Hans Muff, Global Head of Reward & Performance, Allianz Group

Als großer Finanzdienstleistungskonzern bringt die Allianz ein gewisses Know-how in Sachen Geldanlage mit. Dass die eigene Aktie als vielversprechendes Investment gilt, versteht sich da von selbst. Seit 1997 können die Allianz-Mitarbeiter über ein eigens entwickeltes Programm die Aktien vergünstigt erwerben. Wie das Angebot genau aussieht und wie es von den Mitarbeitern genutzt wird, erläutert Hans Muff im Interview mit dem GoingPublic Magazin.

GoingPublic: Herr Muff, die Allianz hat eine sehr lange Tradition als börsennotiertes Unternehmen. Seit wann können die Mitarbeiter über entsprechende Angebote am Unternehmenserfolg teilhaben?
Muff: Ein Mitarbeiterbeteiligungsprogramm auf breiter Basis existiert bei der Allianz seit 1997, als ein Aktiensplit durchgeführt wurde. Es handelt sich dabei um ein Discount-Modell.

GoingPublic: Wie hoch ist der Discount?
Muff:
Er liegt z.B. in Deutschland bei 20%. Das hängt von den jeweiligen Ländergegebenheiten ab. „One size fits all“ ist nicht möglich. Wir achten darauf, dass die jeweiligen Steuerregelungen möglichst sinnvoll berücksichtigt werden. Die Spanne reicht von 17 bis 30%.

GoingPublic: Wurde das Angebot seit Einführung angepasst?
Muff: Es gab allenfalls marginale Anpassungen, auch um das Angebot konstant und vergleichbar zu halten. Überlegungen, vom Discount- aufs Matching-Modell umzustellen, wurden bis heute nicht vertiefter weiterverfolgt.

GoingPublic: Inwiefern können Mitarbeiter an ausländischen Standorten am Belegschaftsaktienprogramm teilhaben?
Muff: Im Zuge der Internationalisierung des Allianz-Geschäfts wurde auch das Programm kontinuierlich ausgedehnt. Inzwischen können mehr als 200 Allianz-Gesellschaften in 21 Ländern mit über 85.000 Mitarbeitern teilnehmen.

GoingPublic: Warum wird das Programm nicht in allen Ländern mit Allianz-Standorten angeboten?
Muff:
In bestimmten Ländern wäre die Einführung des Programms sehr schwierig bzw. wenig sinnvoll. Das hängt etwa mit der allgemeinen Einkommenshöhe zusammen. Bei einem Aktienkurs von 100 EUR erscheint eine Aktie in gewissen Ländern auch mit Discount vergleichsweise teuer. Ein weiterer Faktor ist die Aktienkultur, die unterschiedlich ausgeprägt ist. Wir bieten das Mitarbeiterbeteiligungsprogramm also in Ländern an, in denen wir eine starke Präsenz haben und in denen ein ausreichend hohes Einkommensniveau sowie eine gute Aktienkultur vorliegen. Zudem können die administrativen und steuerlichen Rahmenbedingungen ebenfalls ein Hindernis darstellen – wie etwa in China. Entscheidend ist, ob je Land Aufwand und Ertrag in einem vernünftigen Verhältnis stehen.

GoingPublic: Gibt es eine Mindesthaltedauer?
Muff:
Die Mindesthaltedauern sind aufgrund der steuerlichen Rahmenbedingungen von Land zu Land unterschiedlich und liegen meist zwischen einem und fünf Jahren. In Frankreich beispielsweise sind vier Jahre steuerlich am günstigsten.

GoingPublic: Wie hat sich die Mitwirkungsquote über die Jahre entwickelt?
Muff:
Seit 2008 liegt die durchschnittliche Beteiligungsquote international bei rund 17%.

GoingPublic: Führen Ausschläge am Kapitalmarkt da nicht zu Veränderungen der Quote?
Muff:
Wir beobachten durchaus, dass sich auch unsere Mitarbeiter den jeweiligen Trends am Kapitalmarkt nicht komplett entziehen können. Wenn Aktien gerade insgesamt gut laufen, ist die Mitwirkungsquote entsprechend höher. Das gilt natürlich genauso bei einem attraktiv erscheinenden Preis.

GoingPublic: Wo liegen die größten Herausforderungen bei der Administration eines Mitarbeiterbeteiligungsprogramms in einem großen Konzern?
Muff:
Trotz unterschiedlicher nationaler Rahmenbedingungen muss man den größten gemeinsamen Nenner finden. Das Programm ist global designt, die operative Abwicklung läuft dezentral. Die Administratoren vor Ort übernehmen die lokale Kommunikation, sammeln die Zeichnungsaufträge ein und geben sie an uns weiter. Das ist inzwischen gut eingespielt.

GoingPublic: Werden die Mitarbeiteraktien über Einzelkonten und Depots oder über eine Treuhandkonstruktion verwaltet?
Muff: Wir haben derzeit die ganze Abwicklung dezentral organisiert. Dabei wenden wir entweder Trustee-Modelle oder auch beispielsweise eine direkte Einbuchung in Depots an – je nach den länderspezifischen Gegebenheiten.

GoingPublic: Der Aktienkurs hat sich in den letzten Jahren nicht immer positiv entwickelt. Wie reagieren die Mitarbeiteraktionäre darauf und welche Maßnahmen ergreifen Sie in der Kommunikation?
Muff:
Wir halten das Mitarbeiterbeteiligungsprogramm möglichst konstant und leicht verständlich. Außerdem kommunizieren wir sehr transparent, indem wir nicht nur auf die Chancen, sondern auch auf die Risiken hinweisen. Die Aktie als Beteiligungspapier weist nun mal eine höhere Volatilität auf als manch andere Anlageform. Die Kommunikation sollte also darauf hinweisen, das persönliche Risikoprofil bei der Investitionsentscheidung zu berücksichtigen. Allerdings ist das Verständnis der Mitarbeiter eines Finanzdienstleistungsunternehmens wie der Allianz für die Vorgänge auf dem Kapitalmarkt ohnehin ausgeprägt und vergleichsweise hoch.

GoingPublic: Herr Muff, vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch!

Dieser Artikel ist erschienen im GoingPublic Magazin 1/2013.

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