Was steuert den Erfolg? Eine komplexe Frage, die sich sicherlich jeder von uns schon einmal gestellt hat. Ob die Antwort darauf im Genmaterial eines jeden Einzelnen liegt oder auf äußere Faktoren, wie z.B. Fleiß und Ehrgeiz, zurückzuführen ist, wurde u.a. auf der diesjährigen C.I.R.A.-Konferenz in Wien thematisiert. Insgesamt fanden sich rund 250 Teilnehmer der deutschsprachigen Financial Community ein, um in neun Panels sowohl über Erfolgsfaktoren im (Berufs-)Leben zu diskutieren als auch sich über die neuesten Trends in der IR- und Finanzbranche sowie dem Kapitalmarkt in Österreich auszutauschen. Von Svenja Liebig

Keynote von Prof. Markus. Hengtschläger. Foto: C.I.R.A./APA-Fotoservice/Bargad
Keynote von Prof. Markus. Hengtschläger. Foto: C.I.R.A./APA-Fotoservice/Bargad

„Der Mensch ist nicht auf Gene reduzierbar“, so lautete das Plädoyer des österreichischen Genetikers Prof. Dr. Markus Hengstschläger, der in diesem Jahr durch die Keynote der C.I.R.A.-Konferenz in der österreichischen Hauptstadt führte. Demnach sei Erfolg eben nicht ausschließlich auf die genetische Disposition eines Individuums zurückzuführen, sondern hänge von anderen entscheidenden Kriterien ab: Eines davon sei der Faktor Flexibilität. „Erfolg stellt sich nur dann ein, wenn wir nicht wissen, wo genau er herkommtund was die Zukunft bereithält“, so Hengstschläger.

Bälle richtig fangen

Anhand einer Ballmetapher macht Universitätsprofessor Hengstschläger das Phänomen deutlich: Demnach sollen sich einzelne Personen an den Punkt platzieren, wo sie die Bälle am besten fangen können. Wisse man nicht, wo genau die Bälle herkommen, aber versuche man stattdessen, eine eigene logische Lösung zu finden, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, sich wenigstens an geeigneter Stelle zu platzieren. Ist man jedoch in dem Glauben, die Bälle kommen da her, wo sie immer schon herkamen, und positioniert sich dort, wo alle bereits stehen, könne man schnell auf dem Irrweg sein.

Entweder man hat’s oder nicht – oder?

Auf unvorhersehbare Situationen mutig, flexibel und lösungsorientiert zu reagieren – das führe nach Ansicht des Genetikers viel maßgeblicher zu Erfolg, als sich bloß auf seine vermeintlichen angeborenen Talente oder Nicht-Talente zu beschränken. Oftmals seien nämlich besonders die Österreicher folgendem Irrglauben verfallen: „Entweder man hat es, oder eben nicht.“ Zwar besitze laut Hengstschläger jeder Mensch individuelle genetische Leistungsvoraussetzungen, aber diese seien nicht einfach nur da, sondern müssen durch gezielte Übungen auch gefördert werden.

In der ersten Panelrunde wurde lebhaft über die Erfolgsfaktoren im Job debattiert. Foto: C.I.R.A./APA-Fotoservice/Bargad
In der ersten Panelrunde wurde lebhaft über die Erfolgsfaktoren im Job debattiert. Foto: C.I.R.A./APA-Fotoservice/Bargad

Wichtig sei es deshalb, die eigenen Stärken zu stärken und seine Schwächen so gut es gehe zu reduzieren. Etwas, das aber viele besonders im Berufsalltag übersehen: Oft werde in Unternehmen versucht, die Schwächen einzelner Mitarbeiter auf ein Mindestmaß zu heben, statt sich auf vorhandenen Stärken zu fokussieren – dies raube eine Menge Kraft und Ressourcen und führe unterm Strich seltener zu Erfolgserlebnissen.

„Oft fördert man Leute, die gar nicht für diese Stelle geschaffen sind und verspricht ihnen hohe Posten, die sie nur annehmen, um einen höheren Status vorweisen zu können“, so Barbara Potisk-Eibensteiner (RHI AG) auf der im Anschluss an die Keynote folgenden Paneldiskussion zum Thema „Erfolgreich positionieren“. Dem stimmten auch die übrigen Panelteilnehmer zu, darunter der neue CEO der WienerBörse Christoph Boschan, Fritz Mostböck von der Ersten Bank, Prof. Hengstschläger und Moderator Harald Hagenauer von der Österreichischen Post.