Das gute Börsenklima beflügelt auch den Anbieter von Kleinkrediten für mobile Kunden zu einem schnellen IPO: Um den 6. Februar sollen die Aktien der finnischen Gesellschaft erstmals im Prime Standard der Frankfurter Börse gelistet sein. Das öffentliche Angebot hat ein Volumen von bis zu 117 Mio. EUR. Mit den Erlösen will das Unternehmen mit den Mikrokrediten in weitere Länder expandieren und sein Bankgeschäft ausbauen. Die Hälfte des Emissionsvolumens geht allerdings an Altaktionäre wie Firmengründer Jorma Jokela.

Börsengang

Das Angebot umfasst insgesamt bis zu 6,5 Mio. Stammaktien ohne Nennbetrag. Aus einer Kapitalerhöhung kommen 2,8 Mio. neue Aktien. Dazu möchten sich die Altaktionäre der Ferratum Group ebenfalls von 2,8 Mio. Papieren trennen. Größter Einzelaktionär ist Gründer und CEO Jorma Jokela mit einem Anteil von 82,5%. Bei starker Nachfrage könnten weitere 0,85 Mio. Aktien aus dem Besitz der beiden größten Anteilseigner im Rahmen einer Mehrzuteilung (Greenshoe) platziert werden. Angebote können in einer Spanne zwischen 15 und 18 EUR abgegeben werden. Die Zeichnungsfrist läuft noch bis zum 4. Februar, um den 6. Februar sollen die Aktien erstmals im Prime Standard der Frankfurter Börse notieren.

Das IPO hat ein Volumen von bis zu 117 Mio. EUR. Dem Unternehmen fließen davon je nach Ausgabepreis zwischen 42 Mio. und 50,4 Mio. EUR zu. Die finnische Gesellschaft würde dann an der Börse zwischen 325 Mio. und 390 Mio. EUR wert sein. Nach dem IPO sollen mindestens 26% der Ferratum-Aktien im Streubesitz sein, bei maximaler Ausnutzung der Mehrzuteilungsoption steigt der Anteil auf 30%. Begleitet wird die Transaktion von der ICF Bank, die als Sole Global Arranger und Sole Bookrunner fungiert. Co-Lead Manager sind die equinet Bank und Hauck & Aufhäuser Privatbankiers. Im Herbst 2013 hatte Ferratum bereits eine Anleihe mit einem Kupon von 8% und einem Volumen von 25 Mio. EUR emittiert. Im September 2014 bestätigte Creditreform das Rating von BBB- für den Bond. Dieser notiert derzeit bei 104% solide über pari.

Unternehmen

Ferratum bietet seine mobilen Mikrokredite überwiegend in West- und Osteuropa, aber auch im asiatisch-pazifischen Raum an. Die 350 Mitarbeiter arbeiten aber zum Großteil am Hauptfirmensitz in Helsinki, an den übrigen Standorten sind nur einzelne Mitarbeiter für das Unternehmen tätig. Die Kleinkredite mit einer Größe von 25 bis 2.000 EUR haben eine durchschnittliche Laufzeit von 30 Tagen. Kunden können sie flexibel über digitale Medien wie Internet und Handy beantragen. Dank eines softwarebasierten Prüfungsverfahrens wird der Betrag oftmals bereits nach wenigen Minuten auf ein vorhandenes Bankkonto überwiesen. Nach Unternehmensangaben hat Ferratum derzeit 1 Mio. existierende und ehemalige Kunden, denen mindestens ein Kredit gewährt wurde. Insgesamt besteht die Datenbank aus 2,8 Mio. Benutzerkonten. In Deutschland gibt es dieses Kreditangebot seit 2014. Zwischen 2009 und 2013 sind wir beim Umsatz im Durchschnitt über 40% pro Jahr gewachsen und haben gleichzeitig profitabel gewirtschaftet, sagt Jokela. Allerdings sind die Erlöse 2013 und 2014 weniger kräftig gestiegen. Ferratum ist dabei in 19 Ländern tätig. In Deutschland sind die Finnen 2014 gestartet, mit der Profitabilität werde hier innerhalb von 12-18 Monaten gerechnet.

