So recht wissen die Experten ja nicht, was sie von den verschiedenen Vorschlägen halten sollen. China gilt als größter Finanzier der USA. Wie groß der Schatz der Staatsanleihen nun wirklich ist, kann dahingestellt bleiben. Auf alle Fälle ist es eine Zahl mit ganz vielen Nullen. Richtig wohl ist den Chinesen dabei offenbar nicht. Einerseits haben Sie Dollar-Milliarde um Dollar-Milliarde vom Markt genommen, um so die Leitwährung zu stützen und den Renmimbi gewissermaßen billig zu halten, um die Exportfähigkeit zu fördern. Andererseits schwant den Chinesen zunehmend, dass sie am Ende ganz viel Spielgeld als Gegenleistung für reale Waren im Depot haben, wenn die USA ihre Staatsverschuldung nicht in den Griff bekommen und die Federal Reserve munter die Druckmaschine rattern lässt. Das ist die alte Pleitier-Weisheit im Reverse-Modus: Hast Du nur eine Milliarde US-Dollar im Depot, hat der Emittent das Problem. Hast Du 2.000 Milliarden US-Dollar im Depot, hast Du das Problem.

Wenn man so will, haben ja gerade China und die Petro-Dollar-Staaten besonders dazu beigetragen, dass der Greenback nach wie vor die unangefochtene Leitwährung ist. Denn es gibt ja keine Institution auf Erden, die diese Stellung bestimmen kann, sondern sie ergibt sich aus dem real existierendem Investitionsverhalten und den Clearing-Bedingungen. Es steht ja jedem Verkäufer frei, die Währung, in der er Bezahlung akzeptiert, zu bestimmen.

Nach Lage der Dinge ist der US-Dollar auch auf Sicht alternativlos. Denn keines der BRIC-Länder erreicht auch nur annähernd die Wirtschaftsleistung der USA, noch nicht einmal zusammen. Und außerdem: Nur die Währung eines Wirtschaftsraumes mit stabilen demokratischen Verhältnissen und unabhängigen Notenbanken kann weltweit Akzeptanz finden. Und spätestens an diesem Punkt dünnt sich die Riege der denkbaren Bewerber entscheidend aus. Mag das Staatsdefizit der USA auch noch weiter wachsen und die Agenturen sogar das Rating der US-Anleihen senken: Am Greenback führt noch sehr, sehr lange kein Weg vorbei.

Stefan Preuß

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