Unsere Vorschläge waren:

1.Pflicht zur sofortigen Hinterlegung des Zeichnungsbetrages, um Überzeichnungen zu verringern.

2.Eine Zeichnung pro Person und nicht pro Depot.

3.Nur börsenerfahrene Anleger dürfen zeichnen. Keine "Aktivierung der Oma".

4.Lock-up-Periode für Privatanleger: Bevorzugung von Aktionären, die einer längeren Halteperiode zustimmen.

5.Erhöhte Transparenz bei der Zuteilung. Einbeziehung von Aktionärsverbänden bei der Vergabezeremonie.

Wir haben ein überwältigendes Echo erhalten. Aus den über 80 Antworten, die in der Redaktion eingingen, ergab sich folgendes Meinungsbild (Mehrfachnennungen möglich):

Punkt 1:

42 Stimmen.

Hier haben einige Anleger darauf hingewiesen, daß diese Praxis von ihrer Bank ohnehin schon angewandt werde. "Ich dachte, das wäre sowieso schon üblich", bemerkte ein Leser. Dies ist allerdings noch nicht überall der Fall.

Punkt 4:

27 Stimmen.

Wenn der schnelle Profit auch verführerisch ist, ist dieser Vorschlag für die Aktienkultur doch von Vorteil, so das Credo einiger Leser.

Punkt 3:

13 Stimmen.

Wie trennt man "erfahrene" von "unerfahrenen" Anlegern? Das war die berechtigte Frage vieler Leser.

Auch wir haben hier kein Patentrezept. Allerdings sollten Anleger bereits etablierte Werte gehandelt haben, bevor sie sich an Neuemissionen heranwagen. Ein "infineongeschädigter" Wertpapierberater beschrieb seine Erfahrungen diesbezüglich so: "Es geht mir ganz schön auf den Keks, daß Oma, Opa, Hund, Katze, Enkel, Urenkel, Ungeborene, obwohl sie noch nie etwas von Wertpapieren gehört haben oder hören wollen, plötzlich von zeichnungswütigen mit ihnen verwandten Neuspekulanten Depots eröffnen müssen, um so den nicht ganz unerheblichen Verwaltungsaufwand der Banken ins Unermeßliche zu steigern."

Punkt 2:

11 Stimmen.

"Es ist doch nicht verwerflich, alle Chancen zu nutzen, um an Neuemissionen heranzukommen. Überprüfen Sie doch bei sich selbst, ob Sie nicht auch an der schnellen Mark interessiert sind." So oder so ähnlich äußerten sich einige Anleger zu diesem Punkt. Natürlich gönnen wir von GoingPublic Ihnen Ihre Zeichnungsgewinne. Die Frage ist nur, ob Sie Ihre Zuteilungschancen wirklich verbessern, wenn jeder zwei oder drei Depots benutzt. Wenn jeder nur einmal zeichnen könnte, sollte das Ihre Chancen durchaus verbessern.

Punkt 5:

7 Stimmen.

"Die Banken verteilen Ihre Zuteilungen, wie sie wollen", so ein Leser. Dabei würden "VIPs" und "clevere Bankdirektoren" ohnehin bevorzugt.

Auf jeden Fall konnten wir feststellen, daß die meisten unserer Leser schlechte Erfahrungen

mit Neuemissionen und deren Zuteilung haben. "Das derzeitige Zuteilungsverfahren ist auf

jeden Fall eine Katastrophe", so brachte es ein Leser auf den Punkt.

Ein interessanter Vorschlag, den einige Leser vorgetragen haben, ist das Auktionsverfahren.

Auf die Frage, welche Idee ihm am besten gefalle, antwortete ein Leser:

"Keine! Preise werden auf dem Markt gemacht, deshalb sollten Aktien versteigert werden. Jeder der zeichnet, gibt den gewünschten Preis an. Der höchste Preis, zu dem alle Aktien an den Mann bringen kann, ist der Emissionspreis."

Diese Idee hat einiges für sich. Sie ist ökonomisch gesehen die effizienteste, bringt allerdings auch einige Probleme mit sich. Eine nach oben offene Versteigerung würde Zeichnungsgewinne so gut wie eliminieren. Das kann man gut finden, jedoch denken wir, informierte Erstzeichner, die sich langfristig an ein Unternehmen binden, sollten durchaus in den Genuß von Zeichnungsgewinnen kommen. Auch ist es für Unternehmen stets psychologisch problematisch, wenn der Kurs unter den Ausgabepreis rutscht. Das größte Problem sehen wir aber darin, daß die so erzielten Preise bei heißbegehrten IPOs wohl oft so hoch wären, daß kaum noch institutionelle Anleger mitziehen würden. Es ist aber im Interesse von Unternehmen, neben Privatanlegern auch Institutionen als Shareholder zu haben.

Eine interessante Alternative zur offenen Versteigerung ist die flexible Bookbuildingspanne, wie sie derzeit von einigen Institutionen angedacht wird. Bei hoher Nachfrage kann die Bookbuildingspanne hier nach oben korrigiert werden. Hier sehen wir nur das Problem, daß es nicht so einfach ist, vorab die Zahlungsbereitschaft der Anleger einzuschätzen. Beispiele für Fehlurteile wären etwa Lastminute.com oder Lycos Europe. Lastminute hat den Emissionspreis kurz vor Emission um 67 % angehoben, notiert aber mittlerweile wieder darunter. Im Graumarkt wurden die Aktien von Lycos Europe ebenfalls wesentlich höher gehandelt als am ersten Börsentag.

Wir freuen uns auch weiterhin auf konstruktive Kritik und originelle Ideen rund um das Thema Neuemissionen und bedanken uns noch einmal recht herzlich für Ihre rege Anteilnahme an der Debatte!

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