Geschäftszahlen

Im Geschäftsjahr 2013 stieg der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um knapp 20% auf 58,2 Mio. EUR. Das Betriebsergebnis fiel um 15% auf 7,3 Mio. EUR. Da zudem höhere Finanzierungskosten anfielen, sank das Nettoergebnis um fast 20% auf 3,5 Mio. EUR. 2014 war Ferratum mit seinen Erträgen allerdings wieder auf Wachstumskurs: In den ersten neun Monaten verbesserte der Finanzdienstleister sein Betriebsergebnis um 47% auf 8,5 Mio. EUR. Die EBIT-Marge betrug 17,1%. Die Erlöse kletterten gegenüber dem Vorjahreszeitraum um knapp 15% auf 49,4 Mio. EUR. Laut Research-Studien soll der Ferratum-Umsatz in den nächsten Jahren um 40% pro Jahr nach oben schnellen von rund 70 Mio. EUR 2014 bis auf fast 200 Mio. EUR im Jahr 2017. Zugleich wird prognostiziert, dass sich das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) binnen drei Jahren von 11 Mio. auf knapp 46 Mio. EUR vervierfacht.

Ferratum Group
2012 2013 2014e
Umsatz* 48,9 58,2 70,0
Nettoergebnis* 4,6 3,5 6,5
EpS 0,21 0,16 0,30
KGV min. 70,8 95,7 50,1
KGV max. 84,9 114,9 60,1
*) in Mio., sämtliche Angaben in Euro; Quelle: GoingPublic Research

Mittelverwendung

Der Börsengang ist für Ferratum der nächste Schritt bei seinen Wachstumsplänen. „Im sich stark wandelnden Bankensektor sind wir sehr gut positioniert, vom Digitalisierungstrend traditioneller Finanzdienstleistungen zu profitieren, glaubt Jokela. „Wir wollen unsere Wachstumsstrategie bis zu einer Mobile Bank zielstrebig verfolgen.Der Fokus liegt auf Kleinkrediten für mobile Kunden. Mittelfristig sollen sie in 30 Ländern angeboten werden. Außerdem will Ferratum sein Bankgeschäft ausbauen und eine mobile Applikation zur Einführung einer Multi-Banking Mobile Plattform entwickeln.

Fazit

Mobile Payments sind weltweit ein Megamarkt, in dem viele große Player mitmischen. Mit ihren Kleinkrediten sind die Finnen in den vergangenen Jahren stark gewachsen und bereits profitabel. Ferratum ist beim Mobile-Banking aber nur in einem kleinen Marktsegment vertreten. Die Wachstumsprognosen erscheinen gleichermaßen möglich wie ambitioniert. In einigen Ländern stehen die Kredite aufgrund ihrer hohen Gebühren im Visier der Bankenaufsicht. Optisch wirkt die Aktie mit einer Preisspanne von 15 bis 18 EUR nur vertretbar bewertet, wenn Umsatz und Ergebnis wie geplant stark zulegen können. Dann allerdings sollten sich Altaktionäre nicht von bis zu 30% ihrer Papiere trennen wollen.

 

Thomas Müncher

 

Ferratum Group – Emissionsparameter
WKN A1W9NS
Zeichnungsfrist 22. Januar bis 4. Februar
Erstnotiz um den 6. Februar
Preisspanne 15 bis 18 EUR
MarketCap 325 bis 391 Mio. EUR
Marktsegment Frankfurt/Main (Prime Standard)
Emissionsprospekt ja
Emissionsvolumen 96,8 Mio. bis 116,1 Mio. EUR
Konsortium ICF BANK (Sole Global Arranger),
equinet Bank, Hauck & Aufhäuser (Co-Lead Manager)
Free Float max. 30%

 

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