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Am vergangenen Wochenende verkündete Bayern nun als erstes Bundesland auch ohne Symptome Corona-Tests durchzuführen. Die Kosten von jeweils 50 Euro pro Test und Laborauswertung will, wenn die Krankenkasse nicht zahlt, der Freistaat tragen. Wer mehr Normalität wolle, müsse auch mehr Testkapazitäten aufbauen. Und wer Sicherheit haben wolle, dem müsse der Staat auch Sicherheit geben. Das werde sicher nicht sofort von allen angenommen. Aber es sei ein sehr gutes Angebot für die Menschen. „Wir wollen das noch weiter ausbauen“, sagte der Ministerpräsident Markus Söder.
Auch wenn dies den Empfehlungen des RKIs, das nur bei Vorlage von Symptomen oder dem nachweislichen Aufeinandertreffen mit einer infizierten Person, testen möchte, widerspricht, wollen auch Bundesländer wie Berlin nachziehen. Es gibt jedoch auch einige kritische Stimmen, die den Vorstoß Bayerns nicht unterstützen. „Einfach nur viel testen klingt gut, ist aber ohne systematisches Vorgehen nicht zielführend“, kritisierte Gesundheitsminister Jens Spahn. Zudem handelt es sich bei dem Test nur um eine Momentaufnahme, was vielen Menschen womöglich nicht bewusst sein könnte und sie so in falscher Sicherheit wiegen lässt.
Gesundheitsministerin Melanie Huml sagte am Montag, dass zunächst ein dreistelliger Millionenbetrag für die Kosten bereitgestellt werde. Neben den Tests für Menschen mit und ohne Symptome – für letztere sind bereits jetzt Tests kostenlos möglich – sieht das Konzept auch vor, die freiwilligen Tests in Einrichtungen mit gefährdeten Personen etwa in Pflege, Altenheimen und Krankenhäusern auszubauen. Gleiches gilt für Testmöglichkeiten von Lehrern und Erziehern. Geplant ist darüber hinaus eine Testoffensive bei Schlachthöfen, Zerlege- und Fleischverarbeitungsbetrieben. Wer Symptome hat, soll innerhalb eines Tages getestet werden und 24 Stunden später sein Ergebnis haben. Ohne Symptome dauert es etwas länger: ein Test in 48 Stunden und ein Ergebnis in einer Woche.

Doch wie läuft ein solcher Corona-Test eigentlich ab? Und wie viele Tests sind möglich?

Der übliche Test derzeit und auch der in Bayern geplante ist ein PCR-Test, die Abkürzung steht für Polymerase Chain Reaction. Er basiert darauf, dass jedes Virus Erbgut in Form von RNA/DNA in sich trägt mit dem es identifiziert werden kann. Um an das Material zu gelangen wird eine Sekretprobe aus Nase und Rachen entnommen, da sich hier im Falle einer Infektion viele Viren aufhalten. Anschließend wird das Erbgut isoliert und vervielfacht, um es anschließend mit der DNA von Sars-CoV-2 zu vergleichen. Dieser erste PCR-Test auf Corona wurde von einem Team um den Virologen Christian Drosten an der Charité in Berlin entwickelt. Diese Art von Test zeigt jedoch nur eine akute Infektion an.

Momentan können die Labore in Bayern rund 21.000 Corona-Tests pro Tag durchführen, perspektivisch sollen es sogar 30.000 werden. In ganz Deutschland sind es heute bereits 100.000 Test pro Tag. Im Vergleich zum Anfang der Pandemie lagen die täglichen Testkapazitäten landesweit bei nur rund 7.000. Auch wenn die Test-Kapazität gesteigert werden konnte, suchen Wissenschaftler nach wie vor nach Alternativen. Um früher Klarheit über eine mögliche Infektion zu bekommen, wird gerade an Schnelltests gearbeitet.

Welche Art von Tests gibt es noch? Was versprechen sogenannte Schnelltests?

