Im ersten Jahr ihrer Kapitalmarktpräsenz legen Unternehmen bei Mitarbeiterzahl sowie Umsatz zweistellig zu – doch die Entwicklung der Aktienkurse ist bislang ernüchternd.

Börsenunternehmen schaffen im Jahr des IPOs zahlreiche neue Arbeitsplätze. Insgesamt haben die 14 Unternehmen, die den Schritt an die Deutsche Börse 2021 gewagt haben, rund 8.500 neue Mitarbeiter eingestellt, wobei Übernahmen zu diesem hohen Wert beigetragen haben. Im Durchschnitt stieg die Zahl der Mitarbeiter im Geschäftsjahr 2021 um 19,0%. Das sind die Ergebnisse einer von relatio PR durchgeführten Studie.

Für die Analyse haben wir die 14 IPOs an der Deutschen Börse untersucht. Von den Unternehmen sind zwölf im Prime Standard und zwei in Scale ­gelistet. Die Studie wurde erst Mitte des Jahres publi­ziert, um den Ende Juni veröffentlichten Geschäfts­bericht eines Unternehmens mit gebrochenem Geschäftsjahr noch berücksichtigen zu können.

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Unsere Untersuchung zeigt, dass die jungen Börsenunternehmen Arbeitsplätze schaffen, aber auch benötigen. Sogar ein Jahr vor dem IPO stieg die Mitarbeiterzahl im Durchschnitt um 16,8%. Die Unternehmen haben dabei sehr unterschiedliche Firmengrößen: Das kleinste Unternehmen beschäftigt 99 Mitarbeiter, das größte zählt über 30.000.

Auch Umsatz stieg 2021 und 2020 zweistellig

Die Unternehmen wachsen auch beim ­Umsatz zweistellig. Im IPO-Jahr beträgt das Umsatzwachstum im Schnitt 24,5%. 13 Unter­nehmen konnten beim Umsatz zulegen, nur eines verzeichnete ein Minus. Auch im Jahr 2020 erzielten die Börsenunternehmen ein hohes Wachstum. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Jahr 2019 um 26,0%. Die Bandbreite beim Umsatz ist immens: Das Maximum liegt bei 4,8 Mrd., das Minimum bei 30,4 Mio. EUR.

Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken. Quelle: relatio PR

Die Mehrheit der Unternehmen erzielte einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT). Insgesamt hatten neun Börsen­neulinge ein positives und fünf ein nega­tives EBIT anno 2021. Die Bandbreite des EBIT reicht von +914,5 Mio. bis -200,9 Mio. EUR.

IPOs positiv für Standort Deutschland

Die Börse ist damit ein ideales Instrument zur Finanzierung von Wachstum und Beschäftigung. Durch den Börsengang können die Unternehmen Finanzmittel einwerben, die eigene Entwicklung weiter vorantreiben und Arbeitsplätze schaffen. Eine US-Studie kam bereits vor über zehn Jahren zu dem Ergebnis, dass rund 90% der Arbeitsplätze in den Unternehmen erst nach dem IPO geschaffen werden. Das verdeutlicht die positive volkswirtschaftliche Bedeutung von Börsengängen, zumal auch hohe Steuereinnahmen generiert werden.

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Weitere Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Unternehmen, die 2021 an die Börse gingen, im Schnitt rund 26 Jahre alt waren. Das älteste Unternehmen besteht im Jahr des IPOs bereits seit 75 Jahren und wurde 1946 gegründet.

Schwache Aktienkursentwicklung

Ein erfolgreicher Börsengang steigert den Bekanntheitsgrad sowie die Reputation eines Unternehmens. Die IPOs des Jahres 2021 sorgten allerdings aufgrund der Aktienkursentwicklung für negative Schlagzeilen, denn Investoren müssen im Vergleich zum Emissionspreis teils hohe Kursverluste verkraften.

Im ersten Halbjahr 2022 verzeichneten die Aktienmärkte ein deutliches Minus. Die Aktienkursperformance der 14 Börsen­neulinge fällt aus Investorensicht bislang enttäuschend aus. Im Durchschnitt beträgt der Kursverlust zum 30. Juni 2022 im Vergleich zum Ausgabepreis 50,8%. Der schwächste Wert liegt sogar 81,6% im Minus. 13 Aktien weisen eine negative Kursentwicklung auf, lediglich ein Wert (Vantage Towers) liegt mit 10,8% im Plus.

Bedeutung von Investor Relations

Mit der Börsennotierung haben Unternehmen neue Stakeholder wie Investoren, Analysten und Finanzmedien. In schwierigen Zeiten, in denen die Aktienkurse deutlich fallen, wollen die Anleger genau wissen, wem sie ihr Geld anvertrauen. Eine kontinuierliche und glaubwürdige Kommunikation mit dem Kapitalmarkt und seinen Akteuren ist daher besonders wichtig. Zahlreiche Studien belegen den Wertbeitrag der Investor Relations. Dies gilt vor allem für Neulinge am Kapitalmarkt, denn diese müssen Vertrauen und Glaubwürdigkeit erst noch aufbauen.

Folgende 14 Börsenneulinge hat das Team von relatio PR analysiert

ABOUT YOU Holding SE, APONTIS PHARMA AG, AUTO1 Group SE, Bike24 Holding AG, Cherry AG, FRIEDRICH VORWERK Group SE, hGears AG, KATEK SE, Mister Spex SE, Novem Group S.A., SUSE S.A., SYNLAB AG, Vantage Towers AG und Veganz Group AG.

Die gesamte Studie samt Grafiken findet sich auf dem Blog www.geschaeftsberichte.de

www.relatio-pr.de

Autor/Autorin

Vanessa Herzog

Vanessa Herzog ist Senior Beraterin bei der Agentur und Expertin für Unternehmenskommunikation, IR-Studien und Social Media. Sie hat Kommunikationswissenschaft und Wirtschaftswissenschaften studiert. Die 1994 von Anja Feuerabend gegründete relatio PR GmbH ist spezialisiert auf strategische Kommunikationsberatung und insbesondere in der Finanzkommunikation aktiv.

Patrick Sutter

Patrick Sutter ist Senior Berater bei relatio PR. Der Diplom-Volkswirt und ehemalige Finanzjournalist ist spezialisiert auf Finanzkommunikation und berät mittelständische Unternehmen sowie börsennotierte Konzerne. Die 1994 gegründete relatio PR GmbH ist eine Kommunikationsagentur mit den Schwerpunkten Finanz-PR, Investor Relations, HR, B2B und Start-up-Kommunikation.