Will man sich über ein Unternehmen oder eine Institution zügig informieren, beginnt die Recherche in der Regel mit einer Suchanfrage bei Google. Warum? Ganz klar, das Internet ist das schnellste und stärkste Archiv. Auch Investoren wie Institutionelle Anleger und engagierte Privataktionäre, die nicht nur auf ihren Bankberater vertrauen wollen, suchen zunächst im Internet. Und es ist so einfach: Namen eintippen und die Trefferlisten ein wenig durchforsten. Dazu wird noch die Webseite nach wesentlichen Informationen durchsucht, und man hat einen ersten Eindruck gewonnen. Der Unterschied zwischen institutionellen Anlegern und Analysten auf der einen Seite und den Privatanlegern auf der anderen Seite besteht in der Möglichkeit, weitere Informationsquellen anzuzapfen. Denn einem Privatinvestor wird keine Zeit mit dem Management eingeräumt, noch spielt er eine aktive Rolle in Telefonkonferenzen oder aber bei Kapitalmarkt-Tagungen. Doch gerade in Zeiten wie diesen spielen Privatanleger wieder eine wichtigere Rolle. Mag das allgemeine Börsenumfeld und die Kursentwicklung der letzten zwölf Monate bei einigen dazu geführt haben, lieber die Finger vom Anlageinstrument Aktie zu lassen. Es gilt dennoch: Privatanleger sind ein stabilisierender Faktor in der Aktionärsstruktur. Sie zu gewinnen ist nicht leicht, aber ihre Treue zum Unternehmen ist ungleich höher als bei institutionellen Anlegern.

Alles online oder was?

Umso wichtiger ist eine umfassende Kommunikation mit den potenziellen und tatsächlichen Privataktionären. Dies geschieht zum einen über die klassischen Medien. Die Zeitung und das Fernsehen sind wichtige Informationsträger; sie agieren in ihrer Funktion aber auch als Kontrolleur. Klassische Medien sortieren und priorisieren Unternehmensmeldungen; sie ordnen Mitteilungen in den Gesamtkontext ein und bieten ihren Lesern und Zuschauern somit einen wichtigen Service bei der Informationsvermittlung. Im Internet ist das ein wenig anders. Neben den Webseiten der klassischen Medien tummelt sich eine Vielzahl an weiteren Anbietern und Portalen. Hier findet man die Unternehmensmeldung – zum Teil inhaltlich bearbeitet, zum Teil so, wie sie verbreitet wurde. Der Privatinvestor verfügt dagegen nicht über ein umfangreiches Archiv von Tageszeitungen, in seinem Arbeitszimmer stapeln sich nicht die Jahresausgaben der Wirtschaftsmagazine, und auch die TV-Nachrichten speichert er nicht auf seinen digitalen Rekorder – er sucht wie alle anderen im Internet. Der Anleger findet dabei schnell diverse Meldungen und macht sich ein Bild über das Unternehmen. Das muss nicht allumfassend sein, aber er gewinnt einen ersten Eindruck und trifft eventuell schon jetzt eine Investitionsentscheidung.

Ein wenig Licht ins Dunkel

Die Kunst des Online-Monitoring ist, bereits vorab die Relevanz der Medien einschätzen zu können. Nicht die Zahl der Treffer, sondern die Qualität des jeweiligen Online-Mediums steht im Vordergrund. Für eine effektive Kommunikation mit den Anlegern und vielen weiteren Stakeholdern spielt das Internet eine wesentliche Rolle. Hier muss in Erfahrung gebracht werden, ob die Kernbotschaften angekommen sind, denn der Anleger informiert sich hier, und zwar vornehmlich hier – im größten Archiv der Welt, dem Internet. IR-Dienstleister bieten ihren Kunden bei der Beobachtung ihrer Nachrichten im Internet diesbezüglich kompetente Beratung: So erhalten Kunden eine schnelle und übersichtliche Reaktion von vielen hundert Internet-Medien auf ihre Veröffentlichung mittels spezieller Quellen-Kataloge mit Finanzmarktbezug. Darüber hinaus liefert der Dienstleister den Zugang zu online verfügbaren redaktionellen Artikeln, den neuesten Analysteneinschätzungen und Beiträgen aus Foren und Blogs sowie auf Wunsch täglich einen E-Mail-Alert, der einen Überblick über sämtliche relevanten Artikel verschafft. So kann die Wirkung der Online-IR genau beobachtet und analysiert werden.

Fazit

Es ist kein Geheimnis, und keine Studie zeigt etwas anderes: Das Internet gewinnt als Nachrichtenmedium an Bedeutung. Es schickt sich an, die anderen Medien als Primärquelle für nationale und internationale Nachrichten zu überholen. Das Fernsehen und insbesondere die Printmedien müssen Bedeutungseinbußen hinnehmen. Dies gilt über alle Nutzergruppen hinweg, nur die Intensität der Internetnutzung variiert. Doch die Tendenz ist klar: ganz gleich welche Bildungsschicht, je jünger, desto internetaffiner. Für Akademiker unter 40 Jahren, so eine Studie, ist das Internet erstmals wichtiger als die Zeitung. Das zeigt auch, dass die Online-Welt in die IR-Kommunikation und Erfolgskontrolle einbezogen werden sollte. Denn diese Nutzergruppen sind auch Aktionäre, nicht nur die von morgen, sie sind es schon heute.

Von Knut Wichering, Büroleiter Hamburg, EquityStory AG

Der Beitrag erschien ursprünglich in der Sonderausgabe Kapitalmarktrecht 2009 des GoingPublic Magazins.

 

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