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Vom wissenschaftlichen Start-up zum marktorientierten Technologieunternehmen
Nanogate wurde 1998 als Spin-off des Leibniz-Instituts für Neue Materialien in Saarbrücken gegründet. Ab 1999, dem Jahr des operativen Starts der Gesellschaft, legte der damalige Geschäftsführer und heutige Vorstandschef Ralf Zastrau den Fokus darauf, wissenschaftliche Visionen in reale Markterfolge zu wandeln. Schritt für Schritt wurde so der Wandel von einem rein wissenschaftlich und technologisch ausgerichteten hin zu einem am Markt orientierten Unternehmen mit breitem Technologieportfolio vollzogen.

Verschiedenste Produkte für namhafte Kunden
Heute ist Nanogate auf den Bereich der chemischen Nanotechnologie spezialisiert. Das Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt Systemlösungen zur Ausstattung von Produkten mit neuen und zusätzlichen funktionalen Eigenschaften auf Basis von Nanokompositen. Als „Enabler“ schließt Nanogate die Lücke zwischen den Herstellern der Ausgangsstoffe und der industriellen Umsetzung in Endprodukte. Vorteil für den Kunden ist, dass er für die verbesserten Produkte höhere Preise verlangen kann. Nanogate wiederum profitiert an dieser Wertschöpfung. Die Geschäftstätigkeit der Saarbrücker ist in die beiden Bereiche „Consumer Systems“ und „Industrial Systems“ gegliedert. In der Sparte Industrial Systems, die margenstärker ist und künftig eine größere Rolle im Konzern spielen soll, hat Nanogate zum Beispiel ein Beschichtungsverfahren entwickelt, womit die Leistung von Dieselmotoren verbessert wird. Die Methode wird bereits von namhaften Automobilzulieferern in der Serienproduktion eingesetzt. Daneben findet die Nanogate-Technologie beim Druckmaschinenhersteller König & Bauer Verwendung: Durch die Beschichtung mit Nanokompositen bleibt weniger Farbe an den Druckwalzen hängen, was dem Kunden Kosten spart. In der Sparte Consumer Systems ist Nanogate vor allem im Bereich Sport und Freizeit aktiv. Gemeinsam mit Holmenkol – Nanogate besitzt seit 2002 eine 25%-ige Beteiligung an dem Sportzubehörhersteller – wurde ein Verfahren zur Beschichtung von Skiern entwickelt. Insgesamt zählt das junge Unternehmen derzeit etwa 20 Kunden. Unter anderem hat Nanogate für ABB, Deichmann, Giesecke & Devrient, Kärcher und Duscholux Produkte in den verschiedensten Marktsegmenten realisiert.

Seit 2004 profitabel
Nanogate erzielt Umsätze aus der Vergabe von Lizenzen, der Lieferung von Werkstoffen und veredelter Komponenten. 2005 kletterte der Erlös um 67 % auf 4,8 Mio. Euro. Gleichzeitig stieg das EBIT auf 0,38 Mio. Euro an. Bereits seit 2004 arbeitet Nanogate profitabel und finanziert sein Wachstum aus dem operativen Cashflow, was für ein Unternehmen aus der Nanotechbranche äußerst ungewöhnlich ist. Auch künftig wollen die Saarbrücker den Pfad der Profitabilität nicht verlassen und zeigen, dass man mit Nanotechnologie Geld verdienen kann. Das erste Halbjahr 2006 sei in dieser Hinsicht gut verlaufen, so Zastrau. Nichtsdestotrotz, zu einer Gesamtjahresprognose oder gar darüber hinaus wollte sich das Management auf der IPO-Pressekonferenz unter keinen Umständen verleiten lassen, was die Analyse eines solchen Unternehmens nicht gerade einfacher macht – schließlich kann man ein Wachstumsunternehmen nicht anhand historischer Daten beurteilen.

