Zur Veränderung gehört viel Mut. Aber damit Unternehmen wieder besser am Markt wahrgenommen werden, ist ein Relaunch häufig unumgänglich. Im Gespräch mit dem GoingPublic Magazin erklärt Conny Springer, Geschäftsführerin bei heureka, welche Chancen ein Relaunch mit sich bringt und wie gravierend die Veränderungen sein dürfen.

GoingPublic: Frau Springer, Design ist ihre Herkunft, ihr Markenzeichen. Wie wichtig ist für ein Unternehmen der Wiedererkennungseffekt im Rahmen einer Unternehmenskommunikation?

Springer: Gibt es etwas Wichtigeres, als einen Wiedererkennungswert, eine Identifikationsmöglichkeit mit dem Unternehmen? Wenn ich am Markt nicht auffallen und mich in der Erinnerung der Kunden verankere, bin ich als Unternehmen austauschbar und werde dies über Kurz oder Lang auch zu spüren bekommen. Deshalb ist es unerlässlich, eine Differenzierungsstrategie zu fahren, um im geeigneten Maße aufzufallen.

GoingPublic: Wie weit kann man bei einem Relaunch gehen?

Springer: Sicher gehört zu jedem Relaunch Mut. Mut, Visionen und Kreativität zu verkaufen und neue Wege zu gehen. Noch mehr Mut und Vertrauen bedarf es allerdings auf Kunden- und Investorenseite. Doch in der Bereitschaft den Weg mitzugehen, liegt die Chance, sich vom Wettbewerb abzuheben und im Markt zu überleben. Agieren statt reagieren! Unsere Agentur ist es gewohnt, initiativ-kreativ zu arbeiten, um immer wieder zu überraschen. Das ist unsere Natur und dazu stehen wir. Und unsere Kunden schätzen diesen Mut.

GoingPublic: Wieso bietet ein Relaunch eine Chance?

Springer: Altbewährtes, das hervorragend funktioniert, forciert oftmals Stillstand. Wer gut sein will, muss sich deshalb auch immer wieder selbst hinterfragen … und sein Ergebnis kommunizieren. Nehmen Sie Marken, die aus der Vergessenheit wieder in den Vordergrund getreten sind – dies geschieht nicht, ohne den grundlegenden Wandel der eigenen Kommunikationsstrategie, denn ich kann neue Zielgruppen nicht mit dem Staub von gestern begeistern. Noch ein Beispiel: Unsere Agentur hat sich in orange von einer kleinen Designbude zu einer prämierten Full-Service Agentur entwickelt. Unser neues Corporate Design ist nun das Agentursalz in der Kreativsuppe und unser persönlicher red carpet – zu bestehenden Kunden gleichermaßen wie zu neuen Kunden, Projekten und Ideen.

GoingPublic: Sind hier dem Mut Grenzen gesetzt – oder wie weit kann ein Unternehmen gehen? Kommt dies nicht sehr auf die jeweilige Branche an, in der es agiert? Design-Häuser können sich doch sicherlich mehr leisten als alteingesessene Maschinenbau-Unternehmen…

Springer: Sicherlich fließen Innovationen, Ideen und Individualität in unseren Werbeadern. Aber auch Gesellschaften aus anderen Branchen können Mut beweisen. Schon Napoleon sagte: „Man kann keinen Eierkuchen backen, ohne ein paar Eier zu zerschlagen.“ GESCO AG oder SinnerSchrader, beides Großkunden, die wir seit Jahren in der Finanzkommunikation betreuen: Sie hätten nicht teils mehrere reddot Design Awards gewonnen, wenn Sie keinen Mut gehabt hätten, sich von der breiten Masse abzuheben. Mutige Schritte werden reich belohnt, wenn sie unerwartet sind und Begeisterungspotenzial besitzen.

GoingPublic: Wie offensiv sollte man mit kreativen Änderungen umgehen?

Springer: Unser Anspruch ist es, die Dinge unverhüllt beim Namen zu nennen! Und diesen Rat geben wir auch unseren Kunden weiter. Erst aus aufrichtiger und offener Kommunikation und der Kunst des Zuhörens etabliert sich nachhaltiger Kommunikations- und damit auch Unternehmenserfolg. Aus dem Verstehen erwachsen das Fühlen, Denken und Handeln für die Marke. Nur wer das Denken und die Ziele des Kunden kennt, kann sie auch umsetzen – Das ist unsere Überzeugung.

GoingPublic: Frau Springer, vielen Dank für Ihre interessanten Antworten!

Das Interview führte Robert Steininger.

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