Gerd Dürr, Kapitalmarktdienstleistungen, Baader Bank
Gerd Dürr, Kapitalmarktdienstleistungen, Baader Bank

Egal ob börsennotiert oder nicht – das aktuelle positive Kapitalmarktumfeld verlockt manchen Emittenten zur Diversifizierung seiner Finanzierungsstruktur durch die Ausgabe einer Unternehmensanleihe. Doch oft steckt der Teufel im Detail. Bei aller Begeisterung über jüngste Emissionserfolge sollte der Blick für eine langfristig angelegte Kapitalmarktstrategie nicht verloren gehen. Eine Investmentbank als Mittler zwischen Emittent und Investoren kann helfen.

Die Checkliste, die im Vorfeld einer Anleiheemission durch einen erfahrenen Transaktionsmanager abgearbeitet werden muss, ist lang: Entwicklung einer Credit-Story, Positionierung der Gesellschaft in der relevanten Industriegruppe, Unterstützung bei der Erstellung eines Ratings, Ermittlung der optimalen Transaktionsstruktur sowie Koordinierung und Steuerung des gesamten Prozesses – all dies sind Fragestellungen, die im Vorfeld einer Anleiheemission durch einen erfahrenen Transaktionsmanager zu analysieren und organisieren sind. Typischerweise stehen den Emittenten hierfür erfahrene Investmentbanken oder auf Finanzierungsfragen spezialisierte Berater zur Seite.

Wird eine Bank eingeschaltet, die auch für die Vermarktung der Emission bei privaten und institutionellen Investoren verantwortlich ist, spricht man von einer Fremdemission. Im Gegensatz dazu stehen so genannte Eigenemissionen, bei denen der Emittent die  Platzierung, unter Nutzung von Vertriebsplattformen, selbst übernimmt. Dazu mandatiert dieser in der Regel einen Berater, der die Abwicklung der Transaktion unterstützt. In der Praxis zeichnen sich Eigenemissionen durch fokussierte Vertriebsanstrengungen und somit eine kostengünstigere Vermarktung, insbesondere an Privatinvestoren, aus. Jedoch fehlt dabei in der Regel die Verifizierung des Emissionsprospekts durch eine begleitende Bank.

Bank als Intermediär: nicht zu unterschätzen
Ähnlich wie bei Eigenkapitaltransaktionen (Börsengängen und Kapitalerhöhungen) ist es bei der Platzierung einer Unternehmensanleihe die zentrale Aufgabe der emissionsbegleitenden (Investment-)Bank, als Intermediär zwischen Emittent und Investor zu vermitteln. Während sich der Emittent einer Anleihe eine bankenunabhängige und weitestgehend mittelverwendungsfreie Fremdfinanzierung verspricht, wünschen sich Investoren eine sichere, rentable und fungible Anlagemöglichkeit. Insbesondere institutionelle Investoren legen großen Wert auf gesunde Bilanzstrukturen und ein an den Finanzierungsbedarf des Emittenten angepasstes Emissionsvolumen. So holt sich die begleitende Bank möglichst frühzeitig ein „Feedback“ aus dem Markt zur Equity Story des Unternehmens ein, welches dann bei der Strukturierung der Emission berücksichtigt werden kann mit dem Ziel, einen ausgewogenen Investorenmix zu erreichen. Zwischen Emittent und Investoren abgestimmte Transaktionsparameter in Verbindung mit einer langfristig ausgelegten und kommunizierten Kapitalmarktstrategie des Unternehmens sind erfahrungsgemäß die wesentlichen Rahmenparameter für eine erfolgreiche Einbindung institutioneller Investoren.

Unternehmensgröße und Emissionsvolumen
Erfahrungsgemäß spielen Unternehmensgröße und Emissionsvolumen eine wesentliche Rolle bei der Investorensuche. Während institutionelle Investoren nach Unternehmenskennzahlen und der Bonität des Emittenten entscheiden sowie ein Mindestemissionsvolumen ab einer Größenordnung von 50 bis 100 Mio. Euro bevorzugen, fokussieren Privatanleger in der Regel auf Unternehmen mit einem hohen Bekanntheitsgrad und attraktive Anleihekonditionen – relativ zu alternativen Anlagen. Die Unternehmensgröße spielt bei den Anlageentscheidungen privater Investoren dagegen eher eine untergeordnete Rolle. Daher sollte die Platzierungsstrategie so aufgebaut werden, dass idealerweise den Anforderungen beider Zielgruppen Rechnung getragen wird. In jedem Fall sollten frühzeitig der Zugang zu  professionellen Investoren aufgebaut und die Gespräche mit den Entscheidungsträgern gut vorbereitet werden.

Aktive Interaktion mit Investoren
Nach der Platzierung ist vor der Refinanzierung. So kann man die Aufgabenstellung eines Emittenten nach erfolgreicher Platzierung und Börseneinführung einer Anleihe auf einen Nenner bringen. Selbst bei Anleihen mit mittelfristiger Laufzeit stellt sich die Frage der Refinanzierung teilweise schon nach einiger Zeit. Entwickelt sich der Börsenkurs der Anleihe stabil? Zeigt das Unternehmen mit der Veröffentlichung von Finanzberichten und Kennzahlen, dass der gewählte Kupon verdient wird? Bleiben die Investoren an Bord? Ein hohes Maß an Transparenz und ein ständiger Dialog mit den Kapitalgebern sind wichtig. Hilfestellung erhalten die Emittenten hierbei durch die die Emission begleitende Bank, die in der Regel die kontinuierliche Betreuung der Anleihe und Sicherstellung der Liquidität im Sekundärmarkt gewährleistet und darüber hinaus die regelmäßige Durchführung von Investorengesprächen organisiert. Dieser ständige Dialog mit den Investoren und der Bank können helfen, schon frühzeitig die Weichen für eine erfolgreiche Refinanzierung zu stellen, sei es durch eine Anleihe, eine Kapitalerhöhung bei börsennotierten Unternehmen oder alternative Finanzierungsformen. Und gerade in schwierigen Kapitalmarktphasen ist es von elementarer Bedeutung, erfahrene Kapitalmarktpartner und langfristig orientierte Investoren an seiner Seite zu wissen.

Fazit
Eine Vielzahl mittelständischer Unternehmen wird auf Sicht das niedrige Zinsniveau zur Begebung von Unternehmensanleihen weiter nutzen. Als ein Baustein im Finanzierungsmix der Unternehmen sind Anleihen ein probates Mittel, um bankenunabhängiger agieren zu können. In den vergangenen Wochen erfolgreich durchgeführte Transaktionen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass hierbei überwiegend private Investoren als Zeichner von mittelständischen Unternehmensanleihen aufgetreten sind, während institutionelle Investoren eher zurückhaltend agiert haben. Die frühzeitige und aktive Einbindung von institutionellen Investoren in eine Anleiheemission in Verbindung mit einer stimmigen Platzierungsstrategie erhöhen die Chancen, das Ziel eines ausgewogenen Investorenmixes zu erreichen.

Ursprünglich erschienen im GoingPublic Special „Anleihen 2011“

 

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