Unter der Führung der Landesbank Baden-Württemberg sollen bis zu 2,45 Mio. nennwertlose Inhaber-Stückaktien am Neuen Markt plaziert werden. Weitere Mitglieder des Bankenkonsortiums sind die Landesbank Rheinland-Pfalz und die equinet Securities AG. Das Angebot umfaßt 1,7 Mio. Aktien aus einer Kapitalerhöhung sowie 450.000 Aktien aus dem Bestand von Finanzinvestoren: 200.000 Aktien stammen von der SüdKB, die sich schon 1997 an dem in Besigheim bei Stuttgart ansässigen Unternehmen beteiligt hatte. Die Deutsche Effecten- und Wechsel-Beteiligungsgesellschaft (DEWB), die erst im November auf einer Basis zwischen 10 und 11 Euro eingestiegen war, gibt ebenfalls 250.000 Aktien ab. Nach Ausübung der Mehrzuteilungsoption soll sich das Plazierungsvolumen auf maximal 25,7 Mio. Euro belaufen. Dies entspricht einem Free Float von 31,8 %.

Die ehemalige Josef Müller Speditions GmbH wurde 1991 vom heutigen Vorstandsvorsitzenden Michael Müller übernommen und systematisch zu einem modernen Logistikdienstleister umgebaut. Das Geschäftsmodell Müllers basiert auf der Erkenntnis, daß eine frühzeitige Einbindung des externen Dienstleisters in den Prozeß der Produktentwicklung dem Kunden zusätzliche Optimierungspotentiale bietet – und dem Logistiker höhere Margen sichert. Müller – Die lila Logistik AG arbeitet daher mittlerweile in vier Geschäftsfeldern, die sich am Produktlebenszyklus-Konzept orientieren: Im Bereich Logistics Design werden bereits bei der Produktentwicklung Consultingleistungen bezüglich möglicher Einsparpotentiale in der Logistik erbracht. Hinter Logistics Operating (erwarteter Umsatzanteil 2001 rund 80 %) verbergen sich neben der klassischen Kontraktlogistik weitere Dienstleistungen wie z.B. die technische Qualitätskontrolle. Im Geschäftsfeld des Trade und Inventory Management wird das Produktions- und Verbrauchsmaterial eines Unternehmens logistisch gesteuert. Der Bereich Life Time Supply soll schließlich sicherstellen, daß nach Auslaufen einer Produktlinie weiterhin Ersatzteile verfügbar sind.

Über ihre 51%ige Beteiligung an einem Joint Venture mit der Stuttgarter ilas AG sichern sich die lila Logistiker zudem den Zugang zur erforderlichen Informationstechnologie. ilas, deren Börsengang ebenfalls noch aussteht (vgl. GP-Online vom 07.02.2001) entwickelt und vertreibt Systemlösungen für Transportlogistik und Logistikdienstleistungen. Eigene IT-Lösungen entwickeln die Besigheimer dagegen nicht mehr. „Wir wollen schlank bleiben und uns auf unser Kerngeschäft konzentrieren“, sagt Michael Müller. Mit den Mittel aus dem Börsengang will Müller in neue Geschäftsfelder expandieren und die Internationalisierung vorantreiben. Daneben stehen gezielte Akquisitionen auf dem Programm.

Müller – lila Logistik ist in einem aussichtsreichen Markt mit Wachstumsraten zwischen 10 und 15 % pro Jahr tätig. Es gibt allerdings eine ganze Reihe von Mitbewerbern, darunter die bereits am Neuen Markt notierten D.Logistics und Thiel Logistik. Mit einem Umsatz von gerade einmal 13 Mio. Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr ist das Besigheimer Unternehmen vergleichsweise klein, verfügt aber über eine solide Kundenbasis sowie ein erfolgversprechendes Geschäftsmodell. Durch die Orientierung auf die gesamte Wertschöpfungskette ihrer Kunden will sich der Newcomer als Trendsetter für intelligente Logistikdienstleistungen etablieren und schielt dabei weniger auf Marktanteile.

 

2000

2001e

20002e

Ums. (Mio.)

13,13

30

65

KUV´01e: 2,7*

EPS

0,10

0,35

KGV´02e: 30*

(Quelle: GoingPublic-Research; alle Angaben in Euro; *am oberen Ende der Preisspanne)

Die angepeilte Umsatzverdopplung in diesem Jahr und das durchschnittliche Wachstumsziel von 69 % CAGR sind daher zwar ambitioniert, aber durchaus plausibel: Bereits jetzt sind schon über 80 % der Umsätze für das laufende Jahr und 40 % der Umsätze für das kommende Jahr durch langfristige Verträge abgesichert. Für Kunden wie Agilent, Bauknecht/Whirlpool, Lear Corporation und Valeo wickelt Müller den kompletten Einkauf und die Lagerhaltung ab – die Verträge laufen teilweise bis zum Jahr 2006.

Die am Neuen Markt notierten Logistiker D.Logistics, Thiel Logistik und Microlog werden momentan mit einem durchschnittlichen KGV von 24 für das Jahr 2002 gehandelt. Auf Basis der Gewinnschätzungen von GoingPublic-Research ergibt sich für Müller lila Logistik am oberen Ende der Bookbuilding-Spanne eine Bewertung von 30. Das Umsatzmultiple für 2001 von 2,7 liegt sogar deutlich über dem Branchendurchschnitt von 1,6. Ein Zeichnungsanreiz ist daher trotz des überzeugenden Geschäftsmodells nicht gegeben. Nicht zeichnen!

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