Neben den klassischen PCR-Tests gibt es sowohl Antikörper-, als auch Antigentests.
Mit Hilfe von Antikörpertests können hauptsächlich Infektionen aus der Vergangenheit nachgewiesen werden. Bei einer COVID-19 Erkrankung bilden sich erste Arten von Antikörpern erst einige Tage nachdem sich jemand angesteckt hat, andere erst nach 14 Tagen. Für den Moment bringt der Test daher keine Sicherheit. Außerdem ist es möglich, dass der Test fälschlicherweise anschlägt, weil jemand früher schon mal mit einem anderen Virus aus der Familie der Coronaviren infiziert war, das nicht Sars-CoV-2 ist. Zum Nachweis von Antikörpern genügt ein Tropfen Blut.
Um herauszufinden, wie weit das neue Coronavirus in Deutschland tatsächlich verbreitet ist, verwendet auch das RKI Antikörpertests. Im September will das RKI eine bundesweite repräsentative Antikörper-Studie starten, bei der 15.000 Personen ab 18 Jahren an 150 Studienorten untersucht werden. Schon gestartet ist die Studie „Corona-Monitoring lokal“ bei, der das RKI auch vier deutsche Corona-Hotspots untersucht, darunter Bad Feilnbach im Landkreis Rosenheim. Auch der österreichische Ski-Tourismus-Ort Ischgl war ein Corona-Hotspot. In einer Studie fand die Medizinische Universität Innsbruck heraus, dass 42,2 Prozent der knapp 1.500 Teilnehmer (was fast 80 Prozent der Ischgler Bevölkerung entspricht), Antikörper gegen Sars-CoV-2 haben, das Virus also gehabt haben. „Der Anteil der positiv Getesteten liegt damit etwa sechs Mal höher (bei Kindern zehn Mal höher) als die Zahl der zuvor mittels PCR positiv getesteten Personen“, heißt es in einer Zusammenfassung der Studienergebnisse auf der Website der Medizinischen Universität Innsbruck.

Eine weitere Art von Test, die sich bislang erst wenig im Einsatz befindet, könnte tatsächlich eine kleine Revolution bringen: der sogenannte Antigentest, der oft auch unter dem Namen Corona-Schnelltest genannt wird. Hier wird nicht das Erbmaterial des Virus nachgewiesen, sondern ganze Fragmente des Virus. Diese Technologie wird z.B. auch für den Nachweis von Schwangerschaften mittels des sog. Urinschnelltests verwendet. Um dieses Prinzip auf das Coronavirus zu übertragen, arbeiten derzeit eine ganze Reihe junger Firmen auch in Deutschland daran, eine neue Generation von Schnelltests auf den Markt zu bringen. Das Mainzer Start-up Digital Diagnostics beispielsweise hat kürzlich die Sonderzulassung für seinen Corona-Schnelltest beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte beantragt. Bei der US-Behörde FDA wurde der Antrag auf Notfallzulassung bereits Ende Mai eingereicht. Bislang gibt es erst eine Zulassung für diese Nachweismethode von der US-Firma Quidel. Für die Durchführung wird kein Labor benötigt und das Ergebnis steht nach wenigen Minuten fest. Bekannt ist allerdings, dass diese Art von Test bei einer hohen Spezifität nur eine beschränkte Sensitivität hat.

Doch auch für alle die vielleicht nicht in Bayern wohnen und sich so nicht testen lassen können oder wollen, sei nochmal festgehalten: Ein positiver Corona-Test bedeutet leider ohnehin keine sichere Immunität – und ein negativer heißt nicht, dass man sich am nächsten Tag nicht anstecken könnte. Am Ende schützt vor COVID-19 am besten, was jeder selbst tun kann: Die Abstandsregeln einhalten, unnötig viele Kontakte vermeiden, auf Hygiene achten und Gebiete meiden, in denen die Fallzahlen hoch sind.

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