Der Endverbraucher selbst kommt mit den Wacker-Produkten eher selten in Berührung, da der Konzern auf die Produktion von Spezialprodukten für eine Vielzahl von Industrien und Branchen spezialisiert hat.

In Sonne investieren
Besonders auf die Herstellung von Polisilicium, das zur Herstellung von Solarmodulen verwendet wird, will sich Wacker Chemie künftig konzentrieren. Die Solarbranche boomt und die Nachfrage aus Ländern wie den USA oder China ist groß. Daher investiert der Chemiekonzern in den Ausbau der Polisilicium-Sparte, die heute bereits fast ein Viertel des gesamten Konzernumsatzes ausmacht. Anfang April wurde die neue Polisilicium-Anlage in Burghausen in Betrieb genommen. Das Hochfahren von „Poly 8“ soll noch im zweiten Quartal, und damit sechs Monate früher als geplant, abgeschlossen sein. Insgesamt rund 500 Mio. EUR investierte Wacker in die sogenannte Aufbaustufe 8 und schaffte damit circa 200 neue Arbeitsplätze. Doch damit nicht genug: Auch die nächsten Projekte sind schon in Planung, darunter eine Anlage in Thüringen und eine im US-Bundesstaat Tennessee. Damit positioniert sich Wacker als zweitgrößter Hersteller von polykristallinem Reinstsilicium weltweit.

Neben Polisilicium gehören Halbleiter (Siltronic), Polymere und Spezialchemikalien sowie Silicone zu den Kernbereichen. Das Familienunternehmen bedient damit fast jede Branche von der Bauindustrie über Automobil bis hin zu Textilien. Wacker Biosolutions konzentriert sich auf biotechnologisch hergestellte Produkte und bedient damit die Life-Science- und Nahrungsmittelindustrie.

Wachstumsstory
Den Grundstein des heute erfolgreichen Unternehmens legte Alexander Wacker, der die Wacker-Chemie GmbH 1914 gründete. Im Jahr 1921 übernahm die Hoechst AG (vormals Farbwerke Hoechst) die Hälfte der Aktienanteile von Wacker. Aus dieser Zusammenarbeit ging das Wacker-Hoechst-Verfahren zur Gewinnung von Acetaldehyd aus Ethen hervor – ein Verfahren, das in den 1970er Jahren seinen Höhepunkt hatte. In den 1960er Jahren wuchs das Familienunternehmen stetig weiter und expandierte in die USA und nach Asien. Des Weiteren wurde das Portfolio in den Bereichen Chemie, Bau, Elektronik und Solar kontinuierlich ausgebaut. Seit dem Börsengang 2006 konzentriert sich Wacker verstärkt auf die Herstellung von polykristallinem Reinstsilicium – die tragende Säule des heutigen Geschäfts. Mittlerweile arbeiten insgesamt über 15.000 Angestellte für das MDAX-Mitglied in Europa, Amerika und Asien.

Familie Wacker als Mehrheitsaktionär
Dass die Gründerfamilie heute rund 64% der Anteile an Wacker Chemie hält, ist dem Engagement des Gründer-Urenkels Dr. Peter-Alexander Wacker, der 2005 den Vorstandsvorsitz nach der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft übernahm, zu verdanken. 2001 erwarb er die Aventis-Anteile (die einstigen Hoechst-Anteile) und brachte das Unternehmen 2006 an die Börse. „Bei dieser Transaktion ging es darum, dass der frühere Minderheitsgesellschafter von Wacker, Sanofi-Aventis, sich im Zuge eines Strategiewechsels von seinen Anteilen an der damaligen Wacker Chemie GmbH trennen wollte. Diese Anteile hat dann die Familie erworben und den Kauf über den Börsengang refinanziert“, erklärt Dr. Rudolf Staudigl gegenüber dem GoingPublic Magazin, der seit 2008 Vorstandsvorsitzender ist.

Langfristigen Unternehmenserfolg sicherstellen

Nur zweieinhalb Jahre nach dem erfolgreichen Börsengang wechselte Wacker in den Aufsichtsrat und übergab die Führung des Unternehmens an Staudigl. Als Begründung für den Wechsel gibt Staudigl an, dass Wacker hiermit die langfristige strategische Ausrichtung des Unternehmens sicherstellen wolle. Für den Vorstandsvorsitzenden liegen die Vorteile, mit der Wacker Familiengesellschaft mbH einen langfristig orientierten Mehrheitsaktionär zu haben, klar auf der Hand: „Ich bin der Meinung, dass gerade diese Konstellation eines Mehrheitsaktionärs, dem primär der langfristige Unternehmenserfolg am Herzen liegt und der unsere Wachstumsstrategie unterstützt, kombiniert mit den Anforderungen des Kapitalmarkts für das Unternehmen hilfreich ist. Denn dies stellt sicher, dass Wacker seinen Kurs des profitablen Wachstums konsequent verfolgen kann.“

Wachstumsstrategie mit Erfolg

Und wie die aktuellen Quartalszahlen zeigen, geht diese Strategie auf: Der Chemiekonzern konnte seinen Umsatz in den ersten drei Monaten 2010 um 22% im Vergleich zum Vorjahresquartal auf mehr als 1 Mrd. EUR steigern. Für das Jahr Geschäftsjahr 2010 rechnet Wacker daher mit einem Umsatz von über 4 Mrd. EUR. Den zurückgekehrten Optimismus unterstreicht das Management dadurch, dass trotz des Verlustes von 2009 eine Dividende in Höhe von 1,20 EUR pro Aktie ausgezahlt werden soll.

Fazit
Mit dem Fokus auf die Produktion von polykristallinem Reinstsilicium sichert sich Wacker weltweit eine gute Marktposition. Die hohe Nachfrage gleichen die fallenden Preise für Polysilicium aus. Gerade Länder wie USA, China und Indien haben einen sehr hohen Bedarf an dem Grundstoff, den Wacker Chemie liefert. Auch wenn Dr. Wacker nicht mehr direkt die Geschicke des Unternehmens lenkt, hat der Gründer-Urenkel mit seiner Strategie, den Fokus auf die Polysilicium-Produktion zu legen, eine solide Ausgangsbasis für die Zukunft des Unternehmens geschaffen.

Maximiliane Worch

Ursprünglich erschienen in der GoingPublic Ausgabe 6/2010.

 

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