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Amore und Labore!

Ein deutscher Tiefkühlwarenhersteller hat kürzlich für sein Biogemüse in allen größeren Städten mit dem Slogan „Voll Amore. Null Labore“ geworben. Ein einfacher Reim, der ­verschiedene Zielgruppen ansprechen soll – diejenigen, die sich für eine gesunde ­Ernährung interessieren, diejenigen, die ­umweltbewusst handeln, aber auch diejenigen, die kritisch gegenüber dem Thema ­„Gentechnik“ eingestellt sind, was mit dem Begriff ­„Labore“ subtil angesprochen wurde. Gerade letzterer Aspekt ist in Deutschland ­weitverbreitet und findet sich in verschiedenen Weltanschauungen und politischen ­Lagern der potenziellen Konsumenten wieder. Die Werbung spricht geschickt Wünsche nach ­„Ursprünglichkeit“, „Natürlichkeit“, „Echtheit“ und der „Wiederherstellung einer heilen Welt“ an – und ja, das macht gute Werbung aus.

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Wo bleibt die Balance? Wo die Synergien?

Schade nur, dass Labore als Feindbild herhalten müssen: Denn allein mit dem Wunsch nach der Wiederherstellung eines „natürlichen Urzustands“ werden die Herausforderungen des Klimawandels, der Ressourcenübernutzung und der Ernährungssicherheit nicht ­bewältigt werden, nehmen doch genau diese Verfahren und Innovationen durch ­Biotechnologien schnell den Druck von den Flächen, schonen Ressourcen und bieten ­Lösungen für den Klimawandel an. Es ist daher dringend an der Zeit, sich für eine ­produktive Verbindung von „Amore und Labore“ einzusetzen.

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Wie immer: viel zu tun

Konkrete Vorschläge, wie diese Verbindung vor allem in Deutschland gelingen könnte, ­präsentieren wir in dieser Ausgabe in unserem Roundtable mit Professoren, die langjährige Erfahrung im Ausland sammeln konnten (S. 6 bis 8), und unserem VC-Sentiment (S. 44 und 45). Weitere Ideen, wie eine produktive Verbindung von Technologien die Zukunft gestalten kann, zeigen wir dieses Mal anhand von Beispielen aus Bayern (S. 24 bis 26) und Sachsen (S. 30 bis 32) sowie mit einer Vorschau auf die analytica 2024, die den Schwerpunkt in diesem Jahr auf die Verbindung von Digitalisierung und Nachhaltigkeit setzt (S. 34 und 35). Allerdings bleibt wie immer viel zu tun, damit die „Amore“ nicht in Gefahr gerät und von Dauer ist: solide rechtliche Rahmenbedingungen zur IT-Sicherheit im Gesundheitsbereich (S. 28 und 29) oder der Etablierung des Europäischen Gesundheitsdatenraums (S. 18 bis 20) beispielsweise.

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In jeder Liebe gibt es Ups and Downs

Und auch wenn es schmerzhaft sein mag: Mitunter ist ein kritischer Blick auf die Liebe ­nötig. Entspricht sie noch dem, was man ursprünglich in ihr sah? Können beide Seiten noch an ihr wachsen? Übertragen stellen sich beispielsweise die Fragen, ob die derzeitigen Biopharma-F&E-Strategien noch die richtigen sind (S. 10 bis 12) oder ob man dem, was man liebt, z.B. der Bioökonomie, einen anderen Namen geben muss, damit neuer Schwung in die Beziehung kommt (S. 14 bis 16). Manchmal bedarf es auch einfach einer genaueren Auswahl der Location und besseren Partnervermittlung, wenn etwa Investoren auf Start-ups treffen (S. 6 bis 8 und S. 42 bis 43). Und auch wenn die Verbindung von Amore und Laboren oft einem „Wellenreiten“ gleicht (S. 46) und sie von vielen Ups and Downs geprägt ist (S. 58 bis 59): Sie ist nicht nur unumgänglich, wie z.B. die Nutzung von Big Data und KI (S. 22 bis 23 und S. 50 bis 51), sondern auch generell unverzichtbar für die Gestaltung einer nachhaltigen und zukunftsorientierten Gesellschaft. Ihre Verbindung führt zu echten Traumpaaren, wie wir in dieser Ausgabe anhand von Case Studies wieder aufzeigen: Sie ­erinnern uns daran, welche Früchte die Liebe zur Sache tragen kann, ob bei dem Aufbau einer Circular Economy (S. 52 bis 53), der Krebsdiagnostik (S. 50 bis 51) oder bei der Suche nach neuen Wirkstoffen gegen Antibiotikaresistenz (S. 48 bis 49).

In diesem Sinne und wie immer: voller Amore für Labore.

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Autor/Autorin

Redaktionsleiter Plattform Life Sciences at GoingPublic Media AG | Website

Urs Moesenfechtel, M.A., ist seit 2021 Redaktionsleiter der GoingPublic Media AG - Plattform Life Sciences und für die Themenfelder Biotechnologie und Bioökonomie zuständig. Zuvor war er u.a. als Wissenschaftsredakteur für mehrere Forschungseinrichtungen tätig.