Wenn man sich da mal nicht täuscht. Denn das war schon die Prognose von vor einem Jahr, und sie war falsch. Man werfe nur mal einen Blick in die vor einem Jahr veröffentlichten Studien renommierter Researchhäuser. Viele sogenannte Experten hängen weiterhin alten, liebgewonnenen Denkschemata nach und schreiben einstmalige Entwicklungen in die Zukunft fort. Die zuletzt gesehenen Bewegungen bei Öl und Edelmetallen werden als unliebsame, temporär begrenzte Ausreißer abgetan. Vielleicht hat sich die Welt in den letzten zwei Jahren aber auch grundlegend geändert. Und zwar so sehr, daß eine „Normalisierung“ eben nicht mehr das Normale, das zu Erwartende wäre.

So sollte man nicht zu sehr überrascht sein, wenn sich der Ölpreis nicht wieder „normalisiert“. Im Übrigen hat sich auf Euro-Basis in den letzten Jahren nicht mal viel getan, vielmehr ist es der Dollar, den aufgrund bekannter Umstände an Wert und Vertrauen (ist eigentlich dasselbe) verliert und deshalb nur in größeren Mengen gegen das Schwarze Gold eingetauscht werden kann. Eigentlich verständlich.

Wie anfällig die westliche „Ölpipeline“ gegen die Unwägbarkeiten unserer Zeit ist, zeigte sich in den letzten Tagen, als die irakische Förderung nach Sabotageakten mal eben ausfiel. Das gleiche in Saudi Arabien und wir stünden in einem Chaos, zweifellos. Vor nicht allzu langer Zeit schloß die saudische Regierung eine solche Gefahr noch aus – doch wie gesagt: Vielleicht leben wir inzwischen nicht mehr in derselben Welt bzw. unsere Wahrnehmung ist eine andere geworden. Wenn Saboteure oder Terroristen irakische Pipelines zerstören können, dann doch wohl auch saudische.

So ziemlich alle weltweiten Ölgesellschaften hatten ihre mittelfristigen Prognosen mit Ölpreisen von 20 bis 25 US-$ getätigt, teilweise sogar darunter. Also mehr oder minder innerhalb des einstmals geltenden offiziellen OPEC-Zielkorridors von 22 bis 28 US-$ pro Faß. Inzwischen haben die Kurse dieser Unternehmen zwar hier und da ein bißchen zugelegt, aber Investoren scheinen nach wie vor davon auszugehen, daß die derzeitige Preisspitze beim Öl in überschaubar kurzer Zeit wieder abgeklungen sein dürfte, und alles wird wieder wie in guten alten, sicheren Zeiten sein. Entsprechend sind diese Ölgesellschaften heute bewertet.

Falko Bozicevic

Die GoingPublic Kolumne erscheint wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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