Foto: PantherMedia / Antal Török

Die Meinungen über den Zustand des nationalen wie internationalen M&A-Marktes sind geteilt: Die einen monieren, dass die Marktlage auch 2013 noch ziemlich weit von ihren einstigen Höchstständen entfernt bleibt; die anderen ziehen umgekehrt Positives aus dem Umstand, immerhin auch von den Tiefs weit entfernt zu stehen. Mit anderen Worten: Gefangen im Mittelmaß? Au contraire – vielmehr an einer Art Wegscheide.

Dr. Thomas Schulz, Partner und M&A-Experte der Wirtschaftskanzlei Noerr, sieht den deutschen Transaktionsmarkt im Aufwind: Deutsche Unternehmen richten sich strategisch neu aus, bauen Schulden ab, trennen sich von Randaktivitäten und entwickeln ihr Geschäftsmodell weiter, so Schulz auf dem „Mergermarket German M&A and Private Equity Forum 2013“ kürzlich in Düsseldorf.

Dr. Thomas Schulz, Noerr

Wie steht es mit ausländischen Interessenten an deutschen Unternehmen? Hier lohnt sich ein genauerer Blick. Schulz sieht neben asiatischen auch wieder verstärkt strategische Investoren aus den USA: US-Unternehmen verfügten selbst für größere Transaktionen über hinreichend Liquidität. Übernimmt ein amerikanisches Unternehmen die Mehrheit an einem deutschen, so ist dies in der Presse kaum eine größere Erwähnung wert – von Ausnahmen abgesehen zweifellos.

Sino-internationales M&A auf dem Vormarsch Handelt es sich um Asiaten, namentlich Chinesen, ist Seite 1 in der Wirtschaftstagespresse beinahe gewiss. Bis dato hatte sich das Reich der Mitte auf „Unternehmen mit Restrukturierungsbedarf“ fokussiert, was als höfliche Umschreibung für Trümmerfirmen zum Schnäppchenpreis gilt. Dr. Michael Drill, CEO der weltweiten M&A-Beratung Lincoln International, sieht das erheblich nüchterner: „Das ist ein klarer Trend: Ein Teil des soliden deutschen Mittelstands wird in Richtung China verkauft. Zum einen zahlen sie bei Transaktionen eine gewisse Prämie. Zum anderen nickt der chinesische Staat jeweils ab, ob ein strategischer Kauf für die Volkswirtschaft wertschaffend scheint oder nicht.“ (siehe Interview auf Seite XX). Nun, so sieht sino-internationales Business 2.0 im zweiten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends aus.

Gerd Sievers, Roland Berger Strategy Consultants

Private Equity mit Anlagenotstand Nicht nur strategische Investoren – diese offenbar meist Cross-Border – sind unterwegs, auch Private Equity ist wieder selektiv im Transaktionsmarkt unterwegs. So besagt die neueste Studie[1] von Roland Berger Strategy Consultants, dass mehr als die Hälfte der Befragten einen Anstieg der M&A-Transaktionen mit Private-Equity-Beteiligung gegenüber dem Vorjahr als realistisch einschätzt: Dabei erwarten Investoren insbesondere Transaktionen in den Bereichen Pharma und Healthcare (54%), Konsumgüter und Handel (51%), Energieversorger (41%) sowie IT und Telekommunikation (41%). Roland-Berger-Experte Gerd Sievers, Partner im Bereich Corporate Finance, sieht dies im Umstand begründet, dass PE-Gesellschaften durch Übernahmen in profitable, vor allem aber konjunkturell stabile Geschäftsbereiche einsteigen können.

In einem Punkt wenigstens dagegen scheint Einigkeit zu herrschen: Größere Transaktionen von mehr als 0,5 oder gar 1 Mrd. EUR werden auch 2013 die Ausnahme bleiben. Das ist einerseits verwunderlich, da ja angeblich viel Liquidität im Markt unterwegs sei, die nach rentablen Anlagen sucht; andererseits scheint die Fremdkapitalbeschaffung bei maximal mittelgroßen Deals wesentlich einfacher als bei solchen in Übergrößen. Die Frage nach Maxideals bleibt damit eine Frage nach der probaten Fremdkapitalressource – auch 2013.


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