Börsengang
KTG Energie bietet 2,7 Mio. Aktien zum Festpreis von 13,80 EUR an. Die Zeichnungsfrist läuft noch bis maximal 26. Juni, Erstnotiz soll am 29. Juni im Entry Standard der Frankfurter Börse sein. 1 Mio. Aktien stammen aus einer Kapitalerhöhung, die das Grundkapital von 5 auf 6 Mio. EUR erhöhen, 1,7 Mio. Aktien kommen von KTG Agrar. Nach dem Börsengang behält die Muttergesellschaft also mindestens 55% an der vielversprechenden Energie-Tochter. Diese erhielt von Creditreform ein BBB-. Die WGZ Bank ist Konsortialführer, als Selling Agents fungieren biw Bank, Silvia Quandt Bank und youmex Invest. Zeichnungsmöglichkeiten bieten darüber hinaus diverse Direktbanken.

Planbares Geschäft
KTG Energie ist auf die Produktion erneuerbarer Energie aus nachwachsenden Rohstoffen spezialisiert. Dazu betreibt das Unternehmen seit 2006 Biogasanlagen ausschließlich in Deutschland. Die Wertschöpfungskette reicht von der Planung und der Errichtung bis zum Betrieb der Biogasanlagen. Zum letzten Stichtag waren Biogasanlagen mit einer Produktionskapazität von 22,4 Megawatt (MW) im Einsatz, 30 MW sollen im laufenden Jahr erreicht werden oder sind es schon je nach Ausbaustatus. Im Laufe der nächsten zwei Jahre soll es bis auf 60 MW hochgehen. KTG kann als Marktführer die größten Anlagen bauen und profitiert damit von Skaleneffekten, die kleineren Betreibern fehlen.

Durch die Einspeisegarantie nach dem mehrfach renovierten Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ist Biogas ein Geschäft mit planbaren Geschäftszahlen. „Wir fühlen uns mit dem aktuellen EEG sehr wohl“, erklärt CEO Dr. Thomas Berger, Die Garantie gilt für 20 Jahre. Von der Muttergesellschaft erhält das Unternehmen die nachwachsende Rohstoffe, vor allem relativ wertlose Zweitfrüchte, Gras und Stroh. Diese kann KTG Agrar günstig an KTG Energie abtreten, da Gras auf bisher nicht intensiv genutzten Flächen wächst und Zweitfrüchte wie Hirse nach der Haupternte und damit dem eigentlichen Ertragsbringer der Landwirtschaft angebaut werden, normalerweise im dritten/vierten Quartal. Der Preis für die von KTG Agrar gelieferten Rohstoffe ist für zehn Jahre fixiert. Entstehende Gärreste werden zur Düngung auf die Felder zurückgeführt. Leider gibt es dafür keinen funktionierenden Markt, so dass KTG Energie hieraus bis dato kein Zusatzgeschäft erbringen konnte.

Mit Emissionserlös wachsen
Aufgrund seiner Grund- und Spitzenlastfähigkeit ist Biogas ein wichtiger Baustein der Energiewende, vielleicht gar der wichtigste. Mit Hilfe der IPO-Erlöse von rund 13 Mio. Euro für KTG Energie kann die installierte Leistung auf >60 MW bis Ende 2014 ausgebaut werden. Errichtet werden Biogasanlagen mit ca. 15 bis 20% Eigenkapital, dazu kommen EU-Zuschüsse und Darlehen. Die Eigenkapitalquote von KTG Energie ist mit 7% dann auch überschaubar niedrig. Neben Deutschland existiert nur noch in Litauen ein bauähnliches EEG (die Litauer haben in Deutschland abgekupfert), sodass theoretisch gewisse Expansionsphantasie in diese Richtung bestünde. Berger machte jedoch deutlich, dass Deutschland im wahrsten Sinne der „Mutterboden“ ist, alles andere sei rein optional und nicht Gegenstand aktueller Planungen von KTG Energie.

