Digitale Video-Sicherheitstechnik
Das Diepholzer Unternehmen entwickelt und produziert Softwareprodukte für die netzwerkbasierte Übertragung, Aufzeichnung und Wiedergabe von Video- und Audiodaten. Rund drei Viertel der Umsätze wurden im vergangenen Jahr in diesem als Digital Video Security bezeichneten Geschäftssegment erzielt. Im Mittelpunkt steht dabei die unkomplizierte Objektüberwachung für gewerbliche, private und öffentlich-rechtliche Nutzer, wie sie beispielsweise von Bahnhöfen und Tankstellen sowie Kaufhäusern, Banken und Museen, aber auch für private Objekte bis hinab zu Einfamilienhäusern immer stärker nachgefragt wird. Im Anwendungsbereich Prävention kommen hierzu individuell konfigurierbare Systeme von der einfachen Videoüberwachung bis hin zu komplexen Lösungen für die Kontrolle ganzer Bürogebäude zum Einsatz. Im Segment Biometrie sind dagegen die Projekte angesiedelt, bei denen auf moderne IP-Kameras mit hoher Auflösung zurückgegriffen wird, wobei derzeit in vielen Bereichen der Technologiewechsel von der analogen zur IP-basierten Videoüberwachung zu beobachten ist. Weitere Einsatzgebiete sind Qualitätskontrollen in der Produktion, Wetter- und Umweltbeobachtungen oder das Patientenmonitoring in Krankenhäusern. Das Herzstück aller Anwendungen ist dabei die von artec entwickelte digitale Video Security Software „Multieye“, die zahlreiche Folgeanwendungen und Drittsysteme sowie eine Vielzahl von Hardwarekomponenten integrieren kann.

Digital Streaming Media
Im zweiten Geschäftsfeld bietet artec technologies Fernsehsendern, Internet Service-Providern und Mobilfunkanbietern Lösungen für die digitale Aufzeichnung und internettaugliche Speicherung von Audio- und Videoinhalten. Die gespeicherten Inhalte werden dabei über Internet Protocol Television (IPTV), dessen Verbreitung sich allein in Deutschland von derzeit unter 0,2 Mio. auf ca. 1,3 Mio. Haushalte bis 2010 erhöhen soll, oder Video on Demand bereitgestellt. Darüber hinaus können sie aber auch als technische Voraussetzung für e-Learning-Anwendungen sowie durch die Verknüpfung mit Textdaten für Suchmaschinen genutzt werden. Mittelfristig soll dieses Segment rund die Hälfte der Gesamtumsätze ausmachen. Hierbei profitiert das Unternehmen davon, daß TV-Sender gesetzlich verpflichtet sind, gesendete Inhalte für mindestens 90 Tage zu speichern.

Bewegte Vergangenheit
Im Jahr 2001, als sich das erst 2000 gegründete Unternehmen aufgrund des Rückzugs der damals investierten VC-Gesellschaft bmp in finanziellen Schwierigkeiten befand, haben die beiden Vorstände, Ingo und Thomas Hoffmann, private Mittel in Höhe von 314.000 Euro in die Gesellschaft eingebracht. Die zunächst als Darlehen gewährte Finanzspritze wurde später in Besserungsscheine umgewandelt, bevor die Brüder schließlich ganz auf ihre Ansprüche verzichteten. Auch die bmp-Beteiligung kauften sie zurück. Das weitere Wachstum soll nun durch den Gang an die Börse und eine damit verbundene Kapitalerhöhung finanziert werden. Dabei wird das Grundkapital von derzeit 1,5 Mio. Euro um 650.000 Stückaktien aufgestockt. Von den daraus resultierenden Wachstumsperspektiven einmal abgesehen, könne nur auf diese Weise der Innovationsvorsprung der artec technologies gewahrt werden, wie das Management ausführt.

Strategie und Bewertung
artec technologies arbeitet bereits jetzt ohne nennenswerte Verbindlichkeiten. So soll durch den Börsengang in erster Linie die Bekanntheit gesteigert werden. Mit den zufließenden Mitteln sollen zudem Marketing und Vertrieb gestärkt werden, wie Vorstand Thomas Hoffmann gegenüber dem GoingPublic Magazin erläutert. Er begründet den Wachstumssprung im laufenden Jahr (der zunächst wie eine Hockeystick-Planung erscheint) vor allem mit strategischen Partnerschaften mit internationalen Software- und Telekommunikationskonzernen. Teilweise laufen zur Zeit bereits die Verhandlungen. Zudem sollte der Markt für IP-TV im laufenden Jahr deutlich an Bewegung gewinnen. Gleichwohl ist die Gefahr nicht zu leugnen, daß sich artec mit der geplanten Erlösvervielfachung innerhalb weniger Jahre übernimmt bzw. diese sich letztlich nicht wie prognostiziert realisieren läßt.

2004

2005

2006e

2007e

Umsatz

1,568

1,72

3,24

5,64

EBIT

0,373

0,337

1,08

2,07

Jahresüberschuß*

0,371

0,316

0,74

1,41

EPS

0,53

0,66

KGV

13,2-17

10,6-13,6

Quelle: Independent Research, Angaben außer EPS in Mio. Euro
*) bereinigt um Kosten des Börsengangs

Fazit:
Mit artec technologies steht ein kleines, aber feines Technologieunternehmen vor dem Sprung auf das Börsenparkett. Die Wachstumsstory erscheint glaubhaft, die Bewertung mit dem 10,6- bis 13,6fachen des 2007er Gewinnes günstig. Eine Investment sollte sich trotz negativem Börsenklima mittelfristig auszahlen. Das GoingPublic Magazin rät daher zur Zeichnung.

Dr. Martin Ahlers, Christian Schiffmacher

artec technologies AG – Emissionsparameter

WKN 520 958
Zeichnungsfrist 12. bis 20. Juni
Bookbuilding-Spanne 7 bis 9 Euro
Erstnotiz 27. Juni
MarketCap (bei voller Plazierung) 15 bis 19,4 Mio. Euro
Emissionsvolumen 5,2 bis 6,7 Mio. Euro (650.000 Aktien aus Kapitalerhöhung, 97.500 Stück als Greenshoe von Altaktionären)
Konsortium Baader Wertpapierhandelsbank
Free Float 34,8 %
Internet www.artec.de, www.multieye.de

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