Interview mit Frank Wagner und Benjamin Klöck, beide Geschäftsführer, hw.design GmbH

hw.design landete beim mm-Geschäftsberichte-Award 2013 einmal mehr mehrere Erfolge in den Top-10 – etwa nur Zufall? Das GoingPublic Magazin sprach mit den beiden Geschäftsführern u.a. über die größten Herausforderungen bei Kunden und die Planbarkeit solcher Erfolge.

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Frank Wagner (links) und Benjamin Klöck

Interview mit Frank Wagner und Benjamin Klöck, beide Geschäftsführer, hw.design GmbH

GoingPublic: Herr Wagner, Herr Klöck, wie und wo beginnt bei Ihnen normalerweise Ihr Wirkungsspektrum bei einem Geschäftsbericht?

Wagner: Bei einem Neukonzept für einen Kunden machen wir nicht nur die visuelle Gestaltung, wie man aus unserem Firmennamen vielleicht vermuten könnte. Wir kommen stets von der Marke des Kunden: Daraus entwickeln wir eine Definition oder ein bestimmtes Kommunikationsziel. Das kann durchaus eine Mittelfristplanung über drei, vier oder fünf Jahre hinweg sein.

GoingPublic: Das heißt, eine Zusammenwirkung zwischen Kunde und Agentur ist im Prinzip niemals auf „One-Hit-Sensations“ ausgelegt?

Klöck: Nein, das wäre nichts, was den Namen Strategie verdient hätte. Wenn man etwa das Thema Innovation eines Kunden stärker betonen möchte, kann man das zum Beispiel im ersten Jahr mit einer Darstellung des Innovationsmanagements, im zweiten Jahr wie dies in der Praxis des Unternehmens aussieht, im dritten Jahr, welchen Nutzen die Kunden davon haben usw.

Wagner: Damit wird auch deutlich, dass wir den Geschäftsbericht nicht als einfaches Reporting-Instrument auffassen – natürlich ist er das immer, das ist klar. Aber er ist auch eine wichtige strategische Kommunikationsmaßnahme eines Konzerns.

GoingPublic: Übernehmen Sie als Design-Agentur nur einfach visuell darstellbare Kunden wie Audi …?

Wagner: Viele unserer Kunden sind aus dem DAX-30. Die haben ja in der Regel alle eine feste Aufstellung. Die Möglichkeiten zu einer neuen Definition sind da natürlich sehr begrenzt.

Klöck: Ich erinnere an Fresenius Medical Care, denen über lange Zeit hinweg ein nicht so herausragendes Erscheinungsbild bescheinigt wurde. Da sind mit den genannten Maßnahmen in den letzten paar Jahren ganz phantastische Ergebnisse zustande gekommen.

GoingPublic: Gibt es Branchen oder Kunden, mit denen Sie als Designer rein gar nichts anfangen können?

Wagner: Spannende Geschichten hat doch sicherlich jedes Unternehmen zu berichten. Die muss man ermitteln und positiv besetzt in den Vordergrund rücken.

Klöck: Wir stellen eine Dienstleistung bereit. Ich erinnere mich aber daran, dass wir im Militärbereich mal ein zu starkes Werben des Kunden für seine Produkte zurückschrauben mussten.

GoingPublic: … aber wenn die aktuelle Geschäftsentwicklung gerade keine positiv besetzten Werte für den Vordergrund hergibt?

Wagner: Tatsächlich kommt das ab und zu vor. So kann es sein, dass der Kunde ein gerade nicht ganz zeitgemäßes Anspruchsdenken mitbringt, während gleichzeitig im Reporting eine weniger erfreuliche Geschäftslage beschrieben werden muss. Das ist dann zweifellos eine Herausforderung.

GoingPublic: Für welche Zielgruppe genau designen Sie einen Geschäftsbericht da überhaupt – ist das nicht ein Spagat, der kaum zu bewältigen ist?

Wagner: Das ist die große Herausforderung. Ein Geschäftsbericht ist ja nicht nur für professionelle Leser. Natürlich müssen Imageteil und Reporting zueinander passen und dürfen sich nicht widersprechen in der Kommunikation. Wir fragen auch stets: Was brauchen unsere Zielgruppen? Das betrifft die Nutzungsgewohnheiten, die heute vom Smartphone über das Tablet bis zum gedruckten Geschäftsbericht reichen.

GoingPublic: Ist der gedruckte Geschäftsbericht todgeweiht?

Klöck: Im Gegenteil ist es so, dass einige Kunden, die vor Jahren schon komplett auf Online umsteigen wollten, jetzt wieder zurückkommen und auch einen gedruckten Geschäftsbericht möchten. Man kann viel daran heruminterpretieren, aber irgendwie besitzt ein gedrucktes Werk für viele Leser immer noch eine andere Authentizität als das flüchtige Online-Medium. Der gedruckte Geschäftsbericht hat weiterhin seinen festen Platz. Und ich möchte behaupten, dass jeder, der sich beruflich mit einem Geschäftsbericht befassen muss, stets ein gedrucktes Exemplar bei sich liegen hat.

GoingPublic: Beim mm-award „Der beste Geschäftsbericht “ hat hw.design offenbar ein Abo auf Awards: Zufrieden mit diesem Jahr?

Wagner: Durchaus, für die Gestaltung mit Allianz Platz 1 und ProSiebenSat1 Platz 2 in der Gesamtwertung. Es sind glaube ich sieben Berichte von hw.design unter den Top-10.

GoingPublic: … ProSiebenSat1 dürfte beim Thema Gestaltung doch sicherlich ein dankbarer Kunde für Sie sein, oder nicht?

Wagner: ProSiebenSat1 hat auch für seinen Online-Geschäftsbericht den Award – da gibt es nur einen – gewonnen. Insofern ein wirklich gutes Unternehmen, das man adäquat darstellen kann.

GoingPublic: Meine Herren, vielen Dank an Sie beide für die höchst interessanten Einblicke.