Biobauern sind derzeit die Stars der deutschen Lebensmittelbranche. Sie können sich über einen schleppenden Absatz nicht beklagen: Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz mit Bioprodukten deutschlandweit um 16 % auf 4,8 Mrd. Euro. Siegfried Hofreiter, Vorstand des Börsenaspiranten KTG Agrar ist nach eigener Aussage einer der größten Biobauern hierzulande. Das Unternehmen baut auf 5.800 Hektar Ökopflanzen an. Doch KTG will nicht nur auf der Bio-Welle an die Börse reiten. Agrarrohstoffe haben sich in der jüngeren Vergangenheit allgemein stark verteuert. Die Lagerbestände sinken seit Beginn dieses Jahrzehnt rapide. KTG hat davon bereits in den vergangenen Jahren profitiert und will dies auch weiter tun.

Ackerbau und Biogas

Die gesamte Anbaufläche taxiert Hofreiter auf aktuell rund 14.000 Hektar. Rund 15 % davon sind eigene Flächen, 85 % gepachtet. Zum Konzern gehören etwa 20 landwirtschaftliche Urproduktionsbetriebe – in der Hauptsache ehemalige LPGs in den neuen Bundesländern. Seit kurzem bewirtschaftet KTG auch Flächen im EU-Land Litauen. Neben dem Ökolandbau produziert das Unternehmen konventionelles Getreide für die Lebens- und Futtermittelproduktion. „Mit der gesamten Getreidemenge, die wir produzieren, könnte man in etwa eine Stadt wie Frankfurt am Main versorgen“, so Hofreiter im Gespräch mit dem GoingPublic Magazin. Schließlich pflanzt das Unternehmen Raps und andere Energiepflanzen an, die zum Teil verkauft werden und andererseits für die Strom- und Wärmeerzeugung in den eigenen zehn Biogasanlagen genutzt werden. Die Anlagen laufen allerdings erst 2008 vollständig an und dürften dann rund 10 Mio. Euro zur Gesamtleistung beitragen. Das Unternehmen ist in den vergangenen Jahren stets profitabel gewachsen: 2006 betrug die Gesamtleistung 17,9 Mio. Euro, das EBIT erreichte 3,5 Mio. Euro – dabei erhielt KTG 4,6 Mio. Euro an Agrarsubventionen. Im ersten Halbjahr kletterte die Gesamtleistung weiter auf 12,6 Mio. Euro bei einem EBIT von 1,3 Mio. Euro.

Expansion, Ausblick

Dieses Wachstum will KTG Agrar fortsetzten. Neben dem neuen Geschäftsfeld Biogas sollen dazu vor allem neue Anbauflächen und landwirtschaftliche Betriebe beitragen. „Allein in den nächsten vier bis fünf Jahren stehen in den neuen Ländern bei etwa 1.600 Betrieben Generationswechsel an“, erläutert Hofreiter. Bis zum Frühjahr kommenden Jahres könnten bereits gut 5.000 Hektar hinzukommen. Auch in den Folgejahren dürfte die Ackerfläche um jährlich etwa 2.000 Hektar wachsen. So ist nach einem deutlichen Anstieg der Gesamtleistung im laufenden Jahr auch 2008 mit einem kräftigen Sprung – um gut 10 Mio. Euro – zu rechnen. In den Folgejahren dürfte sich das Wachstum verlangsamen. Beim Ertrag ist das Bild ähnlich: Im laufenden Jahr belasten noch Investitionen für die Biogasanlagen. Von 2007 auf 2008 ist aber ein kräftiger Sprung zu erwarten – auf etwa 5,5 Mio. Euro nach Anteilen Dritter. In den beiden kommenden Jahren dürfte der Margendruck hingegen zunehmen, das Nettoergebnis dann voraussichtlich nur noch geringfügig steigen.

 

