Das Unternehmen
Als Hauptsegment nennt Vorstandsvorsitzender Prof. Thomas Bauer dabei den Spezialtiefbau sowohl auf Seiten der Bauleistung als auch auf der Produktseite. Entsprechend führt die Bauer AG selbst Tiefbauprojekte durch (Geschäftssegment Bau), z. B. für große Verwaltungsgebäude mit Tiefgarage oder auch für Infrastrukturmaßnahmen (z. B. U-Bahnen). Auf der anderen Seite (Geschäftssegment Maschinenbau) werden Baumaschinen, Geräte und Werkzeuge für den Spezialtiefbau entwickelt, produziert und vermarktet.

Im Geschäftssegment Bau zählt Vorstand Bauer sein Unternehmen dabei zu den vier größten Anbietern im Spezialtiefbau weltweit, im Geschäftssegment Maschinenbau sieht er sich als weltweit größten Anbieter von Spezial-Equipment positioniert. Bereits jetzt, so Bauer im Gespräch mit dem GoingPublic Magazin, sei das Unternehmen dabei weltweit tätig, immerhin werden beispielsweise im Geschäftsbereich Maschinenbau 85 % der Umsätze (Geschäftsjahr 2005) im Ausland erzielt.

Positive Geschäftsentwicklung
In absoluten Zahlen beliefen sich die Umsätze im abgelaufenen Geschäftsjahr 2005 auf knapp 719 Mio. Euro, die von weltweit rund 5.200 Mitarbeitern generiert wurden. Das EBIT lag bei knapp 50 Mio. Euro. Für 2006 wird ein Umsatz von knapp 800 Mio. Euro erwartet, bei einer EBIT-Marge von etwas über 7 %.

Bauer AG – Daten und Kennzahlen

2003

2004

2005

2006e

2007e

Umsatz

577

602

719

788

821

EBIT

28,9

31,6

47,5

59,4

65,8

Nettoergebnis

7,8

8,7

19,5

26,7

30,9

KGV max.

47,4

42,5

19,0

13,9

12,0

Quelle: Bauer AG, Sal. Oppenheim Research; Angaben bis auf KGV in Mio. Euro

Der Börsengang
Das IPO des Unternehmens, das auf eine über 200-jährige Tradition zurückblickt und mittlerweile mehr als 70 Gesellschaften im In- und Ausland unter dem Konzerndach vereint, steht laut Bauer bereits seit längerem auf der Agenda. Doch erst jetzt sei das Umfeld gegenüber Bau- und Maschinenwerten so, dass man sich gemeinsam mit dem Finanzinvestor, der Deutschen Beteiligungs AG (DBAG), zum Vollzug entschlossen habe, so Bauer. Für die weiteren Wachstumsaussichten des Unternehmens, das bereits in der Vergangenheit eine Dividende gezahlt hat, dürfte der Börsengang dabei nicht entscheidend sein. Immerhin werden laut Emissionsprospekt bei Ausübung des Greenshoes 6,1 der rund 8,9 Mio. Aktien aus den Händen der DBAG kommen, nur rund 2,3 Mio. Aktien dagegen aus einer Kapitalerhöhung, der Rest von Tochtergesellschaften der Bauer AG. Dieser Erlös, so Bauer, solle dazu genutzt werden, das bereits jetzt starke internationale Netzwerk des Konzerns weiter auszubauen. Insbesondere bislang noch stark national angebotene Produkte und Dienstleistungen wie z.B. im Bereich Umwelttechnik sollen dabei verstärkt international vermarktet werden.

Bauer AG – Aktionärsstruktur

Pre-IPO

Post-IPO (bei Ausübung des Greenshoes)

Familie Bauer

55,8 %

48,2 %

DBAG

41,2 %

0 %

Tochterges. d. Bauer AG

3,0 %

0 %

Freefloat

0 %

51,8 %

Quelle: Emissionsprospekt

Peer Group
Gemessen an der aktuellen Umsatzverteilung des Konzerns von 60 % im Bereich Bau und rund 40 % im Bereich Maschinenbau sollte eine entsprechend gewertete Peer Group für eine erste indikative Bewertung herangezogen werden. Aktuell werden dabei international agierende Bauwerte wie die schwedische Skanska Gruppe oder die von der Größe gut vergleichbare und ebenfalls auf den Tiefbau fokussierte Keller Group mit Sitz im UK mit dem 8-fachen des für 2006 erwarteten EBITs bewertet. Unternehmen im Bereich Spezialmaschinenbau wie die ähnlich aufgestellte Trevi Group aus Italien oder als deutscher Maßstab Vossloh werden mit dem 10- bis 17-fachen des erwarteten 2006er EBITs bewertet. Die gewählte Bookbuilding-Spanne von 16,50 bis 21,50 Euro bewertet Bauer indes nur mit dem maximal 6,2-fachen 2006er EBIT – ein klares Zugeständnis an die etwas raueren Marktbedingungen der letzten Wochen.

Bauer AG – Emissionsparameter

WKN

516 810

Bookbuilding-Spanne

16,50 bis 21,50 Euro

Zeichnungsfrist

27.6. bis 3.7.

Erstnotiz

4.7.

Marktsegment

Amtlicher Markt (Prime Standard)

Volumen

Bis zu 8,88 Mio. Aktien (inkl. Greenshoe)

Konsortium

Deutsche Bank (Lead) Dresdner KW, Bay. Landesbank, Sal. Oppenheim

Freefloat

51,8 % (inkl. Greenshoe)

Internet

www.bauer.de


Fazit
Bereits seit Jahren profitieren Tiefbauunternehmen von der zunehmenden Bodenknappheit. Zum einen verlangen die immer höheren Bauten komplexere Fundamente, zum anderen wird grundsätzlich mehr in die Tiefe gebaut (Nahverkehr, Tiefgaragen etc.). Bauer wird als einer der weltweit führenden Anbieter davon profitieren. Bei der Wahl der Bookbuilding-Spanne ist der Ausstieg des Finanzinvestors DBAG wie auch das eingetrübte Börsenumfeld mit einem Zeichnungsanreiz in Bezug auf die Bewertung gegenüber der Peer Group berücksichtigt worden. Eine Zeichnung ist unter diesen Gesichtspunkten zwar noch kein „Muss“, aber ein „Kann“.

Frank Schnattinger, Falko Bozicevic

Autor/Autorin