systeme beitragen. Dabei sind immer sämtliche Stufen der Wertschöpfungskette eingeschlossen, von Forschung und Entwicklung über die Produktion von
Anlagegütern bis hin zum Export.

GoingPublic: Ethische Grundsätze, Umweltschutz, hört sich erst einmal nach erhöhten Kosten an. Tauschen Anleger hier ein gutes Gewissen gegen Renditepotenzial ein?
Bügers: Nein, denn mehrere Untersuchungen beweisen, dass ethisch einwandfreie Investitionen keineswegs schlechter performen. Unternehmen, deren Geschäftsmodell ethisch einwandfrei ist, haben in der Regel hoch motivierte Mitarbeiter. Und sie sind weniger anfällig für Skandale, die oft zu großen Kursausschlägen führen. Unternehmen, die bereits heute allen ethischen und ökologischen Normen entsprechen, werden langfristig deutlich
weniger über politische und regulatorische Eingriffe in ihrem operativen Geschäftsfeld beschränkt als Unternehmen,
die bisher noch nicht nachhaltig ausgerichtet sind. Ein Beispiel für einen politischen Eingriff ist die Energiewende,
die das Geschäftsmodell der Versorger auf den Kopf gestellt und diese stark in Bedrängnis gebracht hat.

GoingPublic: Welche Branchen aus dem Bereich Cleantech gefallen Ihnen aktuell am besten? Was spricht für diese Branchen?
Bügers: Grundsätzlich stützen wir unsere Titelauswahl auf die Ergebnisse unserer Partner im Analysebereich, die hier große Manpower und Expertise haben. Meiner Ansicht nach gibt es viele interessante Bereiche. Im Maschinenbau gibt es beispielsweise viele starke Cleantech-Entwicklungen. Im Energiebereich bzw. der Energieerzeugung sehe ich einen großen Bedarf, die Netze zu erneuern und zukunftsfähig zu machen. Deutsche
Unternehmen sind sehr innovativ beim Einsatz neuer Materialien und bei der Entwicklung neuer Fertigungsverfahren. Im Bereich Mobilität sehe ich Chancen bei der Elektromobilität und Fortschritte bei der Treibstoffeffizienz.

GoingPublic: Viele Vermögensverwalter meiden Geschäftsmodelle, die von Subventionen abhängig sind, etwa Einspeisevergütungen. Welche Meinung haben Sie zu Aktien aus dem engeren, produktbezogenen Bereich?
Bügers: Ich sehe, dass es viele klassische Mittelständler gibt, die ihre Geschäftsfelder erweitert haben und sich so unabhängiger von Subventionen aufgestellt haben. Ein gut aufgestelltes Unternehmen braucht aus meiner Sicht keine Subventionen und ist damit weniger anfällig für staatliche Eingriffe. Cleantech-Innovation ist dann besonders groß, wenn ein reger Austausch zwischen Industrie und Forschung erfolgt. Der Innovationspfad wird durch staatliche Subventionen oder Förderungen im Cleantech-Bereich eingeengt, wenn eine Technologie-Richtung vorgegeben wird. Dies schwächt die Konkurrenzfähigkeit
und hemmt die Innovationskraft.

GoingPublic: Herr Bügers, vielen Dank für dieses interessante Interview.

Autor/Autorin