Mit zahlreichen Kinder- und Familienprogrammen wollen die Oberschwaben den Weltmarkt erobern. Bei Kindern sind die Figuren Fix & Foxi, Käpt“n Blaubär und Philipp besonders beliebt. Durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen internationalen Produzenten und Fernsehsendern hat RTV in den vergangenen Jahren wertvolle Kontakte und Kooperationen aufgebaut. Die Mittel aus dem Börsengang sollen einen weiteren Ausbau des Auslandsgeschäftes ermöglichen.

RTV und Ravensburger arbeiten eng zusammen
1980 wurde bei der Ravensburger AG die Arbeitsstelle Neue Medien eingerichtet, die 1982 ihren ersten Film produzierte und Lizenzeinkäufe tätigte. 1985 ging aus dieser Arbeitsstelle die Ravensburger Film + TV GmbH hervor, die sowohl Gründungsmitglied von SAT 1 als auch von Nickelodeon war. Heute ist das Unternehmen, das Anfang 1999 in eine AG umgewandelt wurde, auf die Bereiche Auftragsproduktionen, Produktion und Handel sowie Merchandising spezialisiert. Im Merchandising kommt RTV die enge Zusammenarbeit mit der Muttergesellschaft zugute. Für alle Ravensburger-Produktionen aus dem Bereich Spiele und Bücher hat RTV die Option, die TV-Erstauswertungsrechte zum Marktpreis zu erwerben. Im Gegenzug dazu hat Ravensburger die Möglichkeit, erfolgreiche RTV-Produktionen in Spiele umzusetzen. Diese "win-win"-Situation stärkt beide Unternehmen am Markt und macht sie für potentielle Lizenzgeber attraktiv. Ein Beispiel dafür ist Rolf Kauka: Nachdem in der Vergangenheit bereits die Rechte an seinen Comic-Figuren "Fix & Foxi" erworben werden konnten, steht RTV im Moment in Verhandlungen über den Erwerb der Bussi-Bär-Lizenzen.

Schlankes Unternehmenskonzept
Ein großer Vorteil von RTV ist das schlanke Unternehmenskonzept. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen lediglich 22 feste Mitarbeiter. Dieses Kernteam wird durch freie Mitarbeiter ergänzt, die in einem intensiv gepflegten Netzwerk miteinander verbunden sind und flexibel eingesetzt werden können. Somit entstehen RTV nur geringe mitarbeiterbedingte Fixkosten. Im Vergleich zum Umsatz der sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich auf 18,2 Mio. Euro entwickelte, mußte im Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit 1997 ein extremer Einbruch verzeichnet werden. Da damals bereits die Einstellung des "Kindersenders" Nickelodeon geplant war, wurden kaufmännische Vorkehrungen getroffen, die ein Ergebnis von – 683.000. Euro verursachten. Mittlerweile hat sich RTV jedoch wieder erholt und konnte 1998 ein Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit von 3,1 Mio. Euro ausweisen. Durch die Steigerung des eigenen Anteils an Co-Produktionen, die Ausweitung der Auftragsproduktion  und die Ausschöpfung des Merchandising-Potentials  will RTV sowohl Umsatz als auch Ertrag erhöhen und damit zum international führenden Anbieter von Children and Family Entertainment werden.

 Der Börsengang
Im Juni sollen die 2, 5 Mio. Stammaktien, die aus einer Kapitalerhöhung stammen werden, am Neuen Markt plaziert werden. Die Ravensburger AG wird im Rahmen des Börsenganges keine Anteile abgeben und bleibt somit Hauptaktionär. Neben dem öffentlichen Verkaufsangebot in Deutschland wird es auch eine Privatplazierung der Aktien im europäischen Ausland geben. Durch den Konsortialführer Deutsche Bank und die Bank 24 wird ein Teil der Aktien auch über das Internet plaziert. Mit den Mitteln aus dem Börsengang sollen vor allem das weitere Wachstum und die Internationalisierung finanziert werden. Um die Mitarbeiter auch künftig anzuspornen, ist ein Stock-Options-Programm geplant.

Fazit:
Da die konkreten Emissionsdaten bis zum Redaktionsschluß noch nicht vorlagen, wäre die abschließende Bewertung des Börsenganges verfrüht. RTV hat durch die Kooperation mit Ravensburger gute Chancen, sich erfolgreich auf dem Weltmarkt zu etablieren. Ob RTV jedoch zu den führenden "Anbietern" von Children and Family Entertainment aufschließen können wird, bleibt abzuwarten. Durch die verstärkte Internationalisierung hat das Unternehmen auf jeden Fall das Potential auch an der Börse Phantasie zu entwickeln. Und wenn sowohl die "Fix & Foxi"- als auch die "Bussi-Bär"-Rechte optimal ausgeschöpft werden, wird sich der Umsatz in den nächsten Jahren sicher mehr als verdoppeln können.

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