Die Geschichte vom rasanten Aufstieg und tiefen Fall der KTG Agrar SE liest sich wie ein Krimi. In den vergangenen Jahren ist der Agrarkonzern enorm gewachsen – dank hoher EU-Subventionen und dreistelliger Millionenbeträge von Anlegern. Als im Juni unvermittelt das Geld für fällige Anleihezinsen fehlte, war plötzlich die Insolvenz zu befürchten. CEOSiegfried Hofreiter galt lange als Bilderbuch-Mittelständler. Doch schon früh gab es Anzeichen dafür, dass seine visionären Pläne und die tatsächliche Lage immer weiter auseinanderklafften. Wahrhaben wollte das kaum jemand – im Nachhinein wollen aber natürlich alle schlauer gewesen sein. Von Thomas Müncher

KTG Food galt sogar als IPO-Kandidat, als Zukunftssparte, die von KTG Agrar zuletzt stets hochgehalten wurde – stattdessen am 22. Juli der Notverkauf an „einen strategischen Investor“.
KTG Food galt sogar als IPO-Kandidat, als Zukunftssparte, die von KTG Agrar zuletzt stets hochgehalten wurde – stattdessen
am 22. Juli der Notverkauf an „einen strategischen Investor“.

Wie German Pellets galt der Hamburger Konzern lange Zeit als Hoffnungsträger bei Anleihen von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Doch jetzt ist Europas größter Agrarkonzern zahlungsunfähig. KTG Agrar hat Verbindlichkeiten von 606 Mio. EUR angehäuft. Viele tausend Anleger werden wahrscheinlich den Großteil ihres Geldes verlieren. Als Folge der Insolvenz hat Gründer und Vorstandsvorsitzender Siegfried Hofreiter bereits das Feld geräumt und ist zurückgetreten. Die Geschäfte des angeschlagenen Agrarriesen führen jetzt Rechtsanwalt Jan Ockelmann als Chief Restructuring Offi cer (CRO) und der gerichtlich bestellte vorläufi ge Sachwalter Stefan Denkhaus. Sie sollen einen Restrukturierungsplan erarbeiten, um das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung umzusetzen. Einer Umsetzung mit Siegfried Hofreiter an Bord mochte man offenbar nicht allzu viel abgewinnen.

Zinszahlung ausgefallen
Auslöser der Insolvenz war eine Zinszahlung über 17,8 Mio. EUR, die eigentlich am 6. Juni für den inzwischen 250 Mio. EUR
schweren KTG-II-Bond 2011/17 fällig war. KTG Agrar wollte sich ursprünglich 14 Tage Zeit lassen, weil sich laut Management
ein erwarteter Geldeingang aus einem Verkauf verspätete. Rein rechtlich betrachtet hatte KTG sogar einen Spielraum von 30 Tagen ab Zinsfälligkeit, säumige Anleihezinsen nachzuzahlen, bevor die Anleihegläubiger von ihrem außerordentlichen Kündigungsrecht Gebrauch machen konnten. Die Anleger schenkten den Aussagen jedoch keinen Glauben mehr: An den folgenden Tagen brachen sowohl die Aktie als auch die beiden Anleihen massiv ein. Doch selbst unmittelbar vor der Insolvenz bestritt der Konzern seine Finanznot: „Bedauerlicherweise haben Kommentatoren aus Unkenntnis der Geschäftslage für Unsicherheit gesorgt“, ließ das Unternehmen verlauten. Wie wir heute wissen: kaum mehr als Bauerntheater!

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