Nach dem überraschenden Votum für den Austritt Großbritanniens aus der EU, befindet sich der DAX seit Handelsstart im Sturzflug: So verlor der Leitindex rund 1000 Punkte. Auch für andere große DAX-Werte sieht es aktuell düster aus: Die Deutsche Bank-Aktie sank am Vormittag um rund 16% ,die Aktien der Commerzbank machten Verluste um 12%. Das britische Pfund  fiel in der letzten Nacht um 10% gegenüber dem US-Dollar.

DAX nach Brexit-Votum. Quelle: OnVista
DAX nach Brexit-Votum. Quelle: OnVista

Das Pfund ist damit so stark abgewertet wie seit 40 Jahren nicht mehr. In fast allen großen Leitmedien spricht man vom „Schwarzen Freitag“. Doch wie schlimm ist die Brexit-Entscheidung auf lange Sicht wirklich für die Kapitalmärkte?

„Möglicherweise werden diese Kursverluste zunächst nur kurzfristiger Natur sein, eine Gegenbewegung nach wenigen Tagen oder Wochen ist denkbar;“ hieß es in einem Statement von Allianz Global Investors. „Angesichts der Unsicherheitsphase müssen sich Investoren jedoch auf wiederholte Schwächeperioden einstellen. Zum Beispiel immer dann, wenn es ungünstige Wirtschaftsdaten oder politische Entwicklungen gibt“, so das Investmenthaus. Investoren müssten sich demnach generell auf „raue See“ in den kommenden Wochen einstellen.

Dr. Otmar Lang, Chefvolkswirt der  Targobank sieht den Brexit in erster Linie als „willkommene Ausrede, um weitere Unternehmensgewinnrevisionen vorzunehmen und das Weltwirtschaftswachstum noch stärker nach unten zu revidieren“. Dies stelle die Finanzmärkte vor genau die gleichen Ängste  wie vor dem Brexit selbst. Trotz allem könne man damit rechnen, dass sich die Märkte bereits in wenigen Tagen  vom ersten Schock erholt haben werden. „Die Gefühlsbörse nach dem Referendum wird nicht lange anhalten“, so Lang weiter

Fest stehe jedoch auch unabhängig vom Brexit: Die weltweiten Börsen stehen aufgrund globaler Konjunkturschwäche und politischer Instabilität  weiterhin unter hohem Druck. Brexit hin oder her – es bleibt ein turbulentes Aktienjahr.

Jedoch wird nun auch deutlich, dass die Karten an den internationalen Finanzmärkten nach der Entscheidung neu gemischt werden. Für Deutschland, insbesondere Frankfurt, als Finanzstandort böten sich damit neue Chancen, da viele Unternehmen aus dem Finanzsektor aus London mittelfristig abwandern könnten.

Laut dem Deutschen Aktieninstiut (DAI) sei vor allem jetzt die Politik gefragt. „Wenn wir die Folgen des Brexit für deutsche Verbraucher und Unternehmen abmildern und die mit ihm verbundenen partiellen Chancen nutzen wollen, ist die Politik jetzt gefordert aktiv zu werden und die notwendigen Schritte in Richtung leistungsfähige Kapitalmärkte zu gehen“, erklärt Christine Bortenlänger, Geschäftsführender Vorstand des Deutschen Aktieninstituts.

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