Der High-Tech Gründerfonds (HTGF) investiert zusammen mit Bayern Kapital in das Münchner Medizintechnik-Startup Mecuris. Der Spezialist für personalisierte und additiv gefertigte Orthopädische Hilfsmittel bietet Kranken- und Sanitätshäusern eine neuartige Lösungsplattform. Mit der Finanzierung sollen nun die Plattform ausgebaut und weitere Applikationen entwickelt werden. Finanzielle Details wurden derwil nicht genannt.

 

Gründerteam mit über 70 Jahren Berufserfahrung

Mecuris wurde erst in diesem Jahr als Spin-off des Klinikums der Universität München an der Ludwigs-Maximilians-Universität München gegründet. Das sechsköpfige, interdisziplinäre Gründerteam gilt als sehr erfahren: So bringt es neben mehr als 70 Jahren Berufserfahrung, darunter 25 in der medizinischen-medizintechnischen Forschung, auch die Gründererfahrung aus sieben Start-ups ein. Zusammen mit inzwischen drei weiteren Mitarbeitern arbeitet Mecuris gemeinsam mit mehreren Orthopädiehäusern an der Digitalisierung der Prothetik und Orthetik.

 

Kostendruck trotz Digitalisierung

Die Orthopädietechnik ist auch in Zeiten zunehmender Digitalisierung aller Branchen ein weithin handwerklich geprägtes Gewerbe. Steigender Kostendruck führt jedoch dazu, dass immer häufiger Patienten mit Standardprodukten anstatt mit individuell angepassten und handwerklich gefertigten Hilfsmitteln versorgt werden.

 

Hier setzt Mecuris an. Das Unternehmen ermöglicht mit seiner Technologie eine individuelle und maßgenaue Fertigung orthopädischer Hilfsmittel mittels einer intuitiv zu bedienenden, webbasierten Plattform und anschließender Fertigung mittels 3-D Druck. Dazu zählen Orthesen, etwa zur Stabilisierung der Hals-Wirbelsäule, und Prothesen, beispielsweise Fußprothesen, aber auch Zubehör wie Cover für Unterschenkelprothesen. Dafür stellt Mecuris orthopädischen Kliniken und Sanitätshäusern nicht nur seine eigene Plattform. sondern auch den kompletten Service bis zur Lieferung der fertigen Ware zur Verfügung. Dabei werden Konstruktionsdaten mit Hilfe bildgebender Verfahren (CT, Scan, Fotos) automatisiert der Patientenanatomie angepasst.

 

Nutzung Künstlicher Intelligenz

Wolf-Peter Werner, CFO von Mecuris, erklärt: „Unsere Plattform ist ein selbstlernendes System, welches Verfahren aus der Künstlichen Intelligenz und Automatischen Bildverarbeitung verwendet. Die Produktion der orthopädischen Hilfsmittel erfolgt dann dezentral mittels additiver Fertigungstechnologie (3D-Druck) in für die Herstellung von Medizinprodukten zertifizierten Zentren.“

 

Wachstumsmarkt mit Fachkräftemangel

Der Markt für orthopädische Hilfsmittel ist durch den demographischen Wandel und Zivilisationskrankheiten wie Diabetes stark gewachsen und wächst weiter. Allein in Deutschland haben sich die Ausgaben in den vergangenen 20 Jahren auf mehr als 1,8 Mrd. EUR im Jahr 2015 verdoppelt. Gleichzeitig beklagt die Orthopädietechnikbranche jedoch einen eklatanten Fachkräftemangel: Nach Schätzungen der WHO wären zehn Mal so viele Experten notwendig, wie derzeit zur Verfügung stehen.

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