Im Gespräch mit dem GoingPublic Magazin berichtet die Vorstandsvorsitzende des größten deutschen Onlineanbieters von staatlich lizenzierten Lotterien im Internet, dass der deutsche Onlinelotteriemarkt mit 6% im internationalen Vergleich noch relativ klein sei – entsprechend besitze er noch einiges an Luft nach oben. Wachstumstreiber sind vor allem mobile Anwendungen und jüngere Spieler, die über die Onlineprodukte zum ersten Mal an das Lottospielen herangeführt würden. Erst seit 2012 ist hierzulande das Anbieten von Lottoprodukten übers Internet wieder möglich.

Petra von Strombeck, Vorstand Lotto24 AG
Petra von Strombeck, Vorstand Lotto24 AG

GoingPublic: Wie wirkt sich der neue Glücksspielstaatsvertrag auf Lotto24 aus?
Petra von Strombeck: Erst mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag ist unser Geschäftsmodell, also unsere Vermittlungstätigkeit, seit 2012 legal wieder möglich geworden. Das ist natürlich positiv für uns. De facto ist es aber so, dass der Glückspieländerungsstaatsvertrag viele Beschränkungen enthält, die für ein völlig harmloses Produkt wie Lotto überdimensioniert sind. So müssen wir sicherstellen, dass Jugendliche bei uns nicht spielen können – dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Gefordert werden aber Checks, wie sie die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) für pornographische Inhalte vorschreibt, was für ein Lotterieprodukt albern ist und Kunden abschreckt. Wir müssen auch die geplanten Werbemaßnahmen im Rahmen eines Werbekonzepts bei der Behörde einreichen, um auf dieser Basis eine Werbeerlaubnis einzuholen. Das ist eine Zensur, die man so nicht mal im Alkohol- oder Tabakbereich kennt. Der aktuelle gesetzliche Rahmen ist für die Vermarktung eines absolut ungefährlichen Produktes wie Lotto also mühsam – aber dennoch ermöglicht er es uns, unser Geschäft zu betreiben.

Sind Sie gegenüber ausländischen Anbietern benachteiligt?
Ausländische Anbieter profitieren ganz klar davon, nicht so streng überwacht zu werden. Allerdings verfügen sie nicht über die nötigen Werbeerlaubnisse, so dass die Vermarktungsaktivitäten stark eingeschränkt sind: große TV-Sender, Onlineportale und Google akzeptieren nur Anbieter mit gültigen Werbeerlaubnissen.

Sie bieten ja ausschließlich externe Produkte an.
Ja, wir sind Vermittler staatlicher Lotterien, wie jeder Kiosk an der Ecke auch, und vermarkten die Produkte des Deutschen Lotto- und Totoblocks – wichtigstes Produkt ist dabei Lotto 6aus49. Wir sind also nicht selbst Veranstalter, sondern Vertriebspartner der staatlichen Veranstalter und dürfen natürlich Produkte bündeln oder zusätzliche Services anbieten.

Wo besteht das größte Wachstumspotential?
Der Onlinelottomarkt ist per se der größte Wachstumsmarkt, denn bis 2012 war in Deutschland das Lottospielen im Internet verboten. Momentan ist der Onlinebereich mit einem Anteil von 6% am Gesamtmarkt noch relativ klein, aber im vergangenen Jahr immerhin um etwa 50% gewachsen. Im Internetzeitalter, in dem von Banking bis Reisebuchungen etwa 50% online erledigt werden, fragt man sich ja, wieso sollte ein Kunde noch zum Kiosk gehen. Der Offlinemarkt ist daher im letzten Jahr leicht zurückgegangen.

Hat der Markt hierzulande noch keine Sättigung erreicht?
Im Onlinesegment auf keinen Fall. Wenn beim Banking und Ticketing Onlineanteile von über 50% erreicht werden können, ist das auch für Lotto das langfristige Ziel. In Skandinavien liegt der Onlineanteil am Lottomarkt zum Beispiel heute schon bei 25 bis 30%. Durch die regulatorischen Einschränkungen zwischen 2008 und 2012 ist der deutsche Lottomarkt um rund 20% eingebrochen, während international die Märkte um über 20% gewachsen sind. Grundsätzlich gibt es daher ein Aufholpotential. Wie sich der Gesamtmarkt entwickelt, bleibt somit abzuwarten. Gäbe es neue spannende Produkte, könnte der Markt mit entsprechender Werbung wieder dynamisch wachsen.

Können Sie etwas zur Gesamtmarktentwicklung sagen?
Der Lotteriegesamtmarkt ist im letzten Jahr stabil geblieben. Der Onlineanteil am Gesamtmarkt ist auch dank unserer Aktivitäten von 4 auf 6% zum Vorjahr gewachsen, das heißt von rund 250 auf fast 400 Mio. EUR. Der Onlinemarkt hat noch ein großes Potential. Die Lotto24 AG hat ihren Marktanteil am Onlinegeschäft von 12 auf 21% beinahe verdoppelt. Somit sind wir der größte Onlineanbieter und Marktführer. Darüber hinaus haben wir auch Neukunden an unsere Produkte herangeführt, die davor noch überhaupt kein Lotto gespielt haben.

Rollen Sie viel mobil auf, d.h. über Apps und andere mobile Anwendungen? 
Ja, wir haben sehr nutzerfreundliche mobile Anwendungen entwickelt. Lotto24 ist überall dort präsent, wo relevante Kundenbeziehungen und Vertriebswege vorhanden sind. Die Deutschen verbringen mittlerweile mehr als die Hälfte ihrer Web-Zeit mit dem Smartphone, 85% davon mit Apps. Diesen Trend haben wir erkannt und nutzen die zusätzliche Chance, lottoaffine Zielgruppen zu erschließen. Ein Spiel über eine App ist sehr bequem. Wir stellen unseren Kunden den „persönlichen Lottokiosk immer griffbereit“ in der Hosentasche zur Verfügung. Ein Angebot, das optimal auf die Bedürfnisse unserer Nutzer zugeschnitten ist – unabhängig vom Endgerät. Der Kunde kann mit zwei Klicks einen Schein abgeben.

Das Interview führte Konstantin Riffler. Den ausführlichen Beitrag finden Sie im GoingPublic Magazin 3/15, das am Dienstag erscheint. Das E-Paper zum Magazin finden Sie vorab hier.

Autor/Autorin