Vor der Einführung der integrierten Berichterstattung sollten Unternehmen mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung Erfahrungen sammeln. Foto: Sergio Donà – Fotolia

 

Sabine Braun und Peter Poppe

Von Sabine Braun und Peter Poppe

„Integrated Reporting“ ist ein Trend, der von den einen enthusiastisch begrüßt, von anderen rundheraus abgelehnt wird. Schon jetzt kann man aber davon ausgehen, dass die Zusammenführung der Geschäfts- und der Nachhaltigkeitsberichterstattung über kurz oder lang kommen wird. Allein ein Blick auf die Zusammensetzung des 2010 gegründeten International Integrated Reporting Committee (IIRC) reicht um zu erkennen, dass der Trend – zumindest für viele große Unternehmen – nicht mehr umkehrbar ist. Darunter sind mit dem International Accounting Standards Board (IASB), der Global Reporting Initiative (GRI), den vier großen Wirtschaftsprüfern und zahlreichen weiteren Marktteilnehmern alle Organisationen vereint, die man braucht, um entsprechende Vorgaben zu erstellen.

Für die integrierte Berichterstattung gibt es gute Gründe. So wird beispielsweise allgemein anerkannt, dass der Marktwert und der Buchwert von Aktiengesellschaften immer weiter auseinander klaffen, weil der Unternehmenswert stark von Einflüssen geprägt wird, die mit Verantwortung und Nachhaltigkeit zusammenhängen. Die derzeit praktizierte Unternehmensanalyse kann aber all die ökologischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen des Wirtschaftens in einer globalisierten Welt nicht erfassen, die heute den geschäftlichen Erfolg maßgeblich beeinflussen.

Der dritte Schritt vor dem zweiten

Für die meisten Unternehmen in Deutschland geht die aktuelle Entwicklung zur integrierten Berichterstattung allerdings erkennbar zu schnell. Betrachtet man die 80 größten börsennotierten Aktiengesellschaften in Deutschland (aus DAX und MDAX), so haben 35 davon noch nicht einmal eine Nachhaltigkeitsberichterstattung, haben sich also bisher nicht systematisch mit der Frage beschäftigt, welchen ökologischen und sozialen Voraussetzungen ihr Geschäft eigentlich unterliegt. Nun, ohne „Übergang“ sofort in einer Form darüber zu berichten, dass Aktienanalysten die neuen Informationen sinnvoll verwerten können, wäre der dritte Schritt vor dem zweiten.

Zudem kann selbst bei den meisten DAX-30-Unternehmen von einer Integration des Themas in die täglichen Geschäftsabläufe keine Rede sein. Aus diesem Grund wirken viele der ersten Ansätze zur integrierten Berichterstattung in Deutschland auch so aufgesetzt. Wer nicht integriert denkt und lenkt, kann (und sollte!) auch nicht integriert berichten.

Wenn viele Unternehmen heute noch sehr skeptisch gegenüber der Integrierten Berichterstattung sind, begründen sie dies meist nicht aus der Innensicht, sondern mit den unterschiedlichen Interessen und Erwartungen ihrer Zielgruppen. Diese Zielgruppen können nur mit guten Argumenten ins Boot geholt werden: Die Zielgruppen der Geschäftsberichterstattung müssen lernen, die wirtschaftliche Relevanz von Nachhaltigkeit und unternehmerischer Verantwortung zu erkennen. Und die Zielgruppen der Nachhaltigkeitsberichterstattung müssen anerkennen, dass Unternehmen ihre eigene Zukunftsfähigkeit in den Mittelpunkt rücken. Dafür jedoch wäre der Integrierte Bericht ein ideales Instrument.