Das IPO-Jahr 2013 endete – trotz  verheißungsvollem Start – schließlich in purer Ernüchterung. Nach dem Börsengang von Bastei Lübbe war das IPO-Jahr faktisch gelaufen. Zwar setzte mit Constantia Flexibles zuletzt noch ein aussichtsreicher Kandidat zum Sprung auf das Frankfurter Parkett an, scheiterte aber in letzter Minute.

Dabei hätte das IPO des österreichischen Verpackungsspezialisten auch angesichts eines avisierten Emissionsvolumens von mindestens 550 Mio. EUR für einen halbwegs versöhnlichen Jahresausklang am Primärmarkt sorgen können. Die Betonung liegt auf „hätte“, denn letzten Endes kam es nicht dazu, „da kein zufriedenstellender Abschluss der Transaktion, einschließlich der Entwicklung am Sekundärmarkt, gewährleistet werden konnte“, so die offizielle Begründung. Kurzum: Unterschiedliche Preisvorstellungen zwischen Investoren, Management und Alteignern bedeuteten das vorzeitige Aus auf der Zielgeraden. Ärgerlich: Überzogene Preisvorstellungen und Defizite in der Informationspolitik hatten in der Vergangenheit schon des Öfteren ein Scheitern oder ein nur semierfolgreiches IPO zur Folge. Dieser Umstand hätte den Beteiligten doch allmählich bekannt sein müssen.

Ein verschenktes Jahr

Die aktuelle Börsenstimmung, in der DAX und Co. von einem Rekord zum nächsten jagen und die Volatilität auf historisch niedrigem Niveau verharrt, kann das Ausbleiben von IPOs kaum erklären. Das Primärgeschäft müsste boomen, angesichts des Niedrigzinsumfelds, in dem Marktteilnehmer hauptsächlich Aktien als noch einigermaßen attraktiv verzinste Anlage betrachten. Steigende Kurse führten in der Vergangenheit stets zu einer zunehmenden Anzahl an Neuemissionen, da Emittenten bei allgemein höheren Bewertungsniveaus regelmäßig auch höhere Preise für ihre Anteile erzielen. Dieser Zusammenhang scheint zumindest hierzulande außer Kraft gesetzt: So verlief das diesjährige sowieso schon magere IPO-Geschäft, bei dem kaum ein Börsengang reibungslos über die Bühne gehen sollte, nur schleppend. Insgesamt wagten sich fünf Neulinge auf das Börsenparkett und platzierten dabei ein Emissionsvolumen von immerhin respektablen 2,2 Mrd. EUR. LEG Immobilien, Kion und Deutsche Annington, die zusammen für gut 99%(!) des ausgereichten Volumens stehen, bewiesen dabei erneut, dass vor allem Groß-IPOs allen Widrigkeiten zum Trotz final am Markt durchgehen.

Mittelständische Unternehmen schienen eher den Bondmarkt zu präferieren und lieber Fremdkapital aufzunehmen, als den bisweilen beschwerlichen Weg via IPO an den Kapitalmarkt zu gehen. Ein weiterer Trend war der bis dato eher unübliche Weg einiger Emittenten wie Evonik oder Osram via Safe-IPO an den Aktienmarkt.

Fazit

Die Lage am deutschen IPO-Markt blieb auch 2013 trotz günstiger Bedingungen und stabilem IPO-Klima unbefriedigend. Zwar sah der Markt eine Handvoll Neulinge, danach war die Luft entgegen global anziehenden IPO-Aktivitäten aber schon wieder raus. Insgesamt sind Investoren wählerischer geworden und schauen bei Neuemissionen genauer hin. Das erklärt aber nicht das grundsätzliche Desinteresse an Börsengängen in einem ansonsten positiven Umfeld. Auch dürften überzogene Preisvorstellungen konkreter Aspiranten zwar von Nachteil (gewesen) sein, aber ebenso wenig vollumfänglich darlegen, warum IPOs hierzulande scheinbar noch immer nicht funktionieren. Eine schlüssige Erklärung bleibt somit aus und stattdessen nur zu hoffen, dass attraktive Kandidaten mit passender Story, adäquater Preisvorstellung und Größe im kommenden Jahr die Zügel in die Hand nehmen und, entsprechende Investorennachfrage vorausgesetzt, endlich für eine spürbare Belebung des IPO-Markts sorgen.

Dieser Artikel ist ursprünglich in der GoingPublic Ausgabe 1/2014 erschienen.

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