Zusammenschluss zweier Mittelständler
Die Gesellschaft in ihrer heutigen Struktur geht auf den im Jahr 2006 vollzogenen Zusammenschluss der schwedischen ABA und der deutschen Rasmussen zurück. Der Fusion der beiden Mittelständler folgten weitere Übernahmen, die maßgeblich zur geografischen wie produktseitigen Diversifikation beitrugen. Insbesondere die Präsenz auf dem wichtigen US-Markt baute Norma durch den Kauf der amerikanischen Breeze Industrial deutlich aus. Vergangenes Jahr folgten dort zwei arrondiere Akquisitionen. Norma sieht sich als internationaler Markt- und Technologieführer für hochentwickelte Verbindungstechnik. Das umfangreiche Sortiment mit seinen rund 35.000 Lösungen lässt sich in die Hauptproduktgruppen Befestigungsschellen, Verbindungselemente und Fluidsysteme unterteilen. In der hochentwickelten Verbindungstechnik, auf die rund zwei Drittel der Erlöse entfallen, liefert der Konzern passgenaue, individuelle Lösungen an seine OEM-Kunden. Das restliche Geschäft entfällt auf Standardprodukte.

Kein Automobilzulieferer
Ganz offensiv begegnet der Norma-Vorstand dem Eindruck, in der Finanz-Community lediglich als Automobilzulieferer wahrgenommen zu werden. „Wir sind ein Industrieunternehmen“, bringt es CEO Werner Deggim gegenüber dem GoingPublic Magazin auf den Punkt. Tatsächlich beliefert das Unternehmen eine Vielzahl von Branchen (neben der Automobilindustrie u.a. den Luftfahrtsektor, die Hersteller von Baumaschinen und Haushaltsgeräten sowie Motorenentwickler). Die breite Aufstellung schützte das Unternehmen in der Vergangenheit allerdings nicht vor konjunkturellen Schwankungen. So ist die letzte Finanz- und Wirtschaftskrise doch deutlich in der Umsatzreihe des Konzerns ablesbar. Gerne spricht Deggim von „Megatrends“, an denen Norma partizipiere. Globale Entwicklungen wie strengere Emissionsvorschriften, höhere Energiekosten und ein wachsender Kostendruck wirkten sich in den Anforderungen der Kunden bei der Reduzierung von Platz, Gewicht, Leckagen und Montagezeit aus. Überall dort spielt die Verbindungstechnik eine wichtige Rolle.

Norma Group – Geschäfts- und Kennzahlen

2008

2009

2010

Umsatz*

458

330

490

Nettoergebnis*

-29,4

-18,0

30,3

EpS

neg.

neg.

0,92

KGV min.

neg.

neg.

20,6

KGV max.

neg.

neg.

26,0

*) in Mio., sämtliche Angaben in Euro; Quelle: Unternehmensangaben


Börsengang
Das öffentliche Angebot setzt sich aus 7,9 Mio. Aktien aus einer Kapitalerhöhung und 9,3 Mio. Anteilsscheinen aus dem Besitz der Altaktionäre zusammen, die zudem die Mehrzuteilungsoption mit knapp 2,6 Mio. Aktien stellen. Bei einer Preisspanne von 19 bis 24 EUR beläuft sich das Platzierungsvolumen bei kompletter Ausübung des Greenshoes auf bis zu 430 Mio. EUR, davon stammen bis zu 150 Mio. EUR aus der Kapitalerhöhung. Der Free Float soll zwischen 50 und 60 % liegen.
Die endgültige Anzahl der Aktien richtet sich nach diesen beiden Zielgrößen. Die Marktkapitalisierung beläuft sich auf Basis der genannten Zahlen auf max. 850 Mio. EUR.

Die Altgesellschafter bleiben investiert, wobei der bisherige Haupteigner 3i seinen Anteil von derzeit 73 % auf etwa 40 % reduzieren will. Andere Altaktionäre wollen den Börsengang ebenfalls zu einem teilweisen Ausstieg nutzen. Der Emissionserlös aus der Kapitalerhöhung ist praktisch vollständig für die Schuldenrückführung vorgesehen.

Norma Group – Emissionsparameter
WKN

A1H 8BV

Erstnotiz

8. April

Zeichnungsfrist

bis 7. April

Preis

19 bis 24 Euro

MarketCap

622 bis 850 Mio. Euro

Marktsegment

Prime Standard

Emissionsprospekt

ja

Emissionsvolumen

 Emissionsvolumen bis zu 430 Mio. Euro

davon bis zu 150 Mio. Euro aus einer KE

Konsortium

Commerzbank, Deutsche Bank, Goldman Sachs

Free Float

50 bis 60%

Internet

www.normagroup.com


Fazit
Unter der Bedingung einer weiterhin stabilen Entwicklung der Weltwirtschaft und der industriellen Zielbranchen erscheint der Börsengang trotz des nicht geringen Umplatzierungsanteils grundsätzlich interessant. Das Pricing scheint jedoch angesichts der KGVs auf Basis der 2010er Zahlen, die selbst am unteren Ende der Preisspanne über 20 liegen, ambitioniert. Da keine Prognosen für die nächsten Geschäftsjahre kommuniziert wurden, ist eine fundierte Handlungsempfehlung schwierig bis unmöglich. Wir raten deshalb dazu, den Börsenstart und offizielles Research abzuwarten.

Marcus Wessel, Oliver Bönig

 

Autor/Autorin