Leichtgewicht mit schlanker Struktur
Beim Thema Wechselrichter denkt jeder Börsianer vermutlich an TecDAX-30-Mitglied SMA Solar. Deren Börsengang liegt über zwei Jahre zurück und gehört zu den erfolgreichsten der jüngeren Vergangenheit. Verglichen mit dem SMA Weltmarktanteil von 50 % erscheinen die weniger als 1 % des in Köngen bei Stuttgart ansässigen Unternehmens noch sehr übersichtlich. Gleichwohl gibt sich Solutronic äußerst selbstbewusst: Neben dem bereits tausendfach erprobten Einsatz der eigenen Systeme gründet sich der Optimismus von Vorstand Wieland Scheuerle vor allem auf eine Besonderheit des Geschäftsmodells. Anders als SMA unterhält Solutronic keine eigene Fertigung. Diese wurde an Auftragshersteller – sogenannte Electronic Manufacturing Servicer (EMS) – ausgelagert, so dass sich das junge Unternehmen ganz auf die Entwicklung und den Vertrieb seiner Produkte konzentrieren kann. Das Outsourcing führe zu einem reduzierten Kapitalbedarf und einer geringeren Abhängigkeit von saisonalen Schwankungen, so Solutronic. Außerdem profitiere man auf diesem Wege von den Kosten- und Größenvorteilen der EMS. Größtes „Asset“ der Schwaben ist ihre Innovationsfähigkeit, wie sie z.B. mit einem durch Stromrückführung betriebenen Enteiser für Solarmodule unter Beweis gestellt haben.

Markt und Konkurrenz
Dies ist zugleich, was Solutronic nach eigenen Angaben rund zwei Jahre Vorsprung vor asiatischer Konkurrenz verschafft. Erreichen Solutronics Wechselrichter Wirkungsgrade von etwa 97 %, so kommen chinesische nur auf rund 94 %. Anders als etwa Solarmodule sind Wechselrichter nicht leicht zu kopieren, da das Know-how im Produkt selbst steckt, nicht aber in dessen Herstellung. Mit Innovationen lässt sich die Konkurrenz am ehesten auf Distanz halten, selbst wenn sich die Wirkungsgrade irgendwann bei 97 bis 98 % einpendeln. Selbst wenn dieses Jahr etwas ruppig war in punkto Sentiment für die Solarindustrie, ist es dennoch so, dass nach einer kleinen Wachstumsdelle – weltweit – schon bald neue, massive Zubauten erwartet werden. Es muss ja nicht unbedingt Deutschland sein, denn es gibt sonnenreichere Gegenden – in denen sich der Solarmarkt sogar erst noch in den Kinderschuhen befindet, wie beispielsweise Australien. Das Potential ist praktisch unbegrenzt und eher ein Kriterium des Wollens und nicht des Könnens.

Solutronic – Geschäfts- und Kennzahlen

2009

2010e

2011e

Umsatz

4,8

22,5

65,0

Nettoergebnis*

0,1

3,6

11,5

EpS

0,02

0,60

1,92

KGV min.

18,3

5,7

KGV max.

20,8

6,5

*) in Mio., sämtliche Angaben in Euro; Quelle: GoingPublic Research


Nächste Expansionsziele
Bislang ist Solutronic außer in Deutschland auch in Frankreich, Tschechien und Italien vertreten. In einem nächsten Schritt will man in weiteren, für die Photovoltaikindustrie bedeutsamen Märkten wie der Türkei, Griechenland, Belgien und vor allem Australien Fuß fassen. Um das Risiko von Fehlschlägen zu begrenzen, setzt man bei der Auslandsexpansion auf die Unterstützung von erfahrenen Vertriebspartnern wie Systemintegratoren und Solarfachgroßhändlern. Ein Teil des Emissionserlöses soll dann auch in den Ausbau des internationalen Servicenetzwerkes fließen. Geplant sind zudem die Weiterentwicklung der eigenen Produktpalette und eine Stärkung der Finanzierungsbasis. All das wird notwenig sein, um die ambitionierten Vorgaben tatsächlich einhalten zu können.

Emissionsdetails
Auf Basis der veröffentlichten Preisspanne ergibt sich ein Börsenwert von bis zu 75 Mio. EUR. Das wäre immerhin mehr als das Dreifache des für 2010 anvisierten Jahresumsatzes. Weniger als ein Drittel des Emissionsvolumens – nur bis zu 5,9 Mio. EUR – wird der Gesellschaft unmittelbar zufließen, der Rest wandert in die Taschen der Altaktionäre, der Vermögensverwaltung von Gründer Wieland Scheuerle und der Beteiligungsgesellschaft EKK. Der hohe Umplatzierungsanteil stört und passt nicht zum vermittelten Bild des stark wachsenden Innovationstüftlers. Der Streubesitz wird sich – abhängig von einer auszuübenden Mehrzuteilungsoption – auf voraussichtlich 31 % belaufen.

Fazit
Ausgerechnet jetzt, da das Solar-Thema an der Börse skeptisch betrachtet wird, wagt Solutronic den Gang aufs Parkett. Das ist mutig. Angesichts des nach eigenen Angaben vorhandenen technischen Vorsprungs in ihrer Marktnische ist Solutronic nicht uninteressant – erst recht, wenn sich das Wachstum tatsächlich so wie geplant auch in den Zahlen niederschlagen würde: Die Bewertung wäre in dem Fall ausgesprochen attraktiv. Dass sich Altaktionäre im Zuge des IPOs von größeren Teilen ihrer Papiere trennen, trübt das Bild. Nur für risikoaffine Anleger.

Marcus Wessel, Falko Bozicevic

Solutronic – Emissionsparameter
WKN

A1E 8NE

Erstnotiz

voraussichtlich 25. November

Zeichnungsfrist

16. bis 23. November

Preis

11 bis 12,50 EUR

MarketCap

66 bis 75 Mio. EUR

Marktsegment

Entry Standard

Emissionsprospekt

ja

Emissionsvolumen

max. 20,2 bis 23 Mio. EUR,

davon max. 5,9 Mio. Euro aus Kapitalerhöhung

Konsortium

equinet

Free Float

max. 31 %

Internet

www.solutronic.de

Autor/Autorin