Nichts ist mehr wie früher. Keine Jahrmarkt-Stimmung mehr, keine Disco-ähnlich beschallten Parties. Die Exklusivität der Lounges wurde auch eher notdürftig gepflegt. Manch großes Haus wie die Deutsche Bank blieb der Messe fern. Kein Wunder, will man doch am liebsten nur vermögende Privatkunden betreuen, wenn es noch irgendwo welche gibt. Und die, so meint man wohl, sind nicht auf der IAM unterwegs. Man vermißt die Adressen der Versicherungswirtschaft, die raffinierte Produkte anpreisen könnte, die trotz aller steuerrechtlicher Bocksprünge der Regierung dank intensivster Lobbyarbeit trotz allem nicht besteuert werden sollen. Aber warum werben, wenn die Leute sowieso mangels Alternative bald von alleine kommen werden? Fragt sich nur, zu welchem Vertreter der Branche.

Mutige boten russische Hotel- oder Immobilienbeteiligungen an. Jene Stände aber waren ähnlich dicht bevölkert wie die zentralsibirische Taiga. Demnach ist Rußland doch noch kein Land für den bundesdeutschen Durchschnittsanleger mit höherem Risikoprofil („Spekulant“ sagt man ja politisch-korrekterweise nicht mehr). Einen netten Kontrapunkt setzte ein Stand, der die „freundliche Übernahme der Wirtschaft durch die Kunst“ postulierte und ermutigte: „Kommen sie näher, hier können Sie garantiert kein Geld verlieren!“

Kapitalsuchende Mittelständler setzen die Kreditagonie des Bankgewerbes auf ihre Weise um und bieten ihre Finanzierungsinstrumente direkt dem Endkunden an. Der renditehungrige Anleger, der vorerst keine Lust auf Aktien, aber genausowenig Lust auf Sparbriefzinsen hat, kann Unternehmensanleihen oder Wandelgenußscheine mit ansprechenden Renditeaussichten frisch vom Erzeuger kaufen.

Immerhin ein Vorteil: Man konnte sich bequem bewegen und hatte eine Chance, schnell an Gesprächspartner heranzukommen. Doch manchem Messeteam war es wohl gar zu langweilig, und es hinterließ einen Self-Service-Messestand: fertiggepackte Tüten mit Info-Material, Visitenkarten und die (in diesem Jahr rätselhafterweise) obligatorischen Gummitierchen liegen in ausreichender Menge bereit, doch schon 1 ½ Stunden vor Messeschluß ist kein Firmenvertreter mehr zu sehen. Wochenende und Feierabend ahoi!

Für die wenigen, sozusagen antizyklisch agierenden Besucher war die Versorgung mit Cocktails und Knabberzeug wenigstens gesichert. Mit lukrativen Anlagemöglichkeiten dürfte es derzeit am Kapitalmarkt kaum anders sein.

Die GoingPublic Kolumne erscheint jeweils montags, mittwochs und freitags in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

 

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