Schon heute nutzten mehr als eine halbe Million Studierende die Multifunktionskarte ‚UniCard’ von InterCard als elektronischen Studentenausweis. Welcher Studierende erinnert sich nicht noch an die Warteschlangen im Prüfungsamt, bei der Ausgabe von Essensbons und vor Kopiergeräten? Zugegeben, Warteschlangen kann auch die UniCard nicht in Luft auflösen, aber sie kann den Bezahl- und Autorisierungsvorgang verkürzen und somit das Möglichste dazu beitragen, dass sich der intellektuelle Nachwuchs nicht mehr als nötig die Beine in den Bauch steht. Das schwäbische Unternehmen verfügt hier zu Lande bei multifunktionalen Kartensystemen für Universitäten, Hochschulen und Bildungseinrichtungen (eigenen Angaben zufolge) über einen Marktanteil von sagenhaften 80 %: Studierende zahlen damit an ca. 100 Universitäten und Hochschulen in der Mensa, an Kopierern, in der Bibliothek sowie an Parkschein-, Verpflegungs- und Waschautomaten.
Bienchen und Blümchen
Ganz nach dem Prinzip, dass der Schlosser stets nur die Schlüssel, nicht aber das Schloss verkaufen sollte, sind InterCard-Karten nur mit dem firmeneigenen System kompatibel – angeblich. Auf diese Weise werden Unis und Hochschulen höflich, aber bestimmt darauf hingelenkt, nur das System des Marktführers zum Einsatz zu bringen. Das macht es anderen Unis schwer, Konkurrenzprodukte auszuprobieren, sobald sich eines als Standard durchgesetzt hat. Solange Studierende den deutschen Universitäten nicht ausgehen, ist für Nachschub gesorgt: InterCard, die bis ca. 1999 vor allem aufladbare Kopierkarten vertrieb, verkauft ja die Schlüssel in Form der multifunktionalen, personenbezogenen Chipkarte, und jeder Studierende braucht so eine.
Neue Absatzmärkte im Visier
Mit der SchoolCard (für Schulen), der TeamCard (für Unternehmen und Behörden) und der ClinicCard (für Universitätskliniken und Krankenhäuser) befinden sich bereits weitere lukrative Produktgruppen im Visier der Verschlüsselungsspezialisten. Mit Hilfe des angestrebten Emissionserlöses von maximal 0,75 Mio. Euro kann das Unternehmen aus Villingen-Schwenningen zwar keine großen Sprünge machen, aber die Internationalisierung im Rahmen des Möglichen angehen. Schon heute verfügt InterCard über 23 Vertriebspartner in aller Welt. Da die Anforderungen an eine Multifunktionskarte sowohl bei anderen Produktgruppen als auch beim Einsatz im Ausland prinzipiell die gleichen sind, müssen bei einem Transfer lediglich marktspezifische Anpassungen vorgenommen werden. Die Hardware stellt übrigens eine Schwestergesellschaft her, eine Tochter der israelischen OTI. Vom Ex-Neuer-Markt-Unternehmen übernahm die 2003 gegründete Card3 GmbH im Jahr 2004 sämtliche Anteile an InterCard und verschmolz diese später in der InterCard AG. Die U.C.A.-Tochter und Beteiligungsgesellschaft DeTeBe hält 51 %, die drei InterCard-Vorstände jeweils rund 16 %. Da die Emission vollständig aus einer Kapitalerhöhung stammt, wird sich der Streubesitz nach dem Börsengang auf maximal 12,4 % belaufen (siehe Tabelle).
InterCard |
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2005 |
2006e |
2007e |
2008e |
Umsatz* |
5,7 |
6,1 |
6,6 |
7,4 |
Nettoergebnis.* |
0 |
0,54 |
0,50 |
0,65 |
EpS |
0,00 |
0,45 |
0,42 |
0,54 |
KGV** |
n. ber. |
11,1 |
12,0 |
9,2 |
*) in Mio., sämtliche Angaben in Euro; Quelle: Independent Research und eigene Schätzungen |
||||
**) auf Basis der Preisspanne |
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Wettbewerb und Zahlen
Bei Erlösen von ca. 6,1 Mio. Euro im laufenden Jahr arbeitet InterCard profitabel, während das Verhältnis von Enterprise Value zum Umsatz bei unter 1 liegt. Für 2007 beläuft sich das KGV auf rund 12, wobei im Zahlenwerk für 2006 ein außerordentlicher Ertrag (0,16 Mio. Euro) zu berücksichtigen war und damit der Jahresvergleich etwas holprig wirkt. Nachdem sich die UniCard als Standard hier zu Lande durchgesetzt hat, bestehen zunächst hohe Eintrittsbarrieren für Wettbewerber, obgleich das Geschäftsmodell relativ leicht kopierbar sein dürfte. Die Frage ist, ob und wie viel Marktmacht Unis bei der Wahl von derartigen Multifunktionssystemen haben können. Nichtsdestotrotz, durchgesetzt hat sich die Multicard von InterCard und nicht diejenige der Konkurrenz wie etwa von Schomäcker oder Siemens, die diese Sparte allerdings lediglich als „Bei-Produkt“ betreibt.
Fazit
Die Emissionsbewertung fällt im Peer Group-Vergleich moderat aus, nicht zuletzt um dem aktuell äußerst schwierigen Umfeld für Small Caps Rechnung zu tragen. Positiv ist zudem, dass InterCard zusätzlich zum Open Market die Einbeziehung in den Entry Standard mit erhöhten Transparenzpflichten anstrebt. Die Aktien eignen sich als Depotbeimischung, sollten aber risikobewussten Anlegern vorbehalten bleiben.
Falko Bozicevic
InterCard – Emissionsparameter |
|
WKN |
A0J C0V |
Erstnotiz |
vrs. 5. Januar |
Zeichnungsfrist |
18. bis 27. Dezember |
Bookbuildingspanne |
5 Euro (Festpreis) |
MarketCap |
6,0 Mio. Euro |
Marktsegment |
Open Market (+Entry Standard) |
Emissionsvolumen |
reine Kapitalerhöhung, |
|
Emiss.volumen max. 0,75 Mio. Euro |
Konsortium |
Baader |
Free Float |
12,4 % |
Internet |