Geschäftszahlen Nanogate

2005

2006e

2007e

Umsatz*

4,8

7,0

10,0

Jahresüb.*

-0,1

0,3

0,6

EpS

-0,05

0,16

0,32

KGV max.**

neg.

200,0

100,0

*) in Mio., sämtliche Angaben in Euro; Quelle: eigene Schätzungen

**) auf Basis der Bookbuilding-Spanne



Kapitalerhöhung und Abgaben der Finanzinvestoren geplant
Mit dem IPO unter Begleitung von Equinet und der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) ist eine Kapitalerhöhung verbunden. Mit den frischen Mitteln will Nanogate regional expandieren und hat dabei vor allem die USA im Blick. Zudem sollen neue Geschäftsbereiche erschlossen sowie das firmeneigene Nanogate-Anwendungszentrum ausgebaut werden. Bei ihrer Expansion denkt die Gesellschaft über weitere Partnerschaften sowie Akquisitionen nach. Derzeit hält das Management 20 % des Grundkapitals von 1,5 Mio. Aktien. Der Rest verteilt sich auf die Finanzinvestoren 3i (seit acht Jahren an Nanogate beteiligt), Sal. Oppenheim und equinet Venture Partners. Letztere sind seit rund fünf Jahren dabei. Die Financiers werden sich im Zuge des IPO von Anteilen trennen, wollen aber auch nach dem Börsengang nennenswert an Nanogate beteiligt bleiben.

Bewertung nicht einfach
Künftige Umsätze und Gewinne sind bei einem jungen Unternehmen wie Nanogate kaum verlässlich zu prognostizieren. Das und die erwähnte Verschwiegenheit erschweren die Bewertung. Unter den börsennotierten Wettbewerbern lässt sich am ehesten Bio-Gate als Vergleichsmaßstab heranziehen. Das seit April gelistete Unternehmen, das darauf spezialisiert ist, Materialien und Oberflächen durch kleinstteiliges Silber im Mikro- und Nanobereich zu veredeln, hatte seine zum Börsengang herausgestellte Profitabilität nach einer massiven Umsatz- und Ertragswarnung vor kurzem wieder „abgeschüttelt“. Dies zeigt, dass einzelne Großaufträge mit Referenzcharakter signifikanten Einfluss haben können, im positiven wie im negativen Fall.

Fazit
Als „Enabler“ hat Nanogate eine lukrative Nische im Wachstumsmarkt Nanotechnologie besetzt. Analysten gehen davon aus, dass in zehn Jahren jedes zweite Produkt mit Kleinstpartikeln veredelt wird. Hiervon sollte auch Nanogate profitieren. Bereits seit 2004 ist das Unternehmen profitabel, womit sich die Saarbrücker positiv von den meisten anderen Nanotechfirmen abheben. Zwei Umstände sprechen jedoch unter dem Strich gegen eine Zeichnung: Zum einen die mit über 50 Mio. Euro Marktkapitalisierung recht üppige Emissionsbewertung und zum anderen das negative Anlegersentiment, dass derzeit keinen Spielraum für mögliche Zeichnungsgewinne lässt. Wer Nanogate interessant findet, wird die Aktien mit hoher Wahrscheinlichkeit ohne nennenswerten Aufpreis auch nach der Erstnotiz über die Börse erwerben können.

Christian Scheid, Falko Bozicevic

Nanogate – Emissionsparameter

WKN

A0JKHC

Erstnotiz

19. Okt

Zeichnungsfrist

12.-16. Oktober

Bookbuildingspanne

28 bis 32 Euro

MarketCap

max. 60 Mio. Euro

Marktsegment

Open Market (Entry Standard)

Em.volumen

0,4 Mio. Aktien aus Kapitalerhöhung,

 0,13 Mio. Aktien von Altaktionären; Greenshoe 0,78 Mio. Aktien

Konsortium

LBBW, Equinet

Free Float

28,3%

Internet

www.nanogate.de

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