 

KTG Energie – Geschäfts- und Kennzahlen

2010

2011e

2012e

2013e

Umsatz*

14,3

21,5

40,0

60,0

Nettoergebnis*

0,1

0,8

0,8

6,0

EpS

0,02

0,13

0,13

1,00

KGV

103,5

103,5

13,8

*) in Mio., sämtliche Angaben in Euro; Basis 6,0 Mio. Aktien nach IPO
Quelle: WGZ-Emissionsstudie, GoingPublic Research


Zahlen
Im vergangenen Jahr stiegen die Erlöse bereits um 50% auf 21,5 Mio. EUR. Im laufenden Jahr geht der Konsortialführer von fast 38 Mio. EUR Umsatz und 7,4 Mio. EUR EBIT aus. Bereits für das Geschäftsjahr 2012 soll eine Dividende gezahlt werden und KTG als dividendenstarker Titel etabliert werden. „Wir werden ab 2013 eine attraktive Dividende bieten können“, so Berger. Angestrebt werden Ausschüttungsquoten von 50% und darüber. In der Peergroup befinden sich Deutsche Biogas und Envitec Biogas. Letztere ist nicht gerade als Börsenstar bekannt mit 80% Wertverlust seit dem Börsengang vor fünf Jahren. Bei KTG Energie wiederum muss man allerdings auch schon bis zum prognostizierten 2014er Ergebnis gehen, um von attraktiver Bewertung zu sprechen. Die Bewertung zu 13,80 EUR ergibt sich aus dem Discounted-Cashflow-Verfahren, bei dem die Ausbaupläne 2013 ff. naturgemäß am höchsten gewichtet sind und entsprechend durchschlagen. Nichtsdestotrotz: Über 80 Mio. MarketCap bei 40 Mio. EUR Umsatz 2012 sind auch kein Pappenstiel.

Fazit

Im Vergleich zur Peergroup (KGV: 10,4) ist KTG-Energie mit einem KGV von 13,8 zwar teurer bewertet, jedoch spielen hier noch Faktoren wie Biogasanlagen, die sich noch im Bau befinden bzw. noch nicht unter Volllast laufen, mit. Erst ab 2014 ist mit einer faireren Bewertung zu rechnen. Nichtsdestotrotz ist der Cashflow dank des EEG, wonach die Anlagen auf Grundlage einer auf 20 Jahre garantierten Einspeisevergütung arbeiten, gut planbar. Und auch die Versorgung mit nachwachsenden Rohstoffen, die für die Betreibung der Anlagen benötigt werden, ist durch den Mutterkonzern langfristig gesichert. Abgesehen von der Aufteilung des Emissionserlöses (KTG Energie erhält bei Vollplatzierung rund 14 Mio. EUR; KTG Agrar fließen knapp 23,5 Mio. zu) gibt es nur wenig zu beanstanden. Ein erfolgreiches IPO ist deswegen noch nicht garantiert –nicht nur wegen des derzeitigen Kapitalmarktumfelds. Die nach aktuellen Zahlen noch sehr hohe Bewertung – keine Spur von einem IPO-Discount – könnte sich ebenfalls negativ auswirken. Doch besitzt die Aktie ohne Zweifel Potenzial, sodass sich ein späterer Einstieg durchaus lohnen könnte.

 

KTG Energie – Emissionsparameter
WKN

A0H NG5

Erstnotiz

voraussichtlich 29. Juni

Zeichnungsfrist

bis max. 26. Juni

Preis

13,80 EUR Festpreis

MarketCap

82,8 Mio. EUR

Marktsegment

Entry Standard

Emissionsprospekt

ja

Emissionsvolumen

1,0 Mio. Aktien aus KE, 1,7 Mio. von Altaktionärin

37,3 Mio. EUR

Konsortium

WGZ Bank

Freefloat

max. 45%


Falko Bozicevic, Maximiliane Worch

Autor/Autorin