Das ist schon eine seltsame christdemokratische Boygroup, die sich da gebildet hat: Christian Wulff, Peter Müller, Roland Koch und Günther Oettinger eint derzeit offenbar der feste Wille, als ständige, ungefragte Ratgeber für Bundeskanzlerin Angela Merkel aufzufallen. Um jeden Preis. Unter dem Deckmäntelchen der Wahrung der Länderinteressen werden allenthalben Brandherde angezündet wie zum Beispiel die Forderung nach Verlängerung der Laufzeiten der Atomkraftwerke. Dabei drängt sich der Verdacht auf: Der Club der Frustrierten, allesamt mit West-Biographie, möchte Merkel auf Trab halten und sie in einer Rolle als weiblicher Red Adair der deutschen Politik von Brandherd zu Brandherd hüpfen sehen.

Man könnte dieses Verhalten, fingerschnipsenden Zweitklässlern im Bemühen, auch mal etwas sagen zu dürfen nicht unähnlich, als ärgerlich abtun und darüber hinwegsehen – wenn sich die Ministerpräsidenten nicht als Gefahr für den sich abzeichnenden Aufschwung entpuppen würden. Ganz offensichtlich ist es ja so, daß der Verbraucher als solcher die ruhige, unaufgeregte Art der Großkoalitionäre ausgesprochen goutiert. In der Bundesrepublik keimt wieder so etwas wie Zuversicht. Überspitzt könnte man formulieren: Der Wahlausgang war letztlich kein Versehen, sondern die Zusammenarbeit von CDU und SPD Wunsch des Souveräns.

Die Mäkler in der Provinz müssen erkennen, daß die Menschen von Blockaden, Drohungen und parteipolitisch motivierten Machtspielchen im Bundesrat die Nase absolut gestrichen voll haben. Es ist nicht die Zeit dessen, was Parteisoldaten mit dem Begriff „das eigene Profil schärfen“ umschreiben. Nur das konstruktive, sachliche Miteinander der Spitzenpolitiker läßt weiteres Zutrauen in die Zukunft wachsen. Eine stabile Weltwirtschaft und eine anziehende Binnenkonjunktur – das würde sich sogar auf dem Arbeitsmarkt positiv bemerkbar machen.

Die Boygroup sollte sich die Karriere des Edmund Stoiber vergegenwärtigen: Der trieb das Merkel-Mobbing auf die Spitze – und wurde auf weniger als Provinzniveau zurückgedreht.

Stefan Preuß

Die GoingPublic Kolumne erscheint wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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