Mit anhaltendem Niedrigzinsniveau stellen sich Unternehmen wie Investoren die Frage, ob Mittelstandsanleihen zu ihnen als geeignete Kapitalspritze bzw. Anlageform passen. Erste Zahlungsausfälle und Insolvenzen belasten derzeit den noch jungen, aber wachsenden Markt für Mittelstandsanleihen an deutschen Börsen. Viele sprechen von einem Reifeprozess und einer zunehmenden Professionalisierung. Der erste wirkliche Belastungstest steht aber mit der ersten Refinanzierungswelle ab 2015 an, bevor 2016/2017 in den Hauptfälligkeitsjahren der Markt bzw. die darin notierten Unternehmen sich bewähren müssen. Nur intern gut vorbereitete Unternehmen mit nachhaltig tragfähigen Geschäftsmodellen, die sich während der Zeit einen guten Ruf am Kapitalmarkt erarbeitet haben, werden sich behaupten können und die Refinanzierung meistern. Neue Emittenten aus dem Mittelstand können in der Vorbereitung auf die Kapitalmarktfähigkeit und Platzierbarkeit von den Erfahrungen des Marktes profitieren. Unternehmer stellen sich deshalb häufig vier Kernfragen:

1. Ist der Markt für Mittelstandsanleihen relevant für meine Finanzierungsstrategie?

Markteinblick gibt die zweite Auflage der Studie über Mittelstandsanleihen von EY[1]. So sind bisher 93 Unternehmen mit 104 Emissionen dem Lockruf der Unternehmensfinanzierung über die Börse gefolgt, wobei 30 Unternehmen die Anforderungen und Usancen des Kapitalmarkts bereits durch börsennotierte Aktien kennen.

Der Markt (ohne Prime Bonds) ist 2013 wieder deutlich gewachsen und mittlerweile rund 4,8 Mrd. EUR schwer. Die überwiegende Mehrheit der Anleiheemissionen wurde voll platziert. An den Börsen hat sich in den letzten 12 Monaten Frankfurt als Marktführer entwickelt. Regularien wurden den AGB der Freiverkehre angepasst und an erste Erfahrungswerte adjustiert. Ein Blick in die Regelwerke lohnt auch vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussionen um eine „qualitative“ Weiterentwicklung der Segmente und natürlich zur Vorbereitung auf den Kapitalmarktregelbetrieb.grafik_steinbach

2. Passt mein Finanzierungsbedarf zum Steckbrief einer Mittelstandsanleihe?

Die kritische Masse ist für viele institutionelle Investoren ein Eingangskriterium, um überhaupt in ein Unternehmen investieren zu können bzw. zu dürfen. Das betrifft das Volumen der Emission und damit implizit auch die Unternehmensgröße und den Finanzierungsbedarf. Das typische Profil der Anleihe zeichnet sich durch ein durchschnittliches Emissionsvolumen von 46 Mio. EUR bei einer Verzinsung von 7,3% (Median) und einer fast standardisierten Laufzeit von 5 Jahren aus. 73% verfügen über ein Unternehmens-, 12% über ein Anleihen- und 6% über ein Unternehmens und Anleiherating. Der Markt zeigt für Mittelstandsanleihen eine Ratingverteilung dominiert von „Non-Investment Grade“- oder „High Yield“-Anleihen. Die verbleibenden 9% haben kein Rating aufgrund der Ausnahmeregeln der Börsen.

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