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Am vergangenen Donnerstag war eine der Pionierinnen der „personalisierten Medizin“ plötzlich an der Börse: 23andMe. Warum hier die weibliche Form von Pionier absolut ohne verschämten-Doppelpunkt gerechtfertigt ist, zeigt sich aus der Unternehmenshistorie: Anne Wojcicki war die (Mit-)Gründerin, damals 2006 in Kalifornien – und ist bis heute die CEO. Diese Dame brachte nicht nur den Google-Gründer Sergey Brin als Investor der ersten Stunde (und damaligen Ehemann) mit, sondern prägte das gesamte Geschäftsmodell der DNA-Testung für den Hausgebrauch. Durchaus auch gerade durch diese sehr deutliche Nähe zum Google-Universum unter Datenschutz-Bedenkenträgern mit einigen Argusaugen beobachtet…

Anne Wojcicki ist also noch immer CEO, die Firma hat sich rasch von Ahnenforschung sehr stark auf Gesundheitsdaten und daraus abgeleiteten Krankheits-Risiko-Berechnungen gewandelt und liefert seit vielen Jahren nach dem Einsenden einer Speichelprobe Risiko-Berichte über das individuelle genetische Profil eines Einsenders.
Über die Jahre sind diese Berichte immer besser, verständlicher geworden – und auch der Datenschatz von 23andMe ist mittlerweile enorm gewachsen: 10 Millionen Kunden haben Daten geliefert, und 80% davon haben der weiteren Nutzung zudem aktiv zugestimmt. Diese weitere Nutzung beinhaltet vor allem die firmeneigene Forschung zur Verbesserung der Datenanalyse aber auch F&E-Kooperationen mit großen Pharmafirmen – hier insbesondere in der Medikamentenentwicklung. Mehre größere Deals in der letzten Zeit (mit ua. GSK sowie Almirall) zeigen auch das wachsende Interesse der Pharmaindustrie an diesen genetischen Daten, aber auch den Nutzen, denn aus der Partnerschaft mit GSK ist im letzten Jahr bereits (nach nur etwa einjähriger Laufzeit der Partnerschaft) der Start einer ersten klinischen Studie erwachsen.

Branson mit dem Gespür für das Timing?

Richard Branson – bekannt für erfolgreiche Dinge aus dem Hause Virgin Group – ist das nicht entgangen, und er sagte in einem Statement zum Börsengang, er habe unter „100 interessanten Biotech-Investments das von 23andMe am spannendsten gefunden“. Branson verspricht sich durch intelligente Nutzung des Datenschatzes eine Halbierung von Entwicklungszeiten – und das sind im Medikamentenbusiness riesige Geldbeträge. “That’s the real big upside with this company,” sagte Branson euphorisch.

Per Virgin-SPAC zum Börsengang

23andMe wurde nun über einen reverse merger in die VG Acquisition Corp. gepackt, und da stecken auch gleich rund 760 Mio $ in diesem SPAC (Special Purpose Acquisition Company, siehe unser Beitrag: https://www.goingpublic.de/going-public-und-being-public/euronext-verzeichnet-2020-zwei-spacs-trend-aus-uebersee-kommt-auf-den-kontinent/ ). In Zukunft soll wieder der ursprüngliche Firmenname mehr in den Vordergrund rücken, für den eigenen stärkeren Schwerpunkt auf Medikamentenentwicklung sind die Millionen über das SPAC-Listing jedenfalls ein gutes Polster.

Original-Pressemeldung:

https://mediacenter.23andme.com/press-releases/23andme-merges-with-vgac/

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