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Astrid Klewno, Projektleitung Hauptversammlung, SAP AG

 

Neben der Münchener Rück zählt SAP zu den Vorreitern in Sachen Online-Hauptversammlung. Im Interview mit dem HV Magazin berichtet SAP-Projektleiterin Astrid Klewno über Erkenntnisse und Erfahrungen der Internet-Premiere sowie über die Zukunft der Online-HV.

HV Magazin: Frau Klewno, warum haben Sie sich dazu entschieden, 2011 erstmals die Online-Teilnahme an Ihrer Hauptversammlung zu ermöglichen?

Klewno: Als Technologie-Unternehmen haben wir uns schon früh mit den Möglichkeiten und Grenzen der Online-Services für HV-Teilnehmer auseinandergesetzt, um unseren Aktionären gemäß ihren persönlichen Bedürfnissen optimale und flexible Bedingungen für die Ausübung ihrer Aktionärsrechte anbieten zu können. Das gilt für das Internet-Proxy-Voting mit seiner Möglichkeit der Bevollmächtigung von Stimmrechtsvertretern über das Internet genauso wie für die vollständige Live-Übertragung der gesamten HV – in Deutsch und Englisch – im Web und natürlich die direkte Online-Teilnahme. Wir erhoffen uns von den Möglichkeiten der Online-Teilnahme eine Erweiterung des bisherigen Teilnehmerkreises. Aktionäre, die keine Möglichkeit haben, an der Präsenz-HV vor Ort teilzunehmen, z.B. ausländische Investoren, Belegschaftsaktionäre, können die HV online vollständig verfolgen und ihre Stimmen nach der Generaldebatte abgeben – wie die Präsenz-Teilnehmer auch. Darüber hinaus hat der Online-Teilnehmer die Möglichkeit, bei vorzeitiger Beendigung der Online-Teilnahme den Stimmrechtsvertretern der Gesellschaft Vollmacht und Weisung zu erteilen.

HV Magazin: Wie hoch war der  zusätzliche Aufwand für Vorbereitung und Durchführung der Online-HV?

Klewno: Der Zusatzaufwand hielt sich in Grenzen. Wir haben sicher davon profitiert, dass durch den bisherigen, langjährigen Einsatz des Internet-Proxy-Voting eine Basis vorhanden war, die es uns ermöglicht hat, mit relativ geringem zeitlichem Aufwand und überschaubaren Zusatzkosten sowohl die Anforderungen an das Layout als auch an die technischen und rechtlichen Voraussetzungen der Online-Teilnahme zu erfüllen.

HV Magazin: Wie viele Online-Teilnehmer waren es?

Klewno: Insgesamt waren 69 Aktionäre online registriert, die insgesamt 73 Eintrittskarten vertreten haben.

HV Magazin: Wie lange waren sie durchschnittlich „anwesend“?

Klewno: Das war sehr unterschiedlich – eigentlich ähnlich dem Verhalten der Präsenz-Aktionäre in der SAP-Arena. Interessant ist allerdings die prozentuale Teilnahme an der Abstimmung: In der Arena waren noch ca. 12,8% derjenigen Aktionäre – ohne Stimmrechtsvertreter – vertreten, die am HV-Tag vor Ort präsent waren; dagegen waren immerhin 30% der Online-Teilnehmer auch noch während der Abstimmung vertreten – ebenfalls ohne Stimmrechtsvertreter.

HV Magazin: Welche Rechte könnten die Online-Teilnehmer ausüben? Nur Teilnahme und Abstimmung, oder waren auch Fragen zugelassen?

Klewno: Beim erstmaligen Angebot einer Online-Teilnahme war es uns wichtig, zum einen die technische Komplexität des für uns neuen Systems auf das Wesentliche zu beschränken und zum anderen, eine absolut rechtssichere Online-HV zu gewährleisten. Vor diesem Hintergrund haben wir uns entschieden, im ersten Schritt die Online-Teilnahme und die Online-Abstimmung – auch zu etwaigen Verfahrensanträgen – zu ermöglichen. Aber warum „nur“? Die überwältigende Mehrheit der Präsenz-Teilnehmer der HV nimmt auch „nur“ Teilnahme- und Abstimmungsrechte wahr, das Frage- bzw. Rederecht wird nur von einem sehr geringen Prozentsatz genutzt. Insofern ist es naheliegend, zunächst die wichtigsten Rechte auch im Internet anzubieten. Abgesehen davon gehen wir davon aus, dass auch in Zukunft die meisten Aktionäre, die das Rede- bzw. Fragerecht wahrnehmen wollen, selbst die HV besuchen werden – und uns ist natürlich dieser direkte Dialog zwischen Vorstand, Aufsichtsrat und Aktionären sehr wichtig.

HV Magazin: Wie viele Online-Teilnehmer haben abgestimmt?

Klewno: 21 Aktionäre haben direkt oder durch einen Dritten online abgestimmt. Dazu kommen natürlich diejenigen Online-Teilnehmer, die bei Beendigung ihrer Online-Teilnahme den Stimmrechtsvertreter bevollmächtigt haben.

HV Magazin: Haben auch ausländische Aktionäre online teilgenommen?

Klewno: Ja, ein Aktionär aus Österreich und ein Aktionär aus Liechtenstein haben als Online-Teilnehmer die HV verfolgt.

HV Magazin: Haben einzelne Aktionäre auch zwischen Präsenz- und Online-HV gewechselt?

Klewno: Ja, zwei Teilnehmer haben vormittags vor Ort an der HV teilgenommen und nachmittags online abgestimmt.

HV Magazin: Planen Sie, 2012 erneut die Online-Teilnahme anzubieten?

Klewno: Ja, das ist vorgesehen.

HV Magazin: Warum haben Ihrer Meinung nach bislang die meisten Unternehmen die Möglichkeiten noch nicht genutzt, die ihnen das ARUG bei der Online-HV bietet?

Klewno: Wie die Teilnehmerzahlen zeigen, ist der kurzfristige Nutzen sicher eher gering. Allerdings zeigt gerade die Entwicklung beim Internet-Proxy-Voting, bei dem ja auch die SAP zu einem der ersten Wegbereiter zählte, dass sich neue Aktionärsservices erst etablieren müssen – nach anfänglich sehr geringer Nachfrage durch die Aktionäre wird dieser Service mittlerweile sehr intensiv von Aktionären genutzt.

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