Open Business Club, kurz openBC, betreibt seit Ende 2003 eine Internetplattform, auf der Nutzer ihre Daten eingeben und neue Kontakte knüpfen können. Diese hat sich inzwischen zu einer bekannten Adresse für Geschäftskontakte entwickelt und lebt von der Mund-zu-Mund-Propaganda, so etwas wie ein positives Schneeballsystem, wie Gründer und Vorstandsvorsitzender Lars Hinrichs gegenüber dem GoingPublic Magazin unterstreicht. Hier finden sich Jobs, wichtige Informationen, Adressänderungen seiner Kontakte, potenzielle neue Kunden und nicht zuletzt jede Menge neue Ideen: Networking pur eben. Per Stand Ende letzten Quartals hatte openBC rund 1,5 Mio. Mitglieder, wovon etwa 13 % das kostenpflichtige erweiterte Leistungsangebot für knapp 6 Euro im Monat nutzen. Die selbst ausgegebene Gewinnschwelle von 200.000 zahlenden Usern hat openBC damit bereits erreicht.

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
Im letzten Geschäftsjahr (Gj.ende 30.6.) verzeichnete das Hamburger Unternehmen Erlöse von 6,0 Mio. Euro, nach 1,6 Mio. Euro vor einem Jahr. Und die Wachstumsraten halten an: Allein im gerade abgelaufenen ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres erreichten die Umsätze 2,8 Mio. Euro, bei einem „leicht positiven Ergebnis“. Immerhin, openBC erreichte erstmals die Schwelle der Profitabilität. Dass openBC vom Weiterempfehlen lebt, lässt sich an der Höhe der mit 3 % des Kostenblocks sehr geringen Marketingausgaben ablesen. Bei weiteren Umsatzsteigerungen dürfte openBC ertragsmäßig überproportional profitieren. Mit den frischen Mitteln aus dem Börsengang soll die Internationalisierung forciert werden. Extravaganzen seien nicht geplant, aber in einigen Ländern müsse openBC präsent sein und Mitarbeiter als Ansprechpartner vor Ort haben. Die Vielsprachigkeit der Benutzeroberfläche (16 unterstützte Sprachen) adressiert schließlich nicht nur „Einheimische“, nicht zuletzt machen Geschäftskontakte nicht gerade an Landesgrenzen Halt. In den USA allerdings liegt ‚Linked In’ mit inzwischen mehr als 8 Mio. Netzwerkern wohl uneinholbar vorn, so dass sich die internationale Expansion auf europäische Länder und Asien reduzieren dürfte. Doch selbst innerhalb Deutschlands gibt es reichlich Nachholpotential, zumal openBC die Erfahrung machte, dass umso mehr Mitglieder die kostenpflichtige Variante wählen, je länger sie erst einmal registriert sind. Mit anderen Worten: Nach einer Weile lassen sich immer mehr Mitglieder von den Vorzügen (auch der kostenpflichtigen Version) überzeugen.

openBC

2005

2006e

2007e

2008e

Umsatz*

3,9

10,0

20,0

35,0

Nettoerg.*

Verl.

0,1

3,6

7,0

EpS

neg.

0,02

0,69

1,34

KGV max.**

neg.

n.ber.

55,2

28,4

*) in Mio. und annualisiert, sämtliche Angaben in Euro; Quelle: eigene Schätzungen
**) auf Basis der Bookbuildingspanne


Börsengang
Ein Indiz für die Adressierung internationaler Anlegerschaft ist auch die Wahl des Konsortiums: Mit Deutscher Bank und Lehman Brothers hat openBC keine Unbekannten mandatiert. Ein öffentliches Angebot erfolgt sowohl in Deutschland als auch der Schweiz. Zum Stichtag 1.10. registrierte Premium-Mitglieder der openBC-Plattform, die in XING umbenannt wird, erhalten eine bevorrechtigte Zuteilung von Aktien. Mehr als die Hälfte der Anteile liegen in den Händen des Managements, weitere knapp 20 % bei Wellington Partners, rund 8 % bei der Internettechnikfirma Epublica. Aus dem Kapitalerhöhungsanteil des Emissionsvolumens würden openBC mindestens 40,5 Mio. Euro zufließen – derweil hat das Unternehmen noch nicht einmal die mehr als 5 Mio. Euro aus der letzten vorbörslichen Finanzierungsrunde angetastet.

Fragt sich also, wofür genau die frischen Mittel überhaupt herangezogen werden sollen. Am wahrscheinlichsten sind kleinere Zukäufe, für die auch die Aktie als Akquisitionswährung nicht von Nachteil sein dürfte – hier allerdings muss aufgepasst werden, dass nicht wie im Internetboom zum Jahrtausendwechsel strategische Preise („Mondpreise“) bezahlt werden, die sich niemals rechnen können. Gerade wenn ein Unternehmen mehr Geld in der Kasse hat, als es objektiv zu brauchen scheint, ist diese Gefahr erfahrungsgemäß sehr real.

Fazit
Die klassische Wachstumsstory schlechthin, die vom Weitererzählen lebt. Sobald eine kritische Größe erreicht ist, wird die Sache zum Selbstläufer – siehe eBay. An dieser Schwelle ist openBC jetzt angekommen, so dass die Expansionspläne inklusive Börsengang zum richtigen Zeitpunkt kommen dürften. Typisch für ein Internet-Unternehmen lässt sich hier kaum mit Bewertungen argumentieren: Auf 2007er Basis weist openBC ein Kurs/Umsatz-Multiple (am unteren Ende der Bookbuilding-Spanne) von rund 8 und ein KGV von 55 auf. Diese Zahlen ermäßigen sich auf 4,5 und 28 für das Jahr 2008. Mit etwas gutem Willen kann man feststellen, dass die Emissionsbewertung angesichts der noch möglichen, rapiden Wachstumsraten nicht einmal überzogen erscheint. Nichtsdestotrotz sollte eine Zeichnung oder ein späteres Investment ausschließlich sehr risikofreudigen Anlegern vorbehalten bleiben.

Falko Bozicevic

openBC – Emissionsparameter
WKN

XNG 888

Erstnotiz

7.12.

Zeichnungsfrist

4. bis 6.12.

Bookbuilding-Spanne

30 bis 38 Euro

MarketCap

156,9 bis 198,7 Mio. Euro

Marktsegment

Amtlicher Markt (Prime Standard)

Emissionsvolumen

75,3 bis 95,4 Mio. Euro

max. 2,51 Mio. Aktien inkl. Greenshoe,

davon 1,35 Mio. aus Kap.erh.

Konsortium

Dt. Bank, Lehmann Brothers, LBBW

Free Float

max. 48 %

Internet

www.xing.com

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