Während Süßigkeiten- und Zigarettenautomaten an jeder Ecke zu finden sind, käme wohl kein Heimwerker oder Bastler auf den Gedanken, sich am Abend oder am Wochenende auf die Suche nach einem Automaten für ein dringend benötigtes Werkzeug zu begeben. Ganz anders stellt sich dies bei einer kontinuierlich wachsenden Zahl von Industrieunternehmen dar, in deren Fabriken die Kromi Logistik AG Ausgabeautomaten für Spezialwerkzeuge unterhält und regelmäßig befüllt. Mit dem Börsengang Anfang März soll nun die Basis für das zukünftige Wachstum geschaffen werden.

Optimierung der Werkzeugverwaltung
Als herstellerunabhängiger Tool-Manager übernimmt Kromi die ganzheitliche Versorgung von produzierenden Unternehmen mit Präzisionswerkzeugen für die Metall- und Kunststoffaufbereitung. Dabei kombiniert das Hamburger Unternehmen den klassischen Werkzeughandel mit einer dezentralen Werkzeugversorgung durch Ausgabeautomaten im Fertigungsbereich des Kunden und einem IT-basierten Werkzeugmanagement und -controllingsystem. Zur Bestückung der Ausgabeautomaten analysiert Kromi zunächst zusammen mit dem Kunden dessen Bestand an zerspanenden Werkzeugen wie Bohrern und Fräsen. Anschließend wird ein kundenindividueller Werkzeugkatalog erstellt, wobei die Werkzeuge aus dem Angebot einer Vielzahl von Herstellern herausgesucht werden. Jede Entnahme aus der onlinegesteuerten Ausgabestation wird unmittelbar registriert, an den Werkzeuglogistiker übermittelt und dort als Umsatz erfasst. Die verbrauchten Bestände werden von Kromi dann regelmäßig wieder aufgefüllt, so dass die durchgängige Verfügbarkeit (24 Stunden an 7 Tagen die Woche) der Werkzeuge gewährleistet ist.

Hohe Anfangsinvestitionen
Zu Beginn der Geschäftsbeziehung wird den Kunden, bei denen es sich in erster Linie um Industrieunternehmen aus den Bereichen Maschinenbau, Luft- und Raumfahrt sowie um Automobilzulieferer handelt, der vorhandene Bestand an entsprechenden Werkzeugen abgekauft. Diese Anfangsinvestitionen können pro Werk durchaus bei einer halben Millionen Euro liegen, wie Jörg Schubert, CEO des Logistikspezialisten gegenüber dem GoingPublic Magazin erläutert. Und genau daran seien in der Vergangenheit bereits einige Geschäfte gescheitert, so Schubert. Zur Deckung des zur Neukundengewinnung bestehenden Kapitalbedarfs ist deshalb für den 7. März der Gang in den Amtlichen Markt (Prime Standard) der Frankfurter Wertpapierbörse angekündigt. Über eine Kapitalerhöhung um 0,75 Mio. Aktien werden dem Unternehmen dabei aus Basis der bekannt gegebenen Bookbuildingspanne zwischen 17,25 und 20,25 Mio. Euro zufließen. Die Altaktionäre werden sich bei voller Ausübung des Greenshoes noch einmal von derselben Anzahl an Aktien trennen, wobei CEO Schubert seinen Anteil im Rahmen des IPOs von zuvor 85 auf 52,5% reduziert. Begleitet wird die Kapitalmaßnahme von der Berenberg Bank als Sole Lead Manager und Sole Bookrunner.

 

Kromi Logistik

2005/06

2006/07e

2007/08e

2008/09e

Umsatz*

30

33

43

51

EBIT*

2

3

8

10

Jahresüb.*

2

2

5

6

EpS

0,53

0,53

1,33

1,60

KGV max.**

50,6

50,6

20,3

16,9

*) in Mio., sämtliche Angaben in Euro;
**) auf Basis der Bookbuilding-Spanne;
Geschäftsjahresschluss: 30.06.; Quellen: Gesellschaft, Berenberg Bank

Einzigartig, aber bewährt
Trotz der Einzigartigkeit konnte der Logistikspezialist den Erfolg seines skalierbaren Geschäftsmodells in der Vergangenheit bereits eindrucksvoll unter Beweis stellen. Seit der Ausgründung aus der Krollmann & Mittelstädt GmbH Ende 2002 wurden durchweg Jahresüberschüsse erwirtschaftet. Umsätze und EBIT konnten kontinuierlich gesteigert werden und betrugen 2006 (Rumpfgeschäftsjahr und 1. Hj. Geschäftsjahr 2006/07) 29,8 bzw. 3,4 Mio. Euro. Für die nächsten Jahre gehen die Analysten der Berenberg Bank beim Umsatz im Schnitt von einem jährlichen Anstieg um rund 20 % aus, deutlich dynamischere Erwartungen hegen sie bezüglich des EBITs. Um das zu realisieren will Kromi auch seinen Kunden – darunter Flugzeugbauer Airbus – an deren neue Produktionsstätten im Ausland folgen. Generell können mit Hilfe des Emissionserlöses künftig auch größere Aufträge angenommen werden.

Insgesamt verspricht das Geschäftsmodell allen Beteiligten einen echten Zusatznutzen. So können sich die Kunden von ihrem kapitalbindenden Lagerbestand an Zerspanungswerkzeugen trennen und ihre Betriebsmittelversorgung deutlich optimieren. Über den stark automatisierten Verteilungsprozess generiert der Werkzeuglogistiker selbst dagegen erhebliche Effizienzgewinne. Zudem gelingt es ihm durch kontinuierlich steigende Abnahmemengen, seine Position gegenüber Herstellern und Lieferanten zu stärken und auf diese Weise die Beschaffungskosten zu senken. Die Bewertung zur Emission allerdings ist relativ üppig. Am oberen Ende der Bookbuildingspanne liegt das KGV 2007/08 bei 20, am unteren Ende bei immerhin noch 17. Dieser fehlende Emissionsdiscount geht womöglich auf die Wahl der Konsortialbank zurück: Berenberg betreut zum ersten Mal einen Börsengang. Unter anderem soll die HypoVereinsbank nicht zum Zuge gekommen sein.

Fazit
Die beim Börsengang eingesammelten Mittel sollten eine gute Basis für die Neukundengewinnung im Inland sowie die Erschließung von Auslandsmärkten über die Implementierung bereits funktionierender Kundenlösungen in deren ausländischen Fertigungsstandorten bilden. Die Bookbuildingspanne allerdings erscheint mit 23 bis 27 Euro etwas ambitioniert gewählt und lässt einen Zeichnungsanreiz vermissen. Die vorbörslichen Kurstaxen (22,50 bis 24 Euro) untermauern diesen Eindruck.

Dr. Martin Ahlers

 

Kromi Logistik – Emissionsparameter
WKN

A0K FUJ

Erstnotiz

7. Mrz.

Zeichnungsfrist

1. bis 6. März

Bookbuildingspanne

23 bis 27 Euro

MarketCap

86,3 bis 101,3 Mio. Euro

Marktsegment

Amtlicher Markt (Prime Standard)

Emissionsvolumen

34,5 bis 40,5 Mio. Euro

bis zu 1,5 Mio. Aktien

davon 0,75 Mio. Aktien aus Kapitalerhöhung

Konsortium

Berenberg Bank

(Sole Lead Manager und Sole Bookrunner)

Free Float

max. 40 %

Internet

www.kromi.de

 

Autor/Autorin