KTG Agrar – Geschäfts- und Kennzahlen

2007e

2008e

2009e

2010e

Gesamtleistung*

26,5

37,5

41,0

45,0

EBIT

3,5

8,5

8,8

8,9

Nettoergebnis*,***

0,0

5,5

5,5

5,7

Gew. je Aktie

0,00

1,28

1,28

1,33

KGV min.**

 –

12,5

12,5

12,1

KGV max.**

 –

13,7

13,7

13,2

*) in Mio., sämtliche Angaben in Euro; Quellen: GoingPublic Research

**) auf Basis der Preisspanne von 16 bis 17,50 Euro

***) Ergebnis nach Anteilen Dritter

Börsengang

Um die Expansion zu finanzieren, will KTG Agrar nun mit der Neuemission rund 30 Mio. Euro einwerben. Davon fließen über den Kapitalerhöhungsanteil 21 bis 23 Mio. Euro in die Kasse von KTG. Die bisherige Alleinaktionärin Beatrice Ams – die Lebenspartnerin von Siegfried Hofreiter – gibt inklusive Mehrzuteilungsoption 500.000 Stück ab. Über einen Umweg fließt ihr und Hofreiters Bruder Werner, der ebenfalls KTG-Vorstand ist, aber ein weiterer Teil der Erlöse zu. Beide sind an landwirtschaftlichen Betrieben beteiligt, die KTG im Frühjahr übernehmen will. Sie profitieren damit direkt von den geplanten Akquisitionen. Ein Vorteil dieser Konstruktion sei allerdings, wie es von KTG hieß, dass man die betreffenden Flächen und deren Bodenqualität gut einschätzen könne. Ams bleibt auch nach dem geplanten IPO Mehrheitsaktionärin mit 58 %, hat sich allerdings nur zu einem Soft Lock-up von 12 Monaten verpflichtet.

Internes Kontrollsystem mit Schwachstellen

Im Wertpapierprospekt findet sich ein Hinweis auf die unternehmerische Vergangenheit von Siegfried Hofreiter. Der Manager wurde 2002 in Dachau vom Amtsgericht wegen Konkursverschleppung und Bankrott verurteilt. Hofreiter hatte Anfang der 90er Jahre eine Fahrradproduktion im ehemaligen Jugoslawien mit aufgebaut, deren Produktionshalle allerdings zerstört wurde. Hofreiter meldete dann für die deutsche Vertriebsgesellschaft zu spät die Zahlungsunfähigkeit an. Daraus habe er jedoch gelernt, so Hofreiter. Leise Zweifel daran erregt ein weiterer Blick in den Wertpapierprospekt: Dort heißt es, das „rechnungslegungsbezogene interne Kontrollsystem weist wesentliche Schwachstellen auf“. Auch die vielfältigen Rechtsbeziehungen zu nahe stehenden Personen könnten laut Prospekt den Aufbau von Risikomanagementstrukturen erschweren. KTG bekräftigt indes, dass der Auf- bzw. Ausbau der Controllingabteilung und entsprechende Einstellungen geplant seien.

Bewertung

Der Vergleich mit einer Peer Group fällt schwer: Unternehmen aus der gleichen Branche wie Südzucker, K+S, KWS Saat oder Tate and Lyle sind wesentlich größer und stehen an anderen Stellen in der Wertschöpfungskette. Eine entsprechende Gruppe käme 2008 durchschnittlich auf das 19-fache des Nettogewinns. Zieht man diese Unternehmen trotzdem zum Vergleich heran, so käme KTG mit einem mittleren KGV von 13 auf einen deutlichen Abschlag. Angesichts des wahrscheinlich geringen Ergebniswachstums ab 2008 verliert dieser Discount jedoch wieder an Bedeutung.

Fazit

KTG Agrar dürfte in den kommenden Jahren weiterhin von einer steigenden Nachfrage nach Bioprodukten profitieren. Im Falle höherer Agrarpreise könnte das Wachstum auch stärker ausfallen als bisher angenommen. Die im Prospekt zitierten Schwachstellen zeigen aber, dass ein Investment in das kommende Entry Standard-Unternehmen nicht ohne Risiko ist. Angesichts der vorbörslichen Kurstaxen deuten sich immerhin Zeichnungsgewinne an. Die moderate Bewertung rechtfertigt nach unserer Meinung eine spekulative Zeichnung – vorausgesetzt, die Preise im vorbörslichen Handel bleiben stabil. Im Falle einer Zuteilung sollten Zeichnungsgewinne eventuell zeitnah realisiert werden.

Peter Mair
KTG Agrar – Emissionsparameter
WKN

A0D N1J

Erstnotiz

15. November

Zeichnungsfrist

8. bis 13. November

Bookbuilding

16 bis 17,50 Euro

MarketCap

68,8 bis 75,3 Mio. Euro

Marktsegment

Entry Standard

Emissionsprospekt

ja

Emissionsvolumen

1,3 Mio. Aktien aus Kapitalerhöhung,

zzgl. 270.000 von Altaktionären,

 230.000 von Altaktionären (Greenshoe)

Emissionsvolumen 28,8 bis 31,5 Mio. Euro

Konsortium

equinet

Free Float

max. 41,9 %

Internet

www.ktg-agrar.